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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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warten sollen.«
    Dem konnte ich nicht widersprechen, deshalb setzte ich mich auf den von ihm hingeschobenen Stuhl. Nachdem er geläutet hatte, lehnte er sich an den Kaminsims. »Ich möchte dich hinsichtlich einer Sache etwas fragen«, hub er an, während er in seiner Manteltasche wühlte.
    Erstaunt blickte ich auf das von ihm hervorgezauberte Objekt. Es lag zusammengerollt auf seiner Handfläche, hatte verschlafene blaue Kulleraugen und winzige Schnurrhaare. Es war so entspannt, daß es zu Boden gestürzt wäre, hätten es nicht Ramses’ feingliedrige Finger umschlossen. Er schien ebenso erstaunt wie ich.
    »Das ist eine Katze, mein Lieber«, sagte ich und lachte. »Eher noch ein Kätzchen. Dann bist du also im Stall gewesen, um Hathors neuen Wurf zu inspizieren.«
    »Ich hätte es fast vergessen«, erwiderte Ramses nachdenklich. »Es krabbelte in meine Tasche und schlief ein, deshalb nahm ich – äh – das war es nicht, was ich dir zeigen wollte, Mutter.«
    Das Klappern von Geschirr kündigte die Ankunft von Gargery und einem der Mädchen an, das das Teetablett trug. Ihnen dicht auf den Fersen war Emerson mit zerknülltem Hemd, zerzaustem Haar, tintenverschmierten Händen und einem strahlenden Lächeln.
    »Noch nicht eingetroffen?« wollte er wissen, während er sich forschend im Zimmer umschaute, als rechnete er damit, daß sich Fatima hinter einem der Sessel und Daoud hinter dem Vorhang versteckt hatte. »Ramses, warum stehst du da und hältst die Katze fest? Laß sie runter, mein Junge, und setz dich. Hallo, meine liebe Peabody. Hallo, Gargery. Hallo – äh – wer ist denn das?«
    »Sarah, Sir«, erwiderte Gargery. »Sie ist seit einer Woche bei uns und mittlerweile, so glaube ich, in der Lage, den Salon zu betreuen.«
    »Gewiß. Hallo, Sarah.« Er schritt auf das bedauernswerte Mädchen zu und hatte offensichtlich vor, ihr die Hand zu schütteln.
    Emerson hat absolut kein Gespür im Umgang mit unseren Hausangestellten. Er behandelt sie wie seine Gesellschaftsschicht, was für sie extrem schwierig ist. Wer in unseren Diensten bleibt, gewöhnt sich schließlich an ihn, doch dieses Mädchen war jung und recht hübsch, und obwohl Gargery sie sicherlich vor Emerson gewarnt hatte, stieß sie einen unterdrückten Entsetzensschrei aus, als er sich freundlich interessiert vor ihr aufbaute.
    Ramses eilte zu ihrer Rettung, drückte Emerson das Kätzchen in die ausgestreckte Hand, nahm dem Hausmädchen das schwere Tablett ab und stellte es auf einen der Tische. Der Blick des Mädchens folgte ihm mit verklärter Bewunderung. Insgeheim seufzte ich. Diesmal traf es also Ramses. Alle neuen Mädchen verliebten sich in meinen Gatten oder meinen Sohn – beziehungsweise in beide. Das war nicht weiter tragisch, da es Emerson ohnehin nie auffiel und Ramses viel zu gut erzogen war, als daß er sich anstößig verhalten hätte – jedenfalls nicht in meinem Haus! Ich fand es nur allmählich störend, ständig mit irgendwelchen verträumt blickenden Hausangestellten zusammenzustoßen.
    Ich erklärte Gargery, daß wir uns selbst bedienten, und er zog sich gemeinsam mit Sarah zurück. Emerson setzte das Kätzchen auf sein Knie. Die meisten unserer Katzen waren Abkömmlinge zweier ägyptischer Exemplare und besaßen die entsprechenden Charakteristika: ein braungestromtes Fell, lange Ohren und eine überdurchschnittliche Intelligenz. Wie sich dieses kleine Geschöpf entwickelte, konnte man unmöglich vorhersagen, doch der Kopf des Kätzchens hatte eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem seiner Großmutter – vielleicht aber auch Urgroßmutter, ich wußte es nicht mehr ganz genau – Bastet, Ramses’ langjähriger Gefährtin. Mittlerweile hellwach und neugierig geworden, kletterte es über Emersons Hemd auf seine Schulter.
    Emerson schmunzelte. »Hat sie schon einen Namen?« »Sie ist erst sechs Wochen alt«, erwiderte Ramses. »Für diesen Wurf hat Nefret sich noch keine Namen überlegt. Vater, ich wollte Mutter gerade fragen –«
    »Wie gut, daß die ägyptische Götterwelt so unerschöpflich ist«, bemerkte Emerson. »Wir haben zwar schon eine ganze Reihe der geläufigeren Namen vergeben – Hathor, Horus, Anubis, Sekhmet –, aber es gibt noch eine Vielzahl unbekannterer Gottheiten. Fang sie ein, Ramses, sie hat das Sahnekännchen im Visier.«
    Das winzige Geschöpf war in einem Riesensatz von seiner Schulter auf den Teetisch gesprungen. Ramses nahm sie und hielt sie trotz ihres Kreischens und Kratzens fest, während ich etwas

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