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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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alle drei so herzlich gelacht, daß Nefret auf den Boden sank und sich ihren Bauch hielt, und Ramses mußte sich Wasser über den Kopf gießen – um sich davon abzuhalten, sie nicht mitsamt Bart, Furunkeln und allem anderen hochzuziehen und zu umarmen. Als er das aufgrund der Erinnerung belustigte Zucken ihrer Mundwinkel bemerkte, fuhr er in demselben abweisenden Ton fort: »Mutter wird noch vor unserer Rückkehr von der Abendveranstaltung im Ministerium zurück sein, und dann überkommt sie vielleicht das Bedürfnis, nach ihren lieben Kleinen zu schauen. Wenn sie herausfindet, daß wir verschwunden sind, wird sie mich morgen früh lang und breit zur Rede stellen; wenn du aber ebenfalls unauffindbar bist, wird mir Vater morgen das Fell über die Ohren ziehen.«
    Mit einem betrübten Grinsen gab sich Nefret geschlagen. »Eines schönen Tages werde ich ihn davon überzeugen, daß du weder mein Kindermädchen noch für mein Handeln verantwortlich bist. Du kannst mich nicht ständig bewachen.«
    »Nein«, entgegnete Ramses bekräftigend.
    »Wohin geht ihr?«
    »Wenn du versprichst, uns nicht zu folgen, erzähle ich es dir.«
    »Verflucht, Ramses, hast du unser oberstes Gebot vergessen?«
    David hatte diese Regelung vorgeschlagen: Niemand durfte auf eigene Faust verschwinden, ohne die anderen vorher zu informieren. Ramses hatte der Idee voller Enthusiasmus zugestimmt, sofern es Nefret betraf, doch sie hatte klar zum Ausdruck gebracht, daß sie sich nur dann anpaßte, wenn sie es auch taten.
    »Heute abend rechne ich nicht damit, daß wir irgendwelche Schwierigkeiten bekommen könnten«, meinte er zähneknirschend. »Wir machen lediglich eine Runde durch die Kaffeehäuser in der Altstadt, um zu erfahren, was seit dem letzten Frühjahr passiert ist. Falls Sethos wieder im Geschäft ist, kursieren mit Sicherheit irgendwelche Gerüchte.«
    »Also gut. Aber sobald ihr zurückkehrt, werdet ihr mir alles berichten, ist das klar?«
    »Dann schläfst du sicherlich schon«, erwiderte Ramses.
    »Nein, mit Sicherheit nicht.«
    Das Kaffeehaus befand sich in der Nähe der verfallenen Moschee von Murustan Kalaun. Die geöffneten Fenster ließen den Nachtwind herein. Im Inneren sorgten kleine Windlichter für diffuses Dämmerlicht, und blaue Rauchschwaden schwebten wie träge Flaschengeister durch den Raum. Die Männer saßen auf Hockern und Sitzkissen an niedrigen Tischen oder auf dem Diwan im hinteren Teil des Raumes. Da dieses Café von wohlhabenden Kaufleuten bevorzugt wurde, waren die meisten Gäste gut gekleidet, trugen lange Seidenkaftane und kostbare, silberne Siegelringe. Keine einzige Frau war zugegen.
    Als Ramses und David eintraten, blickte ein Mann an einem Tisch in Eingangsnähe auf. »Aha, ihr seid also zurückgekehrt. Die Polizei hat ihre Suche eingestellt?«
    »Wie immer zu Scherzen aufgelegt«, sagte Ramses im rauhen Tonfall von Ali der Ratte. »Du weißt doch, daß ich die Sommermonate in meinem Palast in Alexandria verbringe.« Ein Lachen folgte seiner schlagfertigen Bemerkung, und der Sprecher bedeutete ihnen, sich zu ihm zu setzen. Ein Kellner brachte ihnen kleine Tassen mit heißem, süßem türkischem Kaffee und eine Nargileh (A. d. Ü.: orientalische Wasserpfeife). Ramses inhalierte den Rauch tief in seine Lungen und reichte David dann das Mundstück. »Also, wie laufen die Geschäfte?« wollte er wissen. Nach einem kurzen Gespräch verabschiedete sich ihre Bekanntschaft und ließ sie allein am Tisch zurück.
    »Irgendwas Neues?« fragte David. Er sprach leise und bewegte seine Lippen nicht – ein Trick, den Ramses von einer seiner »weniger ehrbaren Bekanntschaften«, einem Zauberer am Alhambra Theater, übernommen und David beigebracht hatte. Ramses schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Das braucht seine Zeit. Aber sieh mal da hinten.«
    Er deutete auf einen Mann, der allein auf einer Bank im hinteren Teil des Cafés saß. David kniff die Augen zusammen. »Ich kann ihn nicht einordnen … Das ist doch nicht etwa Yussuf Mahmud?«
    »Ist es. Bestell noch zwei Kaffee. Ich bin gleich zurück.« Er gesellte sich zu einem bärtigen Mann an einem der anderen Tische, der seine überschwengliche Begrüßung mit einem angedeuteten Grinsen erwiderte. Das Gespräch verlief ziemlich einseitig; Ramses bestritt den Großteil ihrer Unterhaltung. Seine Bemühungen wurden nur mit gelegentlichem Nicken oder einsilbigen Antworten belohnt, dennoch wirkte er erfreut, als er zurückkehrte.
    »Kyticas mag mich nicht«, bemerkte er.

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