Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra
nachdenklich fort. »Fatima wird darauf bestehen, die Hochzeitstorte zu backen. Blumen aus unserem Garten – sofern das Kamel welche verschont hat. Anschließend findet hier im Haus ein kleiner Empfang für unsere engsten Freunde statt. Wir werden die Zeremonie in Davids Zimmer abhalten, falls er nicht aufstehen kann. Sie werden beide wollen, dass er anwesend ist. Und keiner von ihnen schert sich sonderlich um Formalitäten.«
Emersons Miene bewies, dass er sich mehr darum scherte als von mir vermutet. Er sprang auf. »Sie sind noch nicht verheiratet!«, brauste er auf. »Gütiger Himmel, Amelia, wie kannst du zulassen, dass deine Tochter –«
»Oh, Emerson!« Ich umarmte ihn und verbarg mein Gesicht an seiner Brust. »Sie lieben sich so sehr und waren so unglücklich.«
»Hmhm«, brummte Emerson. »Nun ja, wenn es sich nur um eine Sache von ein paar Tagen handelt –«
»Erinnerst du dich noch an die Nacht auf der guten alten Philae – jene Nacht, in der du mich gefragt hast, ob ich deine Frau werden wolle?«
»Natürlich erinnere ich mich. Obwohl«, sinnierte er, »ich mir nach wie vor nicht sicher bin, wer wen gefragt hat.«
»Hat das denn nie ein Ende?«
»Vermutlich nicht«, versetzte Emerson und drückte mich an sich.
»Erinnerst du dich, was im Verlauf jener Nacht geschah?«
»Wie könnte ich das jemals vergessen? In jener Nacht hast du mich zum glücklichsten aller Männer gemacht, mein Schatz. Ich hätte nicht den Mut gehabt, auf dich zuzugehen.«
»Also bin ich auf dich zugegangen. War das verwerflich von mir?«
»Errötest du, Peabody?« Er legte seine Hand unter mein Kinn und hob meinen Kopf. »Nein, natürlich nicht.
In jener Nacht habe ich dich von ganzem Herzen geliebt, und ich liebte dich mit jedem Tag mehr und werde dich immer lieben … Ah-hm. Hast du die Tür abgeschlossen?«
»Ja.«
»Gut.«
Aus Manuskript H
Nefret setzte Seshat auf den Balkon. Einen atemberaubenden Moment lang verharrte Nefret von silbernem Mondlicht umschmeichelt, ehe sie die Läden schloss und zu ihm zurückkehrte. »Morgen früh werde ich als Erstes mit Rais Hassan klären, dass die Amelia für uns bereitsteht, wenn wir im April wiederkommen«, verkündete sie.
»Wem willst du entkommen, Mutter oder Seshat?«
»Beiden. Allen!« Leise kichernd verbarg sie ihren Kopf an seiner Schulter. »Ich fürchte, dass die armen Schätzchen schockiert waren, als ich sie aussperrte; Menschen ihrer Generation würden die Konventionen niemals in dieser Form missachten.«
Sein Gesicht an ihr Haar geschmiegt, murmelte Ramses irgendetwas Belangloses. Langjährige Erfahrung hatte ihn gelehrt, keine Grundsatzurteile über seine Eltern zu fällen.
»Egal«, flüsterte Nefret. »Mir ist das alles egal, ich will nur bei dir sein, immer und ewig. Wir haben so viel Zeit verloren. Wenn ich doch nur –«
»Nefret, mein Liebling.« Er umschloss ihr Gesicht sanft mit seinen Händen. Es war zu dunkel, um ihre Züge erkennen zu können, doch er spürte die Tränen auf ihren Wangen. »Das darfst du nicht sagen, nicht einmal denken. Vielleicht mussten wir schlimme Zeiten durchleben, um ernten zu können –«
»Gütiger Himmel, du klingst genau wie Tante Amelia!« Ungestüm küsste sie ihn auf den Mund. Er schmeckte Blut, genau wie sie, denn sie hob ihren Kopf. »Verzeih mir! Ich habe dir wehgetan.«
»Ja, und deine Tränen tropfen ständig auf mein Gesicht. Hör sofort auf zu weinen. Mutter würde ebenfalls sagen, dass das Geheimnis des Glücks darin besteht, den Augenblick zu genießen, ohne die Vergangenheit zu bereuen oder sich um die Zukunft zu sorgen.«
»Ich weiß, das hat sie schon Dutzende Male gesagt. Meinst du, jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, um über deine Mutter zu reden?«
»Du warst diejenige, die –«
»Ich weiß, und ich wünschte, ich hätte nicht davon angefangen. Ich liebe sie von ganzem Herzen, aber ich lasse nicht zu, dass sie oder irgendein anderer uns jetzt noch in die Quere kommt.«
»Mein geliebtes Mädchen, sie wird uns in eine Kirche scheuchen, sobald sie die entsprechenden Vorbereitungen treffen kann – in höchstens zwei Tagen, wie ich Mutter kenne.«
»Oha, in diesem Fall ist es dir vielleicht lieber, wenn ich dieses Zimmer verlasse und erst zurückkomme, nachdem –«
»Versuch es doch. Auch ich habe meine Lektion gelernt.«
»Eines Tages werde ich es tun, damit du mich in deine Arme schließen und überwältigen kannst«, murmelte Nefret verträumt. »Ich denke, das würde mir
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