Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
»Aber Yussuf Mahmud kann er noch weniger ausstehen. Kyticas denkt, daß er irgend etwas im Schilde führt. Seit einer Woche drückt er sich Abend für Abend auf dieser Bank herum, hat aber bislang noch nicht versucht, eines seiner schmutzigen kleinen Geschäfte abzuwickeln.«
    »Würde der Meister … – äh – du weißt schon, wen ich meine, mit einem drittklassigen Ganoven zusammenarbeiten?«
    »Wer weiß? Jedenfalls gehört er zu den Personen, mit denen ich sprechen wollte – und so langsam überkommt mich der Verdacht, daß auch er mit mir reden will. Er vermeidet es sorgfältig, zu uns herüberzuschauen. Wir werden das als Wink verstehen und ihm folgen, wenn er aufbricht.«
    Yussuf Mahmud machte keinerlei Anstalten, das Café zu verlassen. Unerschütterlich verharrte er auf seinem Platz, trank Kaffee und rauchte. Im Gegensatz zu den meisten anderen Gästen trug er schäbige Kleidung, einen zerlumpten Turban und war barfuß. Sein spärlicher Bartwuchs konnte die Pockennarben auf seinen Wangen nicht verbergen.
    Sie verbrachten noch eine weitere Stunde in zwanglosem Geplänkel mit unzähligen Bekannten. Ali die Ratte war in großzügiger Stimmung und bezahlte die Getränke und das Essen mit Münzen aus einem prall gefüllten Geldbeutel. Yussuf Mahmud gehörte zu den wenigen, die von seiner Gastfreundschaft nicht profitierten, dennoch war er offensichtlich fasziniert von dem Geldbeutel. Ramses wollte David gerade ihren Aufbruch vorschlagen, als eine Stimme ein herzliches »Salem Aleikum!« grölte. Ramses fiel fast vom Stuhl; David duckte sich und zog den Kopf ein. »Bei der heiligen Sitt Miriam«, stöhnte er. »Das ist doch …«
    »Abu Shitaim«, ergänzte Ali die Ratte, der sich innerhalb von Sekundenbruchteilen wieder gefaßt hatte. Um mit gutem Beispiel voranzugehen, fügte er hinzu: »Zur Hölle mit diesem Ungläubigen!«
    Sein Vater hatte den Raum mit der Selbstsicherheit eines Mannes betreten, der überall zu Hause ist. Gleichgültig musterte er Ali die Ratte, wandte sich dann schulterzuckend ab und gesellte sich zu Kyticas. David hielt sein Gesicht hinter seinem Ärmel versteckt und flüsterte: »Schnell. Laß uns von hier verschwinden!«
    »Das würde ihn nur auf uns aufmerksam machen. Setz dich wieder richtig hin, er blickt gar nicht in unsere Richtung.«
    »Ich dachte, er wäre auf dem Empfang.«
    »Das dachte ich auch. Er muß sich davongeschlichen haben, als Mutter abgelenkt war. Er haßt diese Einladungen.«
    »Was will er denn hier?«
    »Das gleiche wie wir, vermute ich«, sagte Ramses nachdenklich.
    »In Ordnung, wir können jetzt gehen. Aber langsam!«
    Er warf ein paar Münzen auf den Tisch und stand auf. Aus seinem Augenwinkel heraus bemerkte er, daß sich Yussuf Mahmud ebenfalls erhob.
    Für die darauffolgende Nacht verabredeten sie sich, und schon nach kurzer Zeit folgten sie Yussuf Mahmud in einen Stadtteil, um den sogar Ali die Ratte liebend gern einen Riesenbogen gemacht hätte. Er grenzte an den berüchtigten Fischmarkt, dessen harmlose Bezeichnung für ein Gebiet stand, in dem jede Form des Lasters und der Perversion rund um die Uhr befriedigt wurde, und das – nach europäischem Maßstab beurteilt – zu unglaublich günstigen Preisen. Die schmale Gasse, durch die er sie führte, war jedoch dunkel und ruhig und das Haus, das sie schließlich betraten, sicherlich nicht seine ständige Adresse. Die Fenster waren fest verschlossen, und das einzige Möbelstück stellte ein wackliger Tisch dar. Yussuf Mahmud zündete eine Lampe an. Dann öffnete er sein Gewand und löste ein Lederband.
    Mit diesem Band hatte er ein Bündel an seinem Körper verschnürt, das ungefähr 45 Zentimeter lang und 10 Zentimeter breit, in ein Stück Stoff gewickelt und von dünnen Holzstäben verstärkt war.
    Ramses war klar, worum es sich handelte, und er wußte auch, was passieren würde. Er wagte nicht zu protestieren. Aus Angst, daß David einen unwillkürlichen und verräterischen Aufschrei von sich geben könnte, trat er seinem Freund heftig auf den Fuß, als Yussuf Mahmud die Umhüllung entfernte und den darin verborgenen Gegenstand aufrollte. Ein paar vergilbte, brüchige Fasern rieselten auf den Tisch.
    Es handelte sich um einen Begräbnis-Papyrus, eine Sammlung magischer Beschwörungen und Gebete, die allgemein als »Totenbuch« bezeichnet wird. Der jetzt sichtbare Teil enthüllte einige vertikale, mit Hieroglyphen beschriftete Reihen sowie die Zeichnung einer Frau in einem durchsichtigen Leinengewand

Weitere Kostenlose Bücher