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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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gefunden hatte.

    Es ist unmöglich, sich seinen Überlegungen hinzugeben, wenn Emerson chauffiert. Man ist vollauf damit beschäftigt, sich gegen plötzliche Bremsmanöver zu wappnen, ihn vor Kamelen und anderen Hindernissen zu warnen und ihn möglichst davon abzuhalten, die Fahrer anderer Automobile zu beschimpfen. Deshalb musste ich mich gezwungenermaßen bis zur Rückkehr zum Haus gedulden, ehe ich mich mit der Idee auseinander setzen konnte, die mir auf der Terrasse des Shepheard’s gekommen war. Ein ausgedehntes, entspannendes Bad sorgte für die entsprechende Atmosphäre.
    Sethos war in Kairo. Das setzte ich voraus, denn daran zweifelte ich nicht. Ich bin keine ausgebildete Ägyptologin, habe aber viele Jahre in diesem Umfeld verbracht, und die merkwürdigen Begleitumstände bei der Entdeckung der Statue waren mir nicht entgangen. Sicherlich muss ich meine Schlussfolgerungen den informierten Lesern (soll heißen der Mehrheit meiner Leser) nicht näher erläutern. Die Statue war innerhalb der letzten Tage in den Schacht hinabgelassen worden, und es gab nur einen Zeitgenossen, der das initiiert haben konnte.
    Was Sethos’ Motive anging, so waren sie gleichermaßen augenscheinlich: Er verspottete mich, demonstrierte seine Anwesenheit, forderte mich heraus, ihn davon abzuhalten, sollte er das Museum oder die Lagerhäuser oder die Ausgrabungsstätte selbst ausrauben wollen. Ich hatte recht bald bemerkt, dass das gegenwärtige Chaos in der Antikenverwaltung und in Ägypten für einen Mann von Sethos’ Berufsstand unwiderstehlich sein würde. Manch einer fragt sich vielleicht, warum er auf sich aufmerksam machte, indem er eines seiner wertvollsten Artefakte aufgab. Ich war mir sicher, dass es sich um einen von Sethos’ kleinen Scherzen handelte. Sein Sinn für Humor war ausgesprochen dekadent. Der Scherz würde auf unsere Kosten gehen, falls es ihm gelang, uns die Statue wieder abzujagen. Für Emerson wäre das wie ein Schlag ins Gesicht!
    Ich lehnte mich zurück, betrachtete das sich in den Badezimmerfliesen spiegelnde Wasser. Zweifellos war Emerson zu dem gleichen Schluss gelangt. Auf dem Sektor Ägyptologie entgeht ihm nur sehr wenig. Gewiss nahm der liebe, naive Mann nicht an, dass ich die Intelligenz für diese Überlegungen besaß. Er hatte aus demselben Grund geschwiegen wie ich: Das Thema Sethos war gewissermaßen heikel. Emerson wusste, dass ich ihm nie einen Grund zur Eifersucht geliefert hatte, doch die Eifersucht, werter Leser, entzieht sich der Ratio. Hatte ich nicht selbst gespürt, wie ihr giftiger Stachel mein Herz durchbohrte?
    Ja, das hatte ich. Was Sethos anbelangte, so hatte er keinen Hehl aus seinen Gefühlen gemacht. Zu Beginn unserer Bekanntschaft hatte er mehrfach versucht, seinen Rivalen – denn dafür hielt er Emerson – auszuschalten, einmal sogar vor meinen eigenen Augen. Später schwor er mir, dass er keinem der von mir geliebten Menschen jemals Schaden zufügen würde. Augenscheinlich gehörte Emerson dazu, und ich hoffte inständig, dass Sethos das auch so sah. Um auf der sicheren Seite zu sein, entschied ich, dass ich ihn besser vor Emerson aufspürte. Emerson verfügte nicht über meine intime Kenntnis dieses Mannes. Er würde seine Tarnungen nicht durchschauen, so wie ich es vermochte … wie ich es getan hatte … wie ich glaubte …
    Ich beschloss, mich diesem Mann intensiver zu widmen. Der werte Leser wird sich berechtigterweise fragen, warum ich Sethos aufspüren wollte, wenn ich ihn lediglich des Antiquitätenraubs für schuldig befand, statt mich auf den übleren Schurken zu konzentrieren, den feindlichen Agenten, der auch ein Landesverräter sein könnte. Ich werde diese Frage beantworten. Seinerzeit hatte Sethos’ Intrigennetz die gesamte ägyptische Unterwelt überspannt. Er kannte jeden Attentäter, jeden Dieb, jeden Drogenhändler und Zuhälter in Kairo. Dieses Wissen versetzte ihn in die Lage, den von mir gesuchten Mann zu identifizieren – und bei Gott, er würde es tun, denn ich würde ihn dazu zwingen! Um diesen Schwur zu untermauern, trommelte ich mit meinen Fäusten vor die gekachelte Wand und verfehlte um Haaresbreite Emersons Nase, der sich mir – auf Grund meiner intensiven Überlegungen – unbemerkt genähert hatte.
    »Gütiger Himmel, Peabody«, bemerkte er und schrak zurück. »Wenn du allein sein willst, musst du es nur sagen.«
    »Verzeih mir, mein Schatz«, erwiderte ich. »Ich wusste nicht, dass du hier bist. Was möchtest du?«
    »Dich

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