Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
heitere Miene, dass meine Garderobe geschickt gewählt war. Ich wollte uns gerade Tee einschenken, als Ramses auftauchte.
    »Ich werde zum Abendessen nicht hier sein. Fatima ist informiert.«
    Sein Gesichtsausdruck war dermaßen arglos, dass ich sogleich die schlimmsten Vorahnungen hatte. Er trug Reithose und Stiefel, Wolljacke und ein khakifarbenes Hemd ohne Krawatte oder Weste – eine Garderobe, die möglicherweise der Tarnung diente. Ich erwiderte: »Du bist nicht entsprechend gekleidet für ein formelles Abendessen.«
    »Ich bin mit einem der indischen Offiziere verabredet. Wie du weißt, haben sie keinen Zugang zu den Hotels; wir treffen uns in einem Café in Bulak.«
    »Weshalb?«, fragte ich misstrauisch.
    »Sprachunterricht und vielleicht eine freundschaftliche Rauferei. Das kommt davon, wenn man sich zu erkennen gibt. Vermutlich wird er mir beide Beine brechen.«
    »Sie gestatten Männern wie ihm, das Heer zu verlassen, obschon die Türken im Begriff sind, den Suezkanal anzugreifen?«, ereiferte sich Emerson. »Verrückt, absolut verrückt!«
    »Maxwell glaubt nach wie vor nicht an einen bevorstehenden Angriff oder dass die Türken überhaupt eine Chance haben. Hoffentlich behält er Recht. Wartet nicht auf mich, es kann spät werden.« Er strebte zur Tür.
    »Wirst du David heute Abend treffen?«
    Er blieb stehen. »Was schlägst du vor?«
    Ich bemerkte, dass er zögerte, offenbar bemüht, Ausflüchte zu vermeiden, und mein Temperament ging mit mir durch. »Ich schlage vor, dass du ihn mitbringst, wenn du ihn triffst. Die Zeit der Heimlichkeit ist vorbei; falls du es für unbedingt erforderlich hältst, können wir ihn ein oder zwei Tage verbergen.«
    »Das wird nicht nötig sein.« Er drehte sich um und sah mich an. »Du hast Recht, es wird Zeit, dass David heimkehrt. Gute Nacht.«
Aus Manuskript H
    In der Dämmerung erreichte er sein Ziel, es war noch immer hell genug, um den Weg zu erkennen, aber doch so dunkel, dass seine Bewegungen unbemerkt blieben. David hatte Einwände gegen seinen Alleingang geäußert, doch er wollte vorbereitende Erkundungen machen.
    »Falls Percy überhaupt auftaucht, dann erst nach Einbruch der Dunkelheit«, hatte er erklärt. »Die Vorstellung wird nicht vor Mitternacht beginnen. Alles ist vorbereitet. Um neun Uhr dringt Russell in das Lagerhaus und die Moschee ein, und sobald er die Waffen sichergestellt hat, wird er in sein Büro zurückkehren und auf meine Nachricht warten. Glaubst du, ich werde nicht allein mit Percy fertig? Darüber hinaus brauche ich dich als Späher. Verlier jetzt nicht die Nerven, David. Morgen früh ist alles vorüber und wir werden heimkehren und Fatima wird dir Frühstück machen.«
    Und er würde seinen erzürnten Eltern erklären müssen, warum er ihnen nicht die Wahrheit gesagt hatte. Der Gedanke gefiel ihm gar nicht. Wüssten sie allerdings, dass die Sache heute Abend stattfand, dann hätten sie ihn nicht vor die Tür gelassen – oder darauf bestanden, ihn zu begleiten, was noch schlimmer gewesen wäre.
    Im Dämmerlicht wirkte der alte Palast so abschreckend, dass es kein Wunder war, dass die Einheimischen ihn mieden. Er war im späten 18. Jahrhundert von einem der mameluckischen Beis erbaut worden, dessen Grausamkeit berüchtigter war als die seiner Fürsten; es hieß, dass die Seelen seiner Opfer zusammen mit Geistern und Dämonen stöhnend und wehklagend durch das Gemäuer streiften. Es gab sicherlich viele Eulen, die in dem alten Mauerwerk nisteten. Er mied den zerstörten Springbrunnen und die umgestürzten Säulen im Hof, pirschte schnell durch Gestrüpp und Gebüsch und erreichte ein kleines, recht gut erhaltenes Gebäude.
    Ramses hatte eine Taschenlampe mitgebracht und hielt sie so, dass nur ein schmaler Lichtstreifen sichtbar wurde. Er setzte sie sparsam ein und inspizierte die vier Seiten des Gebäudes, das früher vielleicht ein Pavillon gewesen war. Jetzt waren die hohen Fenster mit einfachen, aber massiven Holzblenden verschlossen und die Tür schien neueren Ursprungs zu sein. Am Ende einer kurzen Treppe entdeckte er einen weiteren Eingang, der zu unterirdischen Gewölben führen musste. Beide Türen waren mit neuen Sicherheitsschlössern versehen. Sie zu öffnen war zeitaufwendig und hinterließ vielleicht Spuren. Er entschied sich für einen der Fensterläden.
    Auch sie waren verschlossen oder von innen verriegelt. Die mitgebrachte Brechstange löste dieses Problem. Im Hausinnern musste er seine Taschenlampe einsetzen, und als

Weitere Kostenlose Bücher