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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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dem Rest der Geschichte. Nicht lange danach gesellten sich Emerson und Cyrus zu uns, und Fatima entschied, Karaffen, Gläser und Sandwichplatten zu bringen sowie die Gläser mit Zitronenlimonade für Bertie und Sennia, und alle redeten auf einmal. Bertie beteuerte, er habe noch nie eine so interessante Geschichte gehört.
    »Das war ›Der verlorene Prinz‹«, erklärte Sennia Emerson und Cyrus, die erst gegen Ende der Geschichte hinzugekommen waren. »Die, die Tante Amelia übersetzt hat. Sie hat noch viele andere Geschichten übersetzt. Wenn du willst, erzähle ich sie dir alle.«
    »Ein anderes Mal«, sagte ich entschieden.
    »Eine Geschichte pro Tag, wie bei Scheherazade«, schlug Bertie vor.
    Ihr gefiel die Idee, dennoch wies sie sogleich darauf hin, dass Scheherazade mitten in ihren Geschichten aufgehört habe – »damit der Sultan sie nicht am nächsten Morgen köpfte« – und dass sie vielleicht mit einer weiteren beginnen sollte.
    »Bertie hat nicht vor, dich zu köpfen«, warf ich ein. »Außerdem wird es Zeit, dass du im Kinderzimmer dein Abendessen einnimmst. Sag Gute Nacht – und nimm Horus mit.«
    Sie gab Bertie einen Kuss, den er erwiderte. Horus musste gar nicht erst überzeugt werden; er sprang vom Bett, folgte ihr und fauchte Cyrus an, als er diesen passierte.
    Wir plauderten noch eine Weile, während Fatima geschäftig Teller und Gläser wegräumte, dann gönnten wir Bertie seine Ruhe.
    »Für einen Abend hatte er genug Aufregung«, erklärte ich, als Katherine und ich Arm in Arm durch den Korridor schlenderten. »Sennia entwickelt sich zu einem ebenso durchtriebenen Geschöpf wie Ramses seinerzeit. Sie wusste, dass ich ihr niemals erlaubt hätte, Bertie zu besuchen, also hat sie erst gar nicht gefragt.«
    »Jedenfalls hat sie ihm sehr gut getan«, räumte Katherine ein. »Vielleicht liefert sie ihm die Zerstreuung, die er augenblicklich braucht.«
    »Ich denke nicht. Wir werden ihm Sennia in den nächsten Tagen in kleinen Dosen verabreichen. Man muss schon in hervorragender körperlicher Verfassung sein, um mit diesem kleinen Energiebündel fertig zu werden.«
    »Sie raten uns also nach wie vor, unverzüglich nach Luxor weiterzureisen?«, fragte Cyrus.
    »Meine Meinung ist diesbezüglich unverändert.«
    Emerson warf mir einen fragenden Blick zu und schwieg. Er wusste genau wie ich, dass es zwingend erforderlich war, unsere Freunde aus Kairo wegzuschaffen.
    In Luxor würden sie in Sicherheit sein. Dort war alles ruhig.
Aus Manuskript H
    Der Mann war sein Onkel. Sethos, der Meisterverbrecher, der wertvollste Geheimagent des Kriegsministeriums, der glühende Verehrer seiner Mutter, der Todfeind seines Vaters – und dessen illegitimer Halbbruder. Diese verblüffenden Enthüllungen hatten sie erst im Winter zuvor gemacht und Ramses hatte sich noch nicht recht mit der Vorstellung angefreundet. Noch unglaublicher war die Tatsache, dass der Mann, den er zuletzt auf einer Trage gesehen hatte – blutüberströmt aufgrund eines Lungendurchschusses –, noch lebte. Er hatte einen Mann angegriffen, der nicht nur alt genug war, um sein Vater zu sein, sondern der auch vor knapp einem Jahr eine todbringende Verletzung erlitten hatte – und er hatte einige seiner »übleren« Tricks anwenden müssen, um die Oberhand zu gewinnen. Er gewahrte Nefrets eisigen Blick und fragte sich, ob eine Entschuldigung angebracht sei und wenn ja, an wen von beiden er sie richten sollte.
    »Du hast mir versprochen, ihm nicht wehzutun«, beschwerte sie sich.
    Das blutige Tuch, das Sethos unter seine Nase hielt, war ihr Taschentuch. Er senkte es und schniefte versuchsweise. Die Blutung hatte aufgehört.
    »Ich habe ihn zuerst angegriffen«, bemerkte er mit sichtlicher Genugtuung. »Verzeih mir, Ramses. Man reagiert instinktiv, wie du sicherlich weißt. Darf ich mich jetzt aufsetzen, Nefret? Ich hoffe, ihr habt nichts gegen diese Vertraulichkeit. Schließlich sind wir eine Familie.«
    Sie hatte ihn von Kopf bis Fuß untersucht, um sicherzustellen, dass ihm außer einer blutigen Nase nichts fehlte. Er hatte es genossen und theatralisch geseufzt, sobald sie ihn abtastete, und dann tapfer geleugnet, dass es schmerzte. Stöhnend rieb Ramses sich sein schmerzendes Handgelenk. Nefret reagierte nicht darauf. Er entschied, dass er sich verflucht noch mal nicht entschuldigen würde.
    »Also, wie sollen wir dich nennen?«, erkundigte er sich. »Onkel Sethos will einem nicht so recht über die Zunge.«
    »Dann lasst den Onkel weg.« Sein

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