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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Proteste ignorierend. Als ich mit ihm fertig war, hatte er etwas Farbe im Gesicht – in erster Linie vor Entrüstung und verletztem männlichem Stolz. Ich wertete das als positives Zeichen; immerhin besaß er noch genug Energie, um sich mir zu widersetzen! Ich zwang ihn, viel Wasser zu trinken, und deutete auf den kleinen Blumenstrauß, ein unscheinbares Gebinde aus Butterblumen und Gräsern, das Sennia in einem Glas auf seinen Nachttisch gestellt hatte. Das rang ihm ein schwaches Lächeln ab, und bevor ich den Raum verließ, sah ich mit Genugtuung, wie ihm die Augen zufielen.
    Katherine und Cyrus saßen mit Emerson im Salon. »Wie geht es ihm?«, fragte Katherine wie aus der Pistole geschossen.
    »Er schläft.« Ich nahm mir einen Stuhl und ein Glas Whisky von Emerson. »Die Verletzungen scheinen gut verheilt zu sein, und obwohl er immer noch sehr kurzatmig ist, glaube ich, dass das eher auf seine körperliche Schwäche und auf mangelnde Bewegung zurückzuführen ist als auf eine dauerhafte Lungenschädigung. Wenn es euch allerdings lieber ist, dass wir einen Arzt holen, der ihn sich einmal anschaut …«
    »Das würde er nicht wollen«, meinte Katherine bekümmert. »Er ist bitter enttäuscht von der gesamten Ärzteschaft. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es Ihnen gelungen ist, ihn zu untersuchen.«
    »Nun ja, ich verfüge über weit reichende Erfahrung im Umgang mit verletzten und Widerstand leistenden männlichen Individuen«, erwiderte ich mit einem Blick auf Emerson. »Dabei fällt mir ein … warum ist er so erpicht darauf, mit Ramses zu reden? Sie haben sich zwar gut verstanden, waren aber nie enge Freunde.«
    »Können Sie sich das nicht denken?«, schaltete sich Cyrus ein. Seit ich ihn kannte, war sein hageres Gesicht faltig und wettergegerbt, denn die Exkavationen unter der sengenden ägyptischen Sonne haben diese Wirkung auf hellhäutige Menschen. Einige dieser Linien und Falten hatten sich mittlerweile tiefer eingegraben. Bertie war der einzige Sohn, den er je haben würde, und er war immer stolz auf den Jungen gewesen. Sein Bedauern galt einzig der Tatsache, dass Bertie seine Leidenschaft für die Ägyptologie nicht teilte. »Im letzten Jahr hat Anna ihm häufiger davon erzählt, dass Ramses ein absoluter Kriegsgegner ist«, fuhr Cyrus fort. »Inzwischen sympathisiert er mit dieser Anschauung.«
    »Ja, natürlich. Nun, wir werden ihn moralisch aufbauen und motivieren.«
    »Wenn es einer kann, dann Sie.« Cyrus lächelte mich an.
    »Ganz recht«, bekräftigte Emerson. »Sie bedrängt einen so lange, bis man tut, was sie will.«
    Katherine lachte. Es war beinahe wieder ihr früheres Lachen und ihr angespanntes Gesicht hellte sich auf. »Ich fühle mich bereits befreiter und optimistischer. Mehr als alles andere bedrückt mich sein mentaler Zustand, Amelia. Er will nicht mit mir reden über seine Erlebnisse an der Front und selbst Cyrus hat er sich kaum mitgeteilt. Er ist verbittert und böse und hat an nichts mehr Spaß. Nicht einmal am Leben, denke ich.«
    Ihr versagte die Stimme. Seine anziehenden Züge von Betroffenheit gezeichnet, mixte Emerson ihr sogleich einen Whisky Soda. In dem Bewusstsein, dass offene Anteilnahme nur zu ihrem völligen Zusammenbruch führen konnte, sagte ich schroff: »Wir werden etwas finden, woran er Spaß hat. Ich habe mehrere Ideen. Wenn ich es recht bedenke, wäre es vermutlich besser, wenn ihr so rasch wie möglich nach Luxor weiterreisen würdet. Die Valley of the Kings ist selbstverständlich für euch vorbereitet, aber meiner Ansicht nach wäre eine lange, erschöpfende Reise nicht ratsam. Er braucht geistige Anreize. Er sprach davon, sich mit Ramses austauschen zu wollen. Ich denke, das wäre vorteilhaft für ihn. Nefret ist ausgebildete Medizinerin und kann seine körperliche Genesung überwachen. Ja. Das ist zweifellos die optimale Lösung. Ein bis zwei Tage Ruhe, dann die Zugfahrt nach Luxor. Vorab werden wir unsere Pläne telegrafieren, ihr an euren Schlossverwalter und ich an Ramses.«
    Ich lehnte mich zurück und hob prostend mein Glas. »So, das wäre geklärt. Trinken Sie Ihren Whisky, Katherine. Ich weiß, dass Sie nur selten Alkohol anrühren, aber er wird Ihnen gut tun. Prosit!«

    Mit für ihn ungewöhnlichem Feingefühl wartete Emerson, bis wir uns zum Umkleiden für das Abendessen zurückgezogen hatten, bevor er seine Meinung zum Besten gab. »Bei meinem Wort, Peabody, das war außerordentlich anmaßend, selbst für dich.«
    »Sie haben doch

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