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Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken

Titel: Amelia Peabody 11: Der Fluch des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Kindheit hegt Percy einen Groll gegen mich. Was meinst du, wie er sich fühlte, wenn er erführe, daß ich der einzige Zeuge seiner verachtenswerten Vorstellung bin?« Ramses erhob sich und lockerte seine verkrampfte Muskulatur. »Bevor ich nach unten gehe, ziehe ich wohl besser ein frisches Hemd an. Offenbar habe ich jede Menge Bier darauf gekleckert.«
    So einfach ließ David sich nicht abwimmeln. »Was wirst du in dieser Sache unternehmen?«
    »In welcher Sache? Ach so – du meinst Percys interessante Hirngespinste. Nichts. Und du ebenfalls nicht. Wenn du auch nur ein Wort von dieser Geschichte erwähnst –«
    »Nicht einmal gegenüber Nefret?«
    »Schon gar nicht gegenüber Nefret.«
    »Es ist immer dasselbe«, entfuhr es David. »Warum weigerst du dich ständig, dich gegenüber einem Mädchen in einem vorteilhaften Licht darzustellen, um sie zu beeindrucken? Schon seit Jahren liebst du sie. Erzähl mir jetzt nicht, daran habe sich irgend etwas geändert.«
    »Nennen wir es schlicht und einfach so: Ich habe beschlossen, mir mein Hirn nicht länger an ihrer abgrundtiefen Gleichgültigkeit zu zermartern. Wenn sie meinen reinen Charakter und mein überdurchschnittlich gutes Aussehen bislang nicht zu schätzen weiß, wird ihr das vermutlich nie gelingen.«
    »Aber sie empfindet –«
    »Zuneigung zu mir?« Ramses mußte dem kindischen Drang widerstehen, David sein mit Bierflecken übersätes Hemd an den Kopf zu werfen. »Das weiß ich. Und genau deshalb darfst du ihr kein Sterbenswort verraten. Selbst wenn sie dir Geheimhaltung zusagte, würde ihr aufbrausendes Temperament irgendwann mit ihr durchgehen, und sie könnte es nicht lassen, Percy zu foppen oder irgend jemandem die Wahrheit an den Kopf zu werfen, der eine negative Bemerkung über mich gewagt hätte. Dann würde Percy alles erfahren, und er haßte mich noch mehr.
    Ich habe schon genug Widersacher.«
    »Dem kann ich nicht widersprechen.« David nahm die verschmähte Lektüre und stand auf. »Trotzdem, wie könnte dir dein Cousin gefährlich werden? Er ist viel zu feige, um dich direkt anzugreifen, und kein englischer Gentleman würde einem Gegner ein Messer in den Rü cken jagen, nicht wahr?«
    Ramses wandte sich ab und durchwühlte seinen Kleiderschrank. Es fiel ihm schwer, ruhig zu bleiben, wenn David sich über Anstandsformen, Ehrgefühl und die Verhaltensmuster eines englischen Gentlemans ausließ. Er verachtete diesen Snobismus genauso wie David, und das wußte sein Freund.
    Er unterdrückte seine Verärgerung, nahm ein frisches Hemd und wandte sich zu seinem Freund um. »Sag Mutter, daß ich gleich nach unten komme.«
    Vor dem Hinausgehen warf David Ramses einen langen, kritischen Blick zu. Es war fast so, als sähe er sein Ebenbild in einem Spiegel. Der genaue Beobachter hätte sie nie verwechselt, doch eine oberflächliche Beschreibung paßte auf beide – 1,80 in groß, Augen und Haare schwarz, schmales Gesicht, olivfarbene Haut, vorstehende Nase, Statur … hager?
    Grinsend zog Ramses sein Hemd an und knöpfte es zu.
    Percy war ein Scherz – ein schlechter Scherz, ein Aufschneider, ein Feigling und ein Schnüffler. Nein, jemandem ein Messer in die Rippen zu stoßen war nicht sein Stil, aber es gab andere Möglichkeiten, einem Widersacher zu schaden – Methoden, die ein aufrichtiger Mann wie David niemals nachvollziehen könnte. Ramses’ Grinsen verschwand, und ein leichter Schauer jagte durch seinen Körper, als spürte er, daß ihm jemand bereits sein Grab schaufelte.

    Als Ramses den Raum betrat, saßen wir anderen bereits beim Frühstück. Am Abend zuvor hatte ich es für angeraten gehalten, ihm einen kurzen Vortrag zu halten, daß er sich bei seiner Arbeit nicht übernahm und zu wenig Schlaf bekam, und ich stellte zufrieden fest, daß er sich das offenbar zu Herzen genommen hatte – was keineswegs immer der Fall war –, denn die (für eine Mutter) untrüglichen Anzeichen von Müdigkeit waren nicht vorhanden. Wie die Ägypter, denen Ramses so stark ähnelt, hat auch er schwarze Augen und lange, dichte Wimpern. Wenn er übermüdet ist, sind seine Lider halb gesenkt, und unter seinen Augen zeichnen sich dunkle Ringe ab. Er tat so, als bemerkte er meine intensive Begutachtung nicht, und stopfte Eier und Schinken, Toast und Muffins in sich hinein.
    Die anderen hatten darüber diskutiert, wer unsere ägyptischen Freunde abholen sollte, die an diesem Tag in London von Bord gingen. Eine Hochzeit ohne die Mitglieder aus Davids Familie, die ihm

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