Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
erinnerst dich doch an den Fall des jungen Bouriant. Er landete im Gefängnis, weil er gefälschte Antiquitäten verkaufte. Für David sähe die ganze Sache noch schlimmer aus. Er ist Ägypter und würde entsprechend verurteilt.«
    Ein schrecklicher Gedanke, doch ich fing mich rasch wieder. »Die Fälle weisen keinerlei Parallelen auf, Emerson; David ist unschuldig, und das werden wir beweisen! Selbstverständlich müssen wir ihm früher oder später reinen Wein einschenken, aber augenblicklich ist er entsetzlich angespannt; er hat es wirklich verdient, seine Hochzeit zu genießen und – äh – alles, was dazu gehört, ohne sich den Kopf anderweitig zu zerbrechen. Sicherlich können wir diese kleine Sache innerhalb von wenigen Wochen aufklären.«
    »Wie?« entfuhr es Ramses ungewöhnlich aufgebracht. »Wie sollen wir weitere Fälschungen aufdecken, solange wir gar nicht wissen, was wir eigentlich suchen? Wärest du in der Lage, einzuschätzen, wie viele ägyptische Kunstfälschungen mittlerweile den Markt überschwemmen? Wir wissen nicht einmal, wie lange sich das Ganze schon hinzieht! Falls die anderen Fälschungen (ja, wir müssen von weiteren ausgehen) so hervorragend gemacht sind wie dieser Skarabäus, wird niemand je Verdacht schöpfen.«
    »Der Skarabäus ist schon fast zu perfekt«, warf Emerson ein.
    Ramses nickte. »Ein Meisterwerk, doch die Inschrift ist so grotesk, daß man sich fragen muß, ob es sich um einen privaten Scherz oder um eine arrogante Art der Herausforderung handelt. Die anderen sind vielleicht nicht so augenfällig.«
    Er war nervös im Zimmer auf und ab geschritten. Plötzlich blieb er vor dem Kamin stehen und betrachtete einen Gegenstand über dem Kaminsims, der durch einen Rahmen vor Hitze und Rauch geschützt wurde. Die kleine Alabasterbüste von Nefret war eine von Davids ersten Skulpturen gewesen, nachdem wir ihn in unsere Familie aufgenommen hatten. Gemessen an seinen späteren Werken war sie zwar einfach, dokumentierte aber deutlich Davids einzigartige Begabung.
    Der Feuerschein fiel auf Ramses’ schmales, dunkelhäutiges Gesicht. Er erhellte die Blutflecken auf seinem Oberhemd, die von den Katzenkrallen auf Hose und Jacke hinterlassenen Spuren und die zerzausten Locken, die ihm in die Stirn fielen. Im nassen Zustand war sein Haar stark gewellt, und das Kätzchen hatte eifrig versucht, es zu trocknen.
    »Um Himmels willen, Ramses, geh und zieh dich um«, bemerkte ich. »Und bring die Katze zurück in den Stall.«
    Emerson sprang auf. »Zu spät. Sie sind soeben eingetroffen. Wir besprechen das später. Kein Wort zu einem der Anwesenden, haben wir uns verstanden?«
    Ein Lichtstrahl geisterte über das Fenster, und eine Reihe schriller Hupsignale zeugte vom Eintreffen des Automobils und seiner Insassen. Emerson stürmte zur Tür. Ramses ließ das Kätzchen in seiner Tasche verschwinden.
    »Gib mir den Skarabäus«, sagte ich rasch. »Ich werde ihn wieder in die Schreibtischschublade zurücklegen.«
    Als ich aus dem Zimmer eilte, hörte ich bereits, wie die Vordertür geöffnet wurde; fröhliches Gelächter und aufgeregte Stimmen drangen zu mir, und über allem erhob sich Emersons begeisterter Begrüßungsschrei: »Salamaleikum! Marhaba!«
2. Kapitel
Der Araber hat ein Faible für die weiße Frau. Wenn er sie heiratet, unterdrückt er sie naturgemäß schon bald; selbstverständlich jedoch werden wir unseren Ehefrauen und unseren Schwestern und unseren Liebsten den Umgang mit ihnen untersagen.
    »Gott sei Dank, daß das vorüber ist!« Allerdings äußerte ich mich nur leise. Die Zeremonie war keineswegs vorüber, und feierliche Stille erfüllte die alte Kapelle von Schloß Chalfont. Doch die schicksalsträchtigen Worte waren ohne jeden Zwischenfall gesagt, und vor dem Antlitz Gottes galten sie als Mann und Frau.
    Ich bin kein sentimentaler Mensch. Mein bestes Spitzentaschentuch war völlig trocken, doch als die Akkorde des Schlußchorals ertönten und David seine junge Frau am Arm durch das Kirchenschiff führte, trat bei ihrem Anblick ein feuchter Glanz in meine Augen. Lia trug ein schlichtes Brautbukett aus Farnkraut und weißen Rosen und den Brautschleier ihrer Großmutter; wie eine feine Schneedecke lag die kostbare, alte Brüsseler Spitze auf ihrem blonden Haar. Weiß und duftend schritten sie an uns vorüber, und David wandte den Kopf und lächelte mich an.
    Ramses und Nefret, ihre Trauzeugen, schlossen sich ihnen an. Nefret sah aus wie der personifizierte Frühling, ihr

Weitere Kostenlose Bücher