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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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er nicht. Ich habe ihn genau erkannt. Und jetzt denken Sie nach, sofern das nicht zu mühsam für Sie ist. Wenn Todros hier ist, dann nur, weil die Engländer ihn hergeschickt haben. Er sieht Ihrem Cousin so ähnlich, dass er dessen Identität annehmen kann. Derartiges haben sie schon früher praktiziert. Warum sollten Sie es jetzt tun, und warum war es so wichtig, dass Todros’ Präsenz nicht bekannt wurde? Und was ist an diesen Gerüchten über den Mann in Indien?«
    Percy schwieg. »Um Himmels willen«, meinte Hamilton gereizt. »Ist es denn nicht offensichtlich? Sie haben diesem unseligen jungen Ganoven erzählt, dass wir Wardani finden und ihn erledigen müssen. Das war keine schlechte Idee; ich habe Wardani auch nie vertraut, und wenn wir ihn zum Märtyrer gemacht hätten, hätten seine Leute den Briten Rache geschworen.«
    »Das war Teil des Plans. Er hätte funktioniert, wäre Farouk nicht ein so feiger Bastard gewesen. Er hat den Burschen nur verletzt.«
    »Wie schwer?«
    »Nun … schwer genug, vermutlich, wenn man Farouks blumiger Umschreibung glauben darf. Man hat ihn drei Tage lang nicht gesehen.«
    »Wo war er während dieser Zeitspanne? Wo war er in der restlichen Zeit? Sie wussten, wo die anderen wohnten, fanden aber nie Wardanis Unterschlupf, nicht wahr? Genauso wenig wie die Polizei, die verflucht intensiv nach ihm gesucht hat.«
    »Zum Teufel, behandeln Sie mich nicht so herablassend!«, brüllte Percy. »Ich weiß, worauf Sie hinauswollen, aber Sie irren sich. Ja, ich habe die Gerüchte gehört, und mir war ebenfalls bewusst, dass nur ein Mann Wardanis Platz hätte einnehmen können. Es war nicht Ramses. Ich habe Fortescue nach Gizeh geschickt, um festzustellen, ob er … ob er … Oh, mein Gott!«
    »Ist der Groschen endlich gefallen? Ich würde meine Hand nicht dafür ins Feuer legen, dass Ihre kleine Revolution heute Abend stattfindet. Zehn zu eins, dass sich diese Waffen bereits in den Händen der Polizei befinden.«
    Percy ließ einen Schwall Flüche los. Seine Stiefelspitze bohrte sich in Ramses’ Rippenbogen und stieß ihn auf den Rücken. »Richtet ihn auf«, schnaubte Percy. »Auf die Füße.«
    Zwei der Hände, die ihn hochzogen, waren die des Türken. Der Mann, der seinen anderen Arm packte, hatte den langen weißen, wollenen Haik um Körper und Kopf geschlungen. Die Senussi waren religiöse Reformer, aber keine Asketen; der Kaftan dieses Burschen war aus gelber Seide mit roten Kordeln, seine Weste golddurchwirkt. Percys Tonfall war der eines Herrn gegenüber seinem Diener gewesen, der gleiche Befehlston, den er im Umgang mit allen Nicht-Europäern anschlug, und obwohl die beiden Männer seine Anweisungen befolgt hatten, spiegelte sich Ablehnung auf ihren wutverzerrten Gesichtern.
    Lässig an einen der Sesselrücken gelehnt, ein Glas in der Hand, erwiderte Hamilton Ramses’ forschenden Blick mit einem blasierten Lächeln. An diesem Abend trug er keinen Kilt, sondern einen formellen Anzug und Stiefel, doch das war nicht die einzige Veränderung in seinem Erscheinungsbild. Das Gesicht war das eines anderen Mannes, härter und entschlossener.
    »Wie viel hast du mit angehört?«, erkundigte sich Percy.
    »Ziemlich viel«, meinte Ramses ausweichend. »Ich weiß, dass Lauschen unhöflich ist, aber –«
    Percy unterbrach ihn mit einem festen Schlag auf den Mund. »Warst du es? Nein, nicht wahr? Das kann nicht sein!«
    Er packte Ramses’ Hemdfront. Ramses starrte ihn an. Er hatte nichts gegen eine Weiterführung ihrer Diskussion, wusste aber nicht, wie er reagieren sollte. Die Frage war so naiv. Welche Antwort erwartete Percy von ihm? Warum suchte er nicht nach dem eindeutigen Beweis, der Hamiltons Theorie bestätigte?
    Ramses wusste die Antwort. Percy konnte nicht zugeben, dass man ihn überlistet hatte, dass all seine brillanten Pläne gescheitert waren. Er würde die Wahrheit leugnen, bis ihn jemand mit der Nase darauf stieß.
    Percy hob die Hand zu einem erneuten Schlag, doch bevor er ausholen konnte, trat Hamilton hinter ihn und drehte ihm den Arm um, dann öffnete er Ramses’ Hemd und zerrte es von seiner Schulter.
    »Ist das Beweis genug für Sie?«, fragte er süffisant.
    Der Türke stieß einen unterdrückten Schrei aus. Ramses fragte sich insgeheim, wie detailliert Farouks Beschreibung gewesen war. Nicht, dass es irgendeine Rolle gespielt hätte. Die Narben waren da, die Wunde noch nicht völlig verheilt.
    Percys Wangen liefen dunkelrot an, er schmollte wie ein verzogenes Kind.

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