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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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des Gebietes rund um den Suezkanal, von Ismailija bis zu den Bitterseen. Es handelte sich um eine grobe Skizze, doch alle Orientierungspunkte waren erfasst, sämtliche Straßen und Bahnlinien und selbst die größeren Gebirgszüge.
    Fassungslos inspizierte er die anderen Papiere. Keiner außer Percy wäre ein solcher Idiot, dass er Dokumente wie diese aufbewahrte: Abschriften der Mitteilungen, die er verschickt und empfangen hatte, verschlüsselt und unverschlüsselt, Notizen, sogar eine von ihm mit Anmerkungen versehene Namensliste. Keiner von diesen Namen war Ramses geläufig, dennoch hätte es ihn nicht überrascht, wenn sich hinter einigen dieser Pseudonyme Menschen verborgen hätten, die er kannte oder gekannt hatte. Drei davon waren durchgestrichen.
    Was zum Teufel hatte Percy bewogen, solche belastenden Beweismaterialien aufzuheben? Konnte er sich nicht einmal die Namen seiner eigenen Auftraggeber merken? Vielleicht plante er, seine Memoiren zu schreiben, eines Tages, wenn er alt und senil war. Um ihm Gerechtigkeit widerfahren zu lassen: die Dokumente enthielten nichts, was ihn belastete. Die Handschrift war zwar ziemlich schlecht verstellt, dennoch hätte es mehr als der widersprüchlichen Urteile von Schriftgutachtern bedurft, um ein Militärgericht zu überzeugen.
    Er wollte die Mappe gerade schließen, als ihm ein verspäteter Geistesblitz kam. Er nahm eines der Dokumente und las es erneut. Die Notizen waren lediglich Anmerkungen, zumeist Zahlen, ohne nähere Erläuterung, doch falls diese Nummer ein Datum war und jene eine Uhrzeit und die Briefe auf die Orte hinwiesen, die sich nach seiner Ansicht dahinter verbargen …
    Das Geräusch, das durch den Wandbehang drang, ließ seinen Herzschlag aussetzen. Es war das Knarren von Türangeln. Die Zimmertür war geöffnet worden.
    Seine Finger fanden den Schalter der Taschenlampe, Dunkelheit umfing ihn. Ihm blieb gerade noch Zeit, sich für seine Unvorsichtigkeit und seine Selbstüberschätzung zu verfluchen, ehe er jemanden reden hörte und erkannte, dass es nicht Percy war. Die Stimme war tiefer und getragener und sie hatte türkisch gesprochen.
    »Niemand hier. Er verspätet sich.«
    Die Antwort folgte in derselben Sprache, doch Ramses wusste auf Grund des Akzents, dass es nicht die Muttersprache des Sprechers war. »Dieser Ort gefällt mir nicht. Er hätte uns in Kairo treffen können.«
    »Unser heldenhafter Führer geht solche Risiken nicht ein.«
    Der andere Mann spie aus. »Er ist nicht mein Führer.«
    »Wir haben dieselben Auftraggeber, Sie und ich und er. Er gibt die Befehle weiter. Und heute Abend wird es Befehle für uns geben. Setzen Sie sich.«
    Während sie sprachen, hatte Ramses die Mappe geschlossen und weggelegt und die Taschenlampe in seine Jackentasche gleiten lassen. Als sie schwiegen, verharrte er völlig reglos und hoffte, dass seine Atemgeräusche nicht so laut waren wie von ihm befürchtet. Letztlich hatte er Davids Signal nicht verpasst. Dies war eine Zusammenkunft, vielleicht auch ein Fest; soweit die Verschwö rer wussten, war ihre Arbeit erledigt. Er glaubte, einen von ihnen zu kennen. Der Türke hatte seine Rolle nur vorgetäuscht. Er war kein ungebildeter, angeworbener Kutscher, sondern sprach das Türkisch der Oberschicht.
    Wer war der andere Mann? Sollte er es riskieren, den Wandteppich einen Spaltbreit zu öffnen?
    Der zunehmende Lichteinfall durch den Wandbehang hielt ihn davon ab. Er konnte nur zwei Dinge tun: in seinem Versteck bleiben und beten, dass niemand das Funkgerät benötigte oder die Dokumente einsehen wollte, oder losstürmen und hoffen, dass das Überraschungsmoment ihm eine Gelegenheit zur Flucht bot. Er trug keine Pistole.
    Er bezweifelte, dass er jemals wieder eine einsetzen würde. Sie hätte ihm ohnehin nicht viel genutzt; er hatte wesentlich mehr erreicht, als er sich für diesen Abend erhofft hatte, doch die Chancen standen gegen ihn.
    Im Verborgenen zu bleiben war vermutlich die bessere der beiden Alternativen, wenigstens vorübergehend. Er schob den Gürtel mit seinem Messer zurecht, so dass er leichteren Zugriff hatte – und dann wurde die Tür erneut geöffnet.
    Für Augenblicke sprach niemand. Dann sagte der Neuankömmling in Englisch: »Noch nicht hier, was?
    Aber, aber, mein Freund, richten Sie das Gewehr nicht auf mich. Sie erwarten mich zwar nicht, aber ich bin einer von euch.«
    »Welchen Beweis haben Sie dafür?«
    »Tragt ihr Papiere bei euch, die euch als türkische Spione ausweisen? Die

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