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Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra

Titel: Amelia Peabody 12: Der Donner des Ra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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der schwache Lichtkegel durch das Zimmer wanderte, entwich ihm ein lautloser Pfiff. Der Raum wirkte wie eine Mischung aus Bordell und Boudoir, mit seidenen Wandbehängen und dicken Teppichen. Das Bett, das fast den gesamten Raum einnahm, war eine Spielwiese aus zerwühlten Laken und verstreuten Kissen.
    Rasch und nur oberflächlich durchsuchte er das Zimmer; nicht einmal Percy wäre so idiotisch, belastendes Material in dem Raum zu verstecken, in dem er sich mit seinen weiblichen Gästen vergnügte. Das einzig Interessante war ein langes, schmales Seidenband von der Art, wie es für die Schnürung gewisser weiblicher Kleidungsstücke benötigt wurde. Für Augenblicke stand er da, drehte es in seinen Händen, bevor er es beiseite warf und das Zimmer verließ.
    Eine Tür in dem engen Flur führte zu einem viel versprechenden Raum. Offenbar schätzte Percy Luxus und Komfort; Orientteppiche bedeckten den Boden und die Wände, die Einrichtung umfasste mehrere bequeme Sessel, eine gut ausgestattete Hausbar, einige Öllampen und eine große Kupferschale, die als Kohlenpfanne benutzt worden war. Um Dokumente zu verbrennen? Wenn ja, hatte er ganze Arbeit geleistet.
    Nichts in dem Raum deutete auf die Identität des Mannes hin, der ihn gelegentlich bewohnte. Sich seiner knappen Zeit bewusst, durchsuchte Ramses den Rest des kleinen Gebäudes. Am Ende des Ganges, zwischen Schlaf- und Arbeitszimmer, befand sich eine weitere Tür zu einer Treppe, die nach unten führte. Der Keller war weitläufiger als das Erdgeschoss und inzwischen – bis auf einige Ratten und verrottetes Stroh und ein paar Sägespäne – leer, dennoch vermutete er, dass dort früher einmal die Waffen gelagert worden waren, die an Wardani weitergeschickt wurden – und woandershin? Ein Teil war in kleine, zellenartige Nischen abgetrennt worden. Bis auf eine waren sie leer. Die schwere Holztür knarrte, als er sie aufdrückte.
    Der schmale Lichtstreifen erhellte einen Boden aus gestampfter Erde und Mörtelwände. Der Raum war ungefähr zwei Quadratmeter groß und enthielt zwei Möbelstücke – einen Stuhl und einen schäbigen Holztisch, auf dem ein großer Tonkrug stand; tote Fliegen schwammen auf der Oberfläche des abgestandenen Wassers. Außer einigen massiven Haken an der Wand gegenüber der Tür befand sich nur ein weiterer Gegenstand in der Zelle. Zusammengerollt und geschmeidig wie eine Schlange hing er an einem der Haken. Er war gesäubert und geölt worden, doch als er genauer hinsah, bemerkte er die dunklen Flecken, die in den Boden gesickert und eingetrocknet waren, und begriff mit erschreckender Deutlichkeit, dass Farouk hier gestorben war. Einer der schweren Haken hatte den entsprechenden Abstand vom Boden.
    Er trat den Rückweg über die Treppe an, froh, dass David nicht bei ihm war. Er schwitzte und zitterte wie eine furchtsame, alte Frau. Von Selbstvorwürfen und unbändigem Zorn auf den Mann übermannt, der die Karbatsche eingesetzt hatte, kehrte er zurück in das provisorische Büro. Verflucht, irgendwo musste es etwas geben, er musste doch irgendetwas finden! Bevor er eine weitere intensive Suche begann, entriegelte er die Blenden und öffnete eine einen Spaltbreit. Es konnte nie schaden, eine weitere Fluchtmöglichkeit zu haben, und auf Grund des geöffneten Fensters würde er einen herannahenden Reiter früher wahrnehmen. Er war sich keineswegs sicher, dass Percy heute Abend auftauchte; aber falls jener an Nefret adressierte Brief von Percy stammte, dann hatte er ein Treffen abgesagt, das ihn an jenem Abend in Kairo festgehalten hätte. Das bewies rein gar nichts, war lediglich eine Vermutung. David wartete an der Kreuzung nahe der Mit Ukbeh; Percy würde ihn passieren müssen, egal, ob er die Straße nach Gizeh nahm oder den Fluss bei Bulak überquerte, und sobald das eintrat, war sein Ziel eindeutig klar. Auf Asfurs Rücken – Ramses hatte David die Stute zuvor gebracht – war es David ein Leichtes, Percy zu überholen und rechtzeitig einzutreffen, um das vereinbarte Signal zu geben, das Ramses vor der Ankunft seines Cousins warnte.
    Letztlich war das Versteck gar nicht so schwierig zu finden. Hinter den Wandbehängen befand sich eine größere Nische, deren bemalter Putz abbröckelte. Dort stand das Funkgerät und auf einem Regal darunter lag eine mit unzähligen Dokumenten gefüllte Mappe. Wahllos zog Ramses eines hervor und betrachtete es im Schein der Taschenlampe. Zunächst konnte er nicht glauben, was er dort sah: eine Landkarte

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