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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Sie konnte nicht wissen, dass wir ein persönliches Interesse an der Sache hatten. Ich biss mir auf die Lippe, um meine Verärgerung nicht laut zu äußern – dass Farouk so töricht gewesen war, sich umbringen zu lassen, bevor wir ihn vernehmen konnten, und dass unbekannte Widersacher ihn auf bestialische Weise ermordet hatten! Wie viel hatte er ihnen vor seinem Tod offenbart?
    Die schlimmstmögliche Antwort lautete, dass Farouk Ramses’ Maskerade durchschaut und die Information an diejenigen weitergegeben hatte, die Ramses genauso kaltblütig ausschalten würden wie Farouk. Die bestmögliche war, dass er ihnen lediglich von unserem Abkommen mit ihm erzählt hatte. Wir durften davon ausgehen, dass der Feind wusste, dass wir ihm auf den Fersen waren. Die Konsequenz war offensichtlich. Wir mussten in die Offensive gehen!
    Ich gab mich betont einsilbig, erwog die unterschiedlichen Möglichkeiten. Sie waren so provokativ, dass ich sogar Emersons Fahrweise keine Beachtung schenkte.
    »Nehmen wir den Tee im Shepheard’s ein?«, erkundigte sich Nefret verblüfft. »Ich dachte, ihr würdet nach Hause zurückkehren wollen, damit wir die unangenehme Wendung der Ereignisse diskutieren können.«
    »Da gibt es nichts zu diskutieren«, brummte Emerson und hielt mit quietschenden Reifen vor dem Hotel.
    »Aber, Professor –«
    »Die Sache ist abgeschlossen«, erklärte Emerson. »Wir haben den Versuch unternommen und sind ohne eigenes Verschulden gescheitert; wir können nichts mehr tun. Zum Teufel, diese verdammte Terrasse ist noch überfüllter als sonst. Haben diese Idioten denn nichts Besseres zu tun, als sich in Schale zu werfen und Tee zu trinken?«
    Er stürmte die Treppe hinauf und zog Nefret mit sich.
    Wir haben nie Schwierigkeiten, einen Tisch im Shepheard’s zu bekommen, egal, wie viel Betriebsamkeit dort herrscht. Das Eintreffen unseres Automobils war dem Oberkellner nicht entgangen; als wir die Terrasse betraten, hatte man eine verstörte Gruppe von amerikanischen Touristen bereits von einem bevorzugten Tisch nahe der Brüstung verscheucht, und ein Kellner räumte ab.
    Ich lehnte mich auf meinem Stuhl zurück und spähte vorsichtig zu den Händlern, die den Eingangsbereich säumten. Sie hatten weder Zugang zur Terrasse noch zum Hotel – eine Verhaltensregel, deren Einhaltung der hünenhafte Türsteher erzwang –, doch sie kamen so nahe, wie sie es eben wagten, und priesen lautstark ihre Waren an. Ich bemerkte zwei Blumenverkäufer, aber keiner von ihnen war David.
    Der arme David. Beinahe wünschte ich, wir könnten ihm vorenthalten, dass sich unsere Hoffnungen zerschlagen hatten. Allerdings bestand dafür nicht die geringste Chance; mittlerweile hatte er es vielleicht schon aus anderer Quelle erfahren. Derartige Gerüchte verbreiten sich rasch; nichts vermag die Menschheit mehr zu fesseln als ein grässlicher Mord.
    Eine negative Begleiterscheinung, die das Auftauchen in der Öffentlichkeit auslöst, ist die Tatsache, dass man zwangsläufig freundlich zu seinen Bekannten sein muss. Ich wage zu behaupten, dass Emersons wutverzerrtes Antlitz einige Anwesende davon abhielt, sich uns zu nähern, aber Ramses’ pazifistische Einstellung hatte ihn bei den jüngeren Damen der Kairoer Gesellschaft nicht zur Persona non grata gemacht. Nefret hatte es einmal folgendermaßen umschrieben (ziemlich unhöflich nach meiner Ansicht): »Es ist vergleichbar mit einer Fuchsjagd, Tante Amelia; die Mädchen im heiratsfähigen Alter sind hinter ihm her wie eine Meute Jagdhunde, während ihre Mütter sie anfeuern.« Wir saßen noch nicht lange, als ein Schwarm solcher Mädchen über uns herfiel. Einige schossen zielstrebig auf Ramses zu, andere wiederum, die subtilere Methoden bevorzugten, begrüßten Nefret mit übertriebener Wiedersehensfreude.
    »Schätzchen, wo bist du gewesen? Wir haben dich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen.«
    »Ich war beschäftigt«, erwiderte Nefret. »Freut mich, dich zu sehen, Sylvia, ich wollte ohnehin ein Wörtchen mit dir reden. Was zum Teufel fällt dir eigentlich ein, Lia solche Lügengeschichten zu schreiben?«
    »Also wirklich!«, rief eine der anderen jungen Frauen. Sylvia Gorst wurde rot vor Verlegenheit und dann blass vor Wut. Das Funkeln in Nefrets blauen Augen hätte couragiertere Frauen als sie eingeschüchtert.
    »Du weißt um Lias Situation«, fuhr Nefret fort. »Eine Freundin würde es vermeiden, sie in Sorge oder Angst zu versetzen. Du hast ihr einen Haufen Gerüchte geschrieben,

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