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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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dankend annahm. Die anderen hatten das Essen beendet und sich in den Salon zurückgezogen, als Ramses zurückkehrte. Er nahm eine Tasse Kaffee und quittierte Katherines sorgenvolle Miene mit einem beschwichtigenden Lächeln.
    »Er wollte plaudern. Ich denke, er hat sich einiges von der Seele geredet.«
    »Ich bin ja so froh«, murmelte Katherine. »Danke, Ramses.«
    »Ich habe nichts gemacht. Nur zugehört. Und«, fuhr Ramses fort, »ich habe ihm versichert, dass es nie zu spät ist für eine Laufbahn als Ägyptologe.«
    »Wirklich?« Cyrus beugte sich vor, seine Augen leuchteten. »Heiliges Kanonenrohr, aber das ist grandios! Glauben Sie, er meint es ernst?«
    »Jedenfalls scheint ihm das neue Anreize für seine Genesung zu geben. Er hat Pillen geschluckt und irgendein scheußliches Gebräu, das aufbauend wirken soll.«
    »Ich sehe Yusuf morgen«, erklärte Cyrus. »Muss eine Mannschaft zusammenstellen. Einige vorbereitende Untersuchungen machen. Mit MacKay über die Konzession reden. Im Tal der Königinnen, vielleicht.«
    Nefret hatte ihren Gatten beobachtet. Er bemühte sich, Cyrus’ begeisterten Plänen zu folgen, doch sein Blick unter den halb gesenkten Lidern war entrückt und er wirkte abgespannt. Sie verabschiedeten sich, sobald es ihnen angemessen schien. Cyrus ließ seine Kutsche vorfahren, aber nach weniger als einer Meile bat Ramses den Kutscher anzuhalten und stieg aus. »Mir ist nach einem Fußmarsch. Fahr ruhig weiter, wir sehen uns später.« »Ich möchte ebenfalls zu Fuß gehen.« Er blickte zu ihr, sein Gesicht in Schatten gehüllt, und sie setzte unsicher hinzu: »Oder willst du lieber allein sein?«
    »Nein.« Er half ihr hinab und sie schlenderten Arm in Arm weiter. Die Straße lag bleich im Mondlicht. »War es schlimm?«
    »Was hattest du erwartet? Schmutz, Schmerz, Ungeziefer, Angst, Einsamkeit, Hoffnungslosigkeit. Bestimmt möchtest du nicht die Einzelheiten hören. Das Schlimmste von allem war die Tatsache, dass die Feinde keine Ungeheuer waren, sondern Männer wie er – genauso einsam, fern von ihrer Heimat und ohne ihre Familien, und genauso angsterfüllt.«
    »Ich denke, er kommt darüber hinweg«, sagte Nefret leise.
    »Ich hoffe es.« Er lachte, plötzlich und unerwartet. »Ganz bestimmt hat er ein neues Interessengebiet als Lebensinhalt. Löcherte mich mit schlauen Fragen zur Exkavation – als wenn ich nicht gewusst hätte, was in seinem Kopf vorging. Gott stehe mir bei, aber ich habe ihm allen Ernstes ein paar Unterrichtsstunden in Hieroglyphenschrift und ägyptischer Geschichte angeboten!« »Mit Jumana?«
    »Davon ist er selbstverständlich ausgegangen.«
    »Mein armer Schatz. Wir werden sehen, ob wir nicht einen anderen Lehrer finden können.«
    Vor ihnen schimmerten die Tempelruinen von Seth I. im Sternenlicht. Bei der Erinnerung an die Nacht, in der sie und »die Eltern« die verfallenen Mauern nach Ramses und David abgesucht hatten, und an die langen Stunden des Wartens, bis sie herausfanden, was mit ihnen geschehen war, klammerte sich Nefret fester an den Arm ihres Mannes. Ramses schien völlig unberührt von schmerzlichen Erinnerungen – schließlich, so dachte sie im Stillen, gab es kaum ein Gebiet am Westufer, das keine barg.
    »Gehe ich dir zu schnell?« Er verlangsamte seine Schritte.
    »Ein wenig. Lass uns nicht hetzen, es ist eine so schöne Nacht.«
    Die Straße zu der öffentlichen Fähranlegestelle wandte sich nach Süden. Sie verließen diese, kürzten über die Felder ab und folgten dem Weg, den Cyrus angelegt hatte, damit er sein privates Dock mit der Kutsche erreichen konnte. Die ursprünglichen Besitzer der Ländereien lebten von dem großzügig bemessenen Kaufpreis, den er gezahlt hatte.
    Eine Weile gingen sie schweigend weiter. Ramses fing leise zu pfeifen an. Sobald Nefret die Melodie erkannte, lächelte sie wissend. Zu diesen Klängen hatten sie einmal Walzer getanzt. Zumindest für den Augenblick hatte er seine Sorgen verdrängt und genoss einzig die Nachtluft und ihre Gesellschaft.
    Die Lichter der Amelia waren bereits sichtbar, als eine dunkle Gestalt aus einem Palmenhain hervorkam und auf sie zurannte. Ramses schnellte herum. Zum Glück schien der Mond hell; er konnte gerade noch innehalten, ehe seine erhobene Hand ihre Kehle umschloss.
    »Nicht, es ist Miss – es ist Margaret«, entfuhr es Nefret. »Was zum Teufel machen Sie denn hier?«
    Japsend umklammerte die Journalistin Nefrets Arm und zerrte entschlossen daran. »Kommen Sie mit. Ich warte

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