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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Professor!« Russell schlug mit der Faust auf den Tisch. »Wenn Sie sich nicht eingemischt hätten – «
    »Wäre der Bursche einfach entwischt. So erklärte er sich einverstanden, mich zu treffen, weil er meinem Wort vertraute.«
    »Und weil Sie ihn bestochen haben.«
    »Nun, ja«, erwiderte Emerson leicht verblüfft. »Wie meine werte Gattin es so treffend umschreibt, ist es einfacher, eine Fliege mit Honig zu fangen als mit Essig. Unseligerweise hat die Gegenseite wohl Wind von der Sache bekommen. Es ist nicht mein Fehler, wenn er unvorsichtig war. Nun, ich denke, das ist alles. Komm, Ramses, wir haben genug Zeit verschwendet, indem wir der Polizei ›assistierten‹. Vermutlich eher versucht, ihren Job für sie zu machen.«
    Er erhob sich und strebte zur Tür.
    »Verflucht, noch eine Minute, Professor.« Russell sprang auf und folgte ihm. »Ich muss Sie warnen –«
    »Mich warnen?«, schnaubte Emerson und wirbelte herum.
    Ramses entschied, dass es Zeit zum Eingreifen wurde. Sein Vater amüsierte sich bestens und lief Gefahr, übers Ziel hinauszuschießen.
    »Bitte, Sir«, sagte Ramses. »Mr Russell erledigt nur seine Pflicht. Ich habe dir erklärt, dass wir uns besser nicht einmischen.«
    »Ich hätte damit rechnen müssen, dass Sie das sagen würden«, meinte Russell verächtlich. »Danke für Ihr Kommen, Professor. Sie gehören zu den provokantesten Menschen, die ich kenne, dennoch bewundere ich Ihren Mut und Ihren Patriotismus.«
    »Pah«, schnaubte Emerson. Er versetzte der Tür einen Stoß. Mehrere Stiefelpaare suchten hastig das Weite.
    Ramses verweilte gerade so lange, um ein paar Worte zu murmeln und Russells zustimmendes Nicken abzuwarten.
    Wutschnaubend stapfte Emerson in den Warteraum, sammelte die weiblichen Familienmitglieder ein und scheuchte den gesamten Tross aus dem Verwaltungsgebäude.
    »Und?«, erkundigte sich Nefret.
    »Er war es«, erwiderte Emerson. »Besser gesagt, was von ihm übrig war. Er wurde heute früh nahe der Brücke in einem Abwasserkanal gefunden. Der Tod trat vor ungefähr zwölf Stunden ein.«
    »Todesursache?«
    Emerson erzählte es ihr. Er ging nicht ins Detail, doch Nefret verfügt über eine ausgezeichnete Vorstellungskraft und die entsprechende Sachkenntnis. Die rosige Farbe wich aus ihrem Gesicht. »Das ist ja entsetzlich. Sie müssen herausgefunden haben, dass er sie hintergehen wollte, aber wie?«
    »Die nahe liegende Erklärung«, meinte Ramses gedehnt, »ist die, dass er es ihnen selber gesagt hat und mehr verlangte, als Vater ihm angeboten hatte. O ja, ich weiß, es wäre kein kluger Schachzug gewesen, aber Farouk war arrogant genug, um zu glauben, dass er mit ihnen verhandeln und ungeschoren davonkommen könnte. Da sie klüger waren als er, beseitigten sie einfach einen überflüssigen und unzuverlässigen Verbündeten, und das in einer Weise, die einen heilsamen Effekt auf andere Wankelmütige ausüben würde.«
    »Eine alte türkische Sitte«, wiederholte Emerson. »Sie richten Feinde und Verräter übel zu.«
    Fluchend verscheuchte er ein halbes Dutzend zerlumpter Bengel von der Motorhaube und hielt Nefret die Tür auf. Als Ramses seiner Mutter in den Wagen half, bemerkte er, dass sie ihn fixierte. Sie war ungewöhnlich einsilbig gewesen. Auch ohne die taktlosen Kommentare seines Vaters hatte sie die näheren Umstände von Farouks Tod begriffen. Als er ihren Blick erwiderte, fiel ihm eine von Nefrets lebhafteren Umschreibungen ein. »Wenn sie wütend ist, wirken ihre Augen wie glänzende Stahlkugeln.« Das passt, sinnierte er. Sie ist entschlossen, David und mich aus dieser Sache herauszuholen, selbst wenn sie es mit jedem deutschen und türkischen Agenten im östlichen Mittelmeerraum aufnehmen muss.

    Das menschliche Gemüt ist ein einziger Hoffnungsquell, insbesondere das meinige, denn ich bin von Natur aus optimistisch. Auf unserer Fahrt nach Kairo redete ich mir ein, dass Russells Aufforderung nicht zwangsläufig das Ende unserer Hoffnung bedeuten musste; Farouk war vielleicht gefasst worden und das Ende von Ramses’ riskanter Maskerade in Sicht.
    Ich versuchte, mich auf das Schlimmste einzustellen, während ich das Beste hoffte (selbst für mich keine leichte Aufgabe). Dennoch traf mich die grässliche Wahrheit härter als erwartet. Gleichermaßen schwierig war es, meine tiefe Frustration und Verzweiflung vor Nefret zu verbergen. Sie hatte lediglich gehofft, dass wir unserem Land einen Dienst erweisen könnten, indem wir einen Spionagering zerschlugen.

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