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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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hast die Geduld verloren und einfach das Zimmer betreten«, sagte ich. »Zum Teufel mit dir, Emerson.«
    »So war es nicht, Peabody. Wie ich Ramses zu diesem Zeitpunkt erklärte, traf der dritte Schuß nicht in unserer Nähe auf. Ich nahm an, daß er uns so lange in Schach halten sollte, bis Bertha durch das Fenster geflohen war. Es war wie ein Schock, sie dort liegen zu sehen. Wir konnten nichts mehr für sie tun, deshalb gingen wir zur Polizei und gaben den Vorfall zu Protokoll, bevor wir zu Mohassibs Haus zurückkehrten.«
    »Dann ist ihre Leiche jetzt im Leichenschauhaus?«
    »Ich nehme es an. Erzähl mir jetzt bitte nicht, daß du sie dir ansehen willst. Ich versichere dir, der Anblick würde dir nicht gefallen.«
    »Ich denke, ich erspare mir das. Allerdings werde ich immer neugierig sein, welche Rolle sie gespielt hat. Eine Touristin, vermute ich. Ich überlege …«
    »Da gibt es nichts zu überlegen«, entgegnete Emerson entschieden. »Also dann, Peabody, jetzt bist du an der Reihe. Welche weltbewegende Information hat dir Mohassib gegeben?«
    »Der Papyrus stammte aus dem königlichen Versteck in Dair al-Bahri.«
    »Ah«, sagte Emerson. Er tastete nach seiner Pfeife, fand sie jedoch nicht, da er weder Jacke noch Hemd trug. »Ramses, würdest du bitte in meiner Manteltasche nachsehen … Danke. Also, Peabody, das hatten wir doch bereits vermutet, oder?«
    »Das war nur eine von mehreren Möglichkeiten, die sich jedoch alle nicht beweisen ließen. Mohassib war sich ganz sicher. Seiner Aussage nach hielten die Abd er Rassuls ihn jahrelang versteckt, bis er ihnen entwendet wurde …« Hier hielt ich effektvoll inne.
    »Vermutlich von Sethos«, äußerte Emerson ruhig. »Nun, ich denke, das sorgt für die logische Verknüpfung. Nefrets Theorie war also korrekt. Bertha und Sethos waren ein Paar. Als sie ihn verließ, nahm sie den Papyrus mit.«
    Eine nachdenkliche Stille trat ein. Die Sonne war untergegangen, und der rosige Schimmer des Abendhimmels erleuchtete die östlichen Klippen. Aus den über die Ebene verstreuten Dörfern drangen die leisen, melodischen Klänge der Muezzins zu uns herüber. Der Abendwind zerzauste Nefrets Haar.
    »Dann ist es jetzt vorbei«, sagte sie. »Ich kann es noch immer nicht glauben. Wir waren so lange auf der Hut. Daß das Ganze jetzt so plötzlich ein Ende gefunden hat …«
    »Verflucht, das wurde auch allerhöchste Zeit«, erklärte Emerson. »Jetzt kann ich mich endlich wieder an die Arbeit machen. Wir müssen in aller Frühe ins Tal aufbrechen. Maspero wird morgen in das Grab hinabsteigen wollen, und ich muß ihm noch einiges erklären.«
    Die sich daran anschließende Diskussion fand ohne meine Mitwirkung statt, da ich tief in Gedanken versunken war. Emerson schien zu glauben, daß unsere Probleme mit Berthas Tod ein Ende gefunden hatten. Selbst Emerson, der normalerweise als erstes den Meisterverbrecher jedes stattgefundenen Verbrechens verdächtigt, zog diesen nicht mehr in Erwägung. Ich war mir da nicht so sicher. Bertha hatte Sethos zumindest einen wertvollen Kunstgegenstand geraubt. Sie könnte noch andere entwendet haben, und ich ging nicht davon aus, daß er der Mann war, der das widerspruchslos hinnahm.
    Vielleicht waren wir nicht die einzigen auf Berthas Fährte gewesen. War es Angst gewesen – nicht vor uns, sondern vor ihrem früheren Gebieter –, daß sie ihrem Leben ein Ende gesetzt hatte? Hatte sie es wirklich selbst beendet? Sethos hatte sich mir gegenüber einmal damit gebrüstet, daß er noch niemals Hand an eine Frau gelegt habe, aber irgendwann ist immer das erstemal. Sein Zorn gegenüber denen, die ihn hintergangen hatten, konnte erschreckende Formen annehmen.
    Fatima kam und kündigte uns an, daß das Abendessen serviert sei. Ich bemerkte, daß Ramses sich sehr langsam erhob, und wartete auf ihn.
    »Hat dein Vater irgendwelche Knochen gebrochen – deine Knochen, meine ich –, als er auf dich stürzte?« wollte ich wissen.
    »Nein, Mutter. Ich versichere dir, daß ich deine medizinische Betreuung nicht brauche.«
    »Ich bin erfreut, das zu hören. Ramses …«
    »Ja, Mutter?«
    Ich überlegte, wie ich es am besten ausdrückte. »Dein Vater ist … äh … nicht immer der beste Beobachter, wenn er emotional erregt ist, und ich bin sicher, das war er beim Anblick der unseligen Leiche dieser Frau. Hast du irgend etwas bemerkt, was darauf schließen ließe, daß es kein Selbstmord war?«
    Ramses zog seine Brauen hoch. Ich hatte das Gefühl, daß ihn

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