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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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natürlich. Du bist seit fast einer Stunde im Bad. Und«, fügte er mit einem Blick auf meine Zehen hinzu, »so verschrumpelt wie eine Rosine. Worüber hast du nachgedacht?«
    »Ich habe das kühle Wasser genossen und darüber die Zeit vergessen. Würdest du mir bitte heraushelfen?«
    Selbstverständlich würde er das, und ich hoffte, dass die sich daran anschließende Ablenkung weitere Fragen seinerseits im Keim erstickte. Ich behielt Recht.
    Es war recht spät, als wir uns schließlich ankleideten und den Weg nach unten antraten. Ich nahm an, dass die anderen sich bereits eingefunden hatten, blieb aber vor Ramses’ Tür stehen und lauschte. Die Tür sprang so abrupt auf, dass er mich mit schief gelegtem Kopf erwischte, mein Ohr in Richtung Öffnung.
    »Eine Lauschoperation, Mutter?«, erkundigte sich Ramses.
    »Eine zwar beschämende, aber verflucht zweckmäßige Angewohnheit«, zitierte ich eine von ihm irgendwann einmal geäußerte Bemerkung und wurde mit einem seiner seltenen Lächeln belohnt. »Bist du fertig? Kommst du zum Abendessen hinunter?«
    Ramses nickte. »Ich habe auf euch gewartet. Ich wollte noch kurz mit euch reden.«
    »Und ich mit dir«, warf Emerson ein. »Du hattest keine Gelegenheit, eine Notiz zu verfassen. Was hast du David erzählt?«
    »Dass er mich am späten Abend treffen soll. Wir müssen diese neueste Entwicklung besprechen.«
    »Bring ihn her«, drängte ich. »Ich möchte ihn so gern wieder sehen.«
    »Keine gute Idee«, wandte mein Gatte ein.
    »Nein.« Ramses bedeutete uns weiterzugehen. »Im Dorf Gizeh ist ein Kaffeehaus, das ich gelegentlich aufsuche. Dort kennt man mich und wäre nicht überrascht, wenn ich mit einem Fremden ins Gespräch käme.« Der Plan war gewiss das kleinere Übel von vielen.
    Während ich in Richtung Esszimmer vorausging, sann ich nach Möglichkeiten, das Risiko noch weiter zu minimieren.
    Nefret hatte ihre Korrespondenz erledigt. »Wie langsam ihr heute Abend alle seid!«, ereiferte sie sich und legte ihren Federhalter beiseite. »Fatima hat schon zweimal nachgefragt, wann sie das Essen servieren kann.«
    »Dann nehmen wir besser umgehend unsere Plätze ein«, meinte ich. »Mahmud lässt das Essen immer anbrennen, wenn wir uns verspäten.«
    Wir erreichten den Tisch gerade noch rechtzeitig, um die Suppe zu retten. Meiner Meinung nach hatte sie einen leicht strengen Beigeschmack, doch die anderen schienen nichts zu bemerken.
    »Ein ruhiger Abend ist etwas Schönes«, erklärte Emerson. »Du gehst nicht ins Hospital, Nefret?«
    »Als ich Sophia vorhin anrief, meinte sie, dass man mich gegenwärtig entbehren kann.« Nefret hatte sich umgezogen, trug allerdings keine Abendgarderobe, sondern ein altes Kleid aus blauem Baumwollstoff mit grü nem und weißem Blumendruck. Vielleicht hatte sie es aus emotionellen Gründen aufgehoben; Emerson hatte ihr einmal erklärt, wie hübsch sie darin aussehe.
    »Ich wollte heute Abend einige Fotoplatten entwickeln«, fuhr sie fort. »Ich bin ziemlich ins Hintertreffen geraten. Hilfst du mir, Ramses?«
    »Ich gehe aus«, erwiderte Ramses recht schroff. »Den ganzen Abend?« Forschend blickte sie ihn an. Die naive Frage übte eine seltsame Wirkung auf Ramses aus. Ich kannte diese unnahbare Miene gut genug, um das kaum merkliche Zucken seiner Mundwinkel wahrzunehmen. »Nur für eine Weile ins Dorf. Ich will wissen, was die Dorfbewohner über die Statue zu berichten haben.«
    »Denkst du, sie beabsichtigen, sie zu stehlen?« Nefret lachte.
    »Ich bin sicher, dass einige von ihnen das gern täten«, erwiderte Ramses. »Ich bleibe nicht lange. Wenn du ein paar Stunden warten kannst, helfe ich dir gern.«
    Stattdessen bot ich meine Dienste an und Nefret nahm dankend an. Letztlich war es ein sonderbares Tischgespräch; wir redeten wie üblich über unsere Arbeit und unsere Zukunftspläne, dennoch bemerkte ich, dass selbst Emerson sich zur Konzentration zwingen musste. Vielleicht war es gar nicht so sonderbar, wenn man überlegte, dass drei von uns vor dem Vierten etwas verbargen.
    Nach dem Essen nahmen wir den Kaffee im Salon ein. Während unserer Abwesenheit waren mehrere Briefe abgegeben worden; trotz der allgemeinen Zuverlässigkeit der Post behielten viele unserer Bekannten die alte Gewohnheit bei, ihre Mitteilungen per Boten zu verschicken. Ein an mich adressierter Brief stammte von Katherine Vandergelt und ich las ihn mit einem gewissen Schuldgefühl.
    »In letzter Zeit haben wir die Vandergelts kaum gesehen«, sagte ich.

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