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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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und auch uns sehr nahe standen, wäre undenkbar gewesen. Jetzt, wo der geschätzte Abdullah verstorben war, waren sie nur noch zu dritt. Selim, Abdullahs jüngster Sohn, hatte den Platz seines Vaters als unser Rais eingenommen; Daoud, einer von Davids zahlreichen Cousins, hing sehr an Lia, was auf Gegenseitigkeit beruhte; Fatima, die in unserem ägyptischen Haus nach dem Rechten sah, war uns eine zuverlässige Freundin geworden.
    Alle wollten sie abholen, sogar Gargery. Die Diskussion verlief lautstark. Emersons Stimme klang immer ungeduldiger. Rose, unsere treue Haushälterin, bestrich für Ramses Muffins mit Butter und beschwatzte ihn, zu Hause zu bleiben und sich auszuruhen. Also wirklich, dachte ich empört, mit Sicherheit gab es keinen Haushalt, in dem sich so viele Personen zur freizügigen Meinungsäußerung berufen fühlten! Ich muß zugeben, daß unsere Beziehung zu einigen unserer Bediensteten ungewöhnlich ist, und das hängt teilweise mit den kriminellen Begebenheiten zusammen, die unseren häuslichen Frieden so häufig gestört haben. Einem Butler, der einen Knüppel so souverän zu bedienen weiß wie einen Bratspieß, gebühren gewisse Privilegien, und Rose war seit Ramses’ viertem Lebensjahr seine treue Verfechterin, deren Zuneigung selbst mumifizierte Mäuse, die Explosionen diverser Chemikalien und der von ihm ständig ins Haus geschleppte Dreck nichts anhaben konnten.
    »Rose hat recht, Ramses.« Ich nickte ihr zu. »Das Wetter scheint unbeständig, und du könntest dir eine Erkältung zuziehen.«
    Ramses blickte von seinem Teller auf. »Wie du willst, Mutter.«
    »Worauf willst du eigentlich hinaus?« bohrte ich.
    »Ich kann mir nicht vorstellen«, erwiderte mein Sohn, »warum du meine bereitwillige Zustimmung zu deinem vernünftigen Vorschlag als Anzeichen für –«
    »Ganz recht«, warf Emerson ein, der genau wußte, daß Ramses seinen Sermon beliebig lange fortführen konnte, bis die eigentliche Aussage schließlich in einem Gewirr von Nebensätzen unterging. »Ich werde an deiner Stelle mitfahren.«
    Das hatte ich befürchtet. Emersons Begleitung des Empfangskomitees war eine Sache; eine andere allerdings die Tatsache, daß er mit Sicherheit darauf bestand, das Automobil zu steuern. Die Bewohner des Ortes hatten sich an seinen Fahrstil gewöhnt und verließen fluchtartig die Straße, wenn er das Fahrzeug aus der Garage holte. Allerdings durfte man nicht damit rechnen, daß die Einwohner Londons so viel Einsicht zeigten.
    Nachdem ich allen Anwesenden freie Meinungsäußerung zugestanden hatte, was in einer Demokratie nur recht und billig ist, klärte ich sie über meine Entscheidung auf.
    »Nefret muß auf jeden Fall dabeisein; Fatima wird sich in weiblicher Begleitung wohler fühlen. David ebenfalls, schließlich handelt es sich um seine Familie. Für weitere Insassen ist in dem Automobil kein Platz. Wie ihr wißt, ist Daoud groß und kräftig. So, das wäre geklärt. Am besten brecht ihr umgehend auf. Ruft an, falls das Schiff verspätet eintrifft oder ihr anderweitig aufgehalten werdet. Fahrt vorsichtig. Zieht euch der Witterung entsprechend an. Auf Wiedersehen.«

    Am Spätnachmittag setzte Regen ein, und der wolkenverhangene Himmel sorgte für eine frühe Abenddämmerung. Gegen Mittag hatte Nefret angerufen und erklärt, daß der Dampfer mit einigen Stunden Verspätung im Hafen einlaufen würde. Alles war vorbereitet; in jedem Zimmer brannte ein knisterndes Kaminfeuer, das Haus war einladend erleuchtet. Ich stand gerade am Fenster des Salons und schaute erwartungsvoll hinaus, als mich eine Stimme zusammenschrecken ließ.
    »Sie können frühestens in einer Stunde hier sein, Mutter. Du bist doch nicht etwa beunruhigt? David ist ein hervorragender Fahrer.«
    »Er wird aber nicht am Steuer des Wagens sitzen, Ramses. Nefret wird darauf bestehen, ihre Fahrkünste unter Beweis zu stellen, und er besitzt nicht den Mumm, sie davon abzuhalten.« Ich wandte mich vom Fenster ab. Er stand dicht neben mir, obwohl ich seine Schritte nicht bemerkt hatte. Ich verabscheue seinen geräuschlosen, katzenhaften Gang, und als ich seinen durchnäßten Mantel und sein feuchtes Haar betrachtete, entfuhr mir die verärgerte Bemerkung: »Du bist schon wieder ohne Kopfbedeckung im Freien gewesen. Wie oft muß ich dir noch sagen –«
    »Deine Besorgnis ist zwar gut gemeint, aber zwecklos, Mutter. Warum setzt du dich nicht an das Feuer, und ich läute nach dem Tee? Nefret hat mit keinem Wort erwähnt, daß wir

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