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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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ich für das gute alte England bringe.«
    »Sie hat Minton erklärt, dass du ein Dieb und ein Betrüger bist«, platzte Nefret heraus.
    »Ah.«
    Als Ramses seine gesenkten Lider und die zusammengekniffenen Lippen bemerkte, beschlich ihn unvermittelt ein Anflug von Mitgefühl. Er wusste, was es bedeutete, von Menschen falsch beurteilt und infolgedessen verachtet zu werden. Sethos war ein Dieb und ein Betrüger, dennoch zweifelte Ramses nicht daran, dass sein Einsatz in Hayil auf Befehl des Kriegsministeriums stattgefunden hatte. Er hätte die Juwelen des Emirs nicht angerührt, wenn er nicht bei der Durchsicht der Privatkorrespondenz des hinterhältigen jungen Mannes gestört worden wäre, und wenn er wirklich so kaltblütig und pragmatisch wäre, wie er von sich selber behauptete, hätte er Margarets Hilferuf ignoriert.
    »Eine weitere Person, die ich meiden muss«, sagte sein Onkel so eiskalt, dass Ramses sich fragte, ob er sich jenen Anflug von Schuldbewusstsein nur eingebildet hatte. »Ich rechne euch hoch an, dass ihr mich darüber in Kenntnis setzt. War das der Grund, weshalb ihr diese kleine Zusammenkunft arrangiert habt?«
    »Nicht unbedingt«, räumte Ramses ein. »Es hat eine undichte Stelle gegeben. Wardanis Leute wissen, dass ich im vorigen Winter seinen Platz eingenommen habe. Mindestens einer von ihnen ist in Freiheit. Vor nicht allzu langer Zeit sind wir in einer der Kairoer Gassen kurz zusammengetroffen.«
    »Wer?«
    »Asad. Er war einer von Wardanis Stellvertretern.«
    »Ich weiß, wer er war. Das erklärt vieles.«
    »Was zum Beispiel?«, hakte Ramses nach.
    »Warum ihr in Luxor seid. Mama und Papa und deine geliebte Frau dachten, dass du hier sicherer wärest.«
    »Verflucht«, hub Ramses an, fing sich wieder und fuhr fort. »Es gab einen weiteren Grund, warum ich dich sehen wollte. Ich hatte bislang noch keine Gelegenheit, dir zu danken …«
    »Bitte, versteige dich nicht in irgendwelche Rührseligkeiten. Ich habe es nicht für dich getan.«
    »Du hast die anderen dazu überlistet zu verschwinden, bevor sie mit mir fertig waren.« Hartnäckig hielt Ramses am Thema fest. »Das hast du nicht für Mutter riskiert; du wusstest nicht einmal, dass sie in der Nähe war.«
    »Ah, aber dein Tod hätte die liebenswerte Frau in tiefen Kummer gestürzt. Ich habe meinen Dank bekommen«, setzte er mit einem Lächeln hinzu, das Emerson an den Rand des Wahnsinns getrieben hätte. »Als sie mich küsste. Ich glaube, es war eine ziemlich anrührende Szene.«
    »Sie dachte, du würdest sterben. Das dachten wir übrigens alle.«
    »Wie du siehst, habe ich euch den Gefallen nicht getan. Woher wusstest du überhaupt, dass ich noch lebe und in Luxor bin?«
    »Ich war mir nicht sicher«, gestand Ramses. »Aber diese kunstvollen Symbole, die du an mehreren Grabeingängen hinterlassen hast, waren neu und der Vorfall im Westtal trug deine Handschrift. Er war hervorragend geplant.«
    »Nett von dir, das zu sagen. Wenn das alles …«
    »Nein, das war noch nicht alles. Wie viele Leute sind sich der Tatsache bewusst, dass du noch am Leben bist?«
    Die Miene seines Gegenübers blieb ungerührt. Es entstand eine kurze Pause, bevor er antwortete. »Abgesehen von Kitchener und General Maxwell – und euch? Was ist mit deinem Vater?«
    »Ich denke, er vermutet es. Mutter hingegen nicht.« »Werdet ihr es ihnen erzählen?«
    »Kann sein«, sagte Ramses, ein kurzes – und wie er bald erfahren sollte, unangebrachtes – Gefühl der Macht auskostend. »Wäre es dir lieber, wenn ich sie im Ungewissen ließe?«
    »Ja, auf jeden Fall. Wenn du indes meinst, mir mit diesem Wissen drohen oder mich erpressen zu können, dann vergiss es. Es kümmert mich nicht sonderlich. Es ist nur so, dass mein Leben um einiges einfacher wäre, wenn Amelia mich nicht ständig verfolgen würde, um mich zu stellen und zu läutern. Kannst du dir vorstellen, in welche Schwierigkeiten sie sich selber bringen würde?«
    Ramses konnte es, sogar bildhaft. Zur Hölle mit diesem Mann. Sethos hatte die Falle gesehen und elegant umgangen.
    »Zurück zum Ausgangspunkt«, sagte er schroff.
    »Ausgangspunkt? Oh, du meinst, ob mir augenblicklich jemand nach dem Leben trachtet?« Er artikulierte sich wohl überlegt. »Als sie mich in jener Nacht davonkarrten, glaubten die wenigen Leute, die wussten, dass ich für die Organisation arbeitete, dass ich sterben würde. Man erklärte dem Arzt und den Krankenschwestern, dass ich ein unschuldiger Zuschauer bei einer

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