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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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auch schon. Emersons anziehender, zorniger Gesichtsausdruck verschwand; seine Lippen, die er bereits zu einer Erwiderung geöffnet hatte, wurden zu einem schmalen Strich. Die Kinder saßen wie zu Stein erstarrt und wagten nicht zu sprechen.
    »Es tut mir leid, Emerson«, sagte ich und senkte den Kopf, um seinem strafenden Blick zu entgehen. »Ich weiß nicht, was heute morgen mit mir los ist.«
    »Zeitverzögerte Reaktion«, sagte Ramses.
    Ich drehte mich zu ihm um. »Du hast schon wieder meine Psychologiebücher gelesen!«
    Im Gegensatz zu seinem Vater wirkte er eher erheitert als verletzt über meinen Einwurf. Das schloß ich aufgrund seiner leicht zusammengekniffenen Lider, da seine Gesichtszüge ansonsten ohne jede Regung blieben. »Vermutlich geht es uns allen so«, sagte er. »Wie Nefret bemerkte, trat die Wende des Schicksals so plötzlich und unerwartet ein, daß wir es nur schwer fassen können. Eine solche Reaktion war unvermeidlich.«
    Emerson griff nach meiner Hand. »Amelia, wenn du glaubst, daß ich tatenlos zusehe, wie sämtliche Gräber Thebens überflutet werden, bevor …«
    »Das glaube ich nicht, mein Lieber.« Ich drückte seine Hand. »Ich habe doch gesagt, daß es mir leid tut. Geh und … und versuche nichts zu tun, was M. Maspero verärgern könnte.«
    »Ich werde es versuchen«, wiederholte Emerson. »Ja, einen Versuch ist es zumindest wert. Nein, im Ernst, Peabody, ich habe die unangenehme gestrige Geschichte noch nicht vergessen. Es sind noch einige Fäden zu entwirren, und ich habe die Absicht, jede einzelne Spur zu verfolgen. Allerdings bin ich mir noch nicht ganz sicher, wie ich das anstelle. Bleibt auch die Frage der rechtlichen Seite. Sie war halb ägyptischer, halb europäischer Abstammung, und wie zum Teufel wollen die Behörden eine eindeutige Identifizierung vornehmen?« Unsere Blicke trafen sich, und sein typisches Grinsen umspielte erneut seine Mundwinkel. »Nein, Peabody, so gut habe ich sie nicht gekannt.«
    Ich hatte das Gefühl, mich ausreichend entschuldigt zu haben, daher sagte ich lediglich: »Da ich weiß, daß ich mich auf dein Wort verlassen kann, werde ich heute zu Hause bleiben. Es gibt eine Reihe kleinerer Tätigkeiten zu erledigen, und ich muß einige Briefe schreiben. Ich muß die Masperos irgendwann zum Abendessen einladen. Hast du einen besonderen Wunsch?«
    »Ich wünschte mir, sie würden absagen«, sagte Emerson und erhob sich.
    Das hoffte ich auch, da Emerson sicherlich in eine erneute Auseinandersetzung mit dem Direktor verfiel. Trotzdem mußte ich die Einladung aussprechen.
    Nefret lechzte offensichtlich danach, an Emersons wie auch immer gearteten Plänen teilzuhaben, deshalb überredete ich ihn, sie mitzunehmen. Im Gegenzug mußte ich ihm versprechen, daß ich nicht »das Leichenhaus aufsuchte, um die gräßlichen Überreste zu obduzieren«, wie er sich ausdrückte.
    Endlich einmal allein zu sein war eine willkommene Abwechslung. Ich beeilte mich, meine vernachlässigten Haushaltspflichten zu erfüllen, und schrieb dann einen langen Brief an Evelyn, in dem ich sie über den (für alle, mit Ausnahme von Bertha) glücklichen Ausgang unserer kleinen Probleme informierte. Wenn ich ihn am Nachmittag zur Post brachte, war er zum Zeitpunkt ihres Eintreffens sicherlich auch in Chalfont. Unter britischer Verwaltungsherrschaft hatte sich das Postsystem entscheidend verbessert, was kein Wunder war.
    Ich hatte vorgehabt, auch etwas über unsere angespannte familiäre Situation zu schreiben, aber aus mir unerklärlichen Gründen fand ich nicht die richtigen Worte.
    Im Laufe des Vormittags trafen die üblichen Mitteilungen ein, die in den meisten Fällen von Boten überbracht wurden. Von Mme. Maspero war nichts dabei. Nun, sie waren erst am Tag zuvor eingetroffen, und der Etikette zufolge lag es an mir, den ersten Schritt zu tun. Ich verfaßte eine kurze, freundliche Nachricht, in der ich sie für Freitag zum Abendessen einlud.
    Eine Mitteilung war allerdings von Interesse, und während ich sie überflog, brachte mir Fatima eine weitere Kanne Kaffee und einen Teller Kekse.
    »Du sorgst noch dafür, daß ich kugelrund werde, Fatima«, bemerkte ich lächelnd.
    »Ja, Sitt Hakim«, sagte Fatima in ernstem Ton. »Sitt … stimmt es, daß euer Widersacher tot ist?«
    Es erstaunte mich keineswegs, daß sie davon wußte. In kleineren Orten funktioniert die Gerüchteküche hervorragend. »Ja, das stimmt. Die Gefahr ist vorüber. Wo steckt eigentlich Sir Edward? Ich habe ihn

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