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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Hand in Hand mit dem schakalköpfigen Gott der Friedhöfe. Bevor er einen weiteren Blick erhaschen konnte, bedeckte Yussuf Mahmud die Rolle mit einem Stück Tuch.
    »Nun?« flüsterte er. »Du mußt dich jetzt entscheiden. Ich habe noch andere Interessenten.«
    Ramses kratzte sich am Ohr und entfernte einige Krümel der Masse, die angetrockneten Schmutz darstellen sollte. »Unmöglich«, sagte er. »Bevor ich mit meinen Kunden in Kontakt trete, muß ich mehr wissen. Woher stammt der Papyrus?« Sein Gegenüber schüttelte unverhohlen grinsend den Kopf. Das war der Anfang eines Handels, der sich oft über Stunden hinzog, und nur wenige Europäer besaßen die Geduld, das undurchsichtige Muster von Angebot und Gegenangebot, Frage und ausschweifender Antwort zu durchschauen. In diesem Fall war Ramses klar, daß er das Spiel nach bestem Wissen und Gewissen mitspielen mußte. Er wollte diesen Papyrus haben, einer der größten, die er jemals gesehen hatte, und selbst der kurze Blick hatte genügt, um ihn von der Qualität und dem hervorragenden Zustand zu überzeugen. Wie zum Teufel, fragte er sich, war ein kleiner Ganove wie Yussuf Mahmud an etwas so Bemerkenswertes geraten?
    Desinteresse vorgebend, wandte er sich vom Tisch ab. »Er ist zu perfekt«, sagte er. »Mein Käufer ist ein gebildeter Mann. Er wird ihn als Fälschung entlarven. Ich könnte vielleicht zwanzig englische Pfund dafür bekommen …«
    Nach einer Stunde Feilschen brachen er und David ohne den Papyrus auf. Das hatte Ramses einkalkuliert. Kein Händler oder Dieb gab seine Ware aus der Hand, solange er kein Geld dafür gesehen hatte. Aber sie waren zu einer Übereinkunft gelangt. In der folgenden Nacht wollten sie erneut zusammenkommen. Während der gesamten Verhandlung hatte David geschwiegen. Er war es nicht gewohnt, seine Stimme zu verstellen, deshalb beschränkte sich seine Rolle darauf, furchteinflößend und ehrerbietig zu wirken. Allerdings platzte er fast vor Neugier, und sobald sich die Tür des Hauses hinter ihnen schloß, entfuhr es ihm: »Gütiger Himmel! Hast du …«
    Mit einem unhöflichen arabischen Kraftausdruck schnitt ihm Ramses das Wort ab, und dann schwiegen beide, bis sie den Fluß erreicht hatten. Das kleine Boot lag dort vertäut, wo sie es verlassen hatten. David ruderte als erster. Eingehüllt von der Dunkelheit, befanden sie sich bereits in einiger Entfernung vom Ufer, als Ramses die Prozedur beendet hatte, die ihn von einem zwielichtigen Ägypter in einen vergleichsweise gepflegten jungen Engländer verwandelte.
    »Du bist dran«, sagte er. Sie tauschten die Plätze. David entfernte seinen Bart und den Turban.
    »Tut mir leid«, sagte er. »Zu jenem Zeitpunkt hätte ich nichts sagen sollen.«
    »In einer solchen Gegend Kairos um diese Uhrzeit englisch zu sprechen ist nicht sonderlich geistreich«, bemerkte Ramses trocken. »Außerdem steckt mehr hinter der Sache, als ersichtlich wird, David. Yussuf Mahmud handelt nicht mit Antiquitäten dieses Qualitätsanspruchs. Entweder arbeitet er als Mittelsmann für jemanden, der seine Identität nicht preisgeben will, oder er hat den Papyrus einem einflußreicheren Ganoven gestohlen. Der ursprüngliche Besitzer ist ihm vielleicht schon auf den Fersen.«
    »Ah«, sagte David. »Ich fand auch, daß er ungewöhnlich nervös wirkte.«
    »Ich denke, daß deine Einschätzung zutrifft. Gestohlene Antiquitäten zu vermarkten ist gegen das Gesetz, allerdings war es nicht die Angst vor der Polizei, die ihm den Schweiß auf die Stirn trieb.«
    David entledigte sich seiner Verkleidung und packte das Bündel unter den Sitz, dann beugte er sich über das Boot, um sich Wasser ins Gesicht zu spritzen. »Der Papyrus war echt, Ramses. Ich habe noch nie einen schöneren gesehen.«
    »Das dachte ich auch, trotzdem bin ich froh, daß du meine Ansicht teilst. Du kennst dich in diesen Dingen besser aus als ich. Du hast eine Warze vergessen.«
    »Wo? Oh.« Davids Finger glitten zu der Hautunebenheit. Als er mit Wasser nachhalf, ließ sie sich ablösen. »Die Ägypter haben recht mit ihrer Behauptung, daß du wie eine Katze in der Dunkelheit sehen kannst«, bemerkte er. »Wirst du dem Professor von dem Papyrus berichten?«
    »Du weißt doch, was er davon hält, mit Händlern Geschäfte zu machen. Ich bewundere seine Prinzipien, wie ich die Prinzipien des Pazifismus bewundere, dennoch befürchte ich, daß sie gleichermaßen unklug sind. In dem einen Fall ist man tot. In dem anderen verliert man wertvolle

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