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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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An die Eigenheiten der Emersons gewöhnt, verlor er kein Wort über Ramses’ saloppes Flanelljackett und das flache, bequeme Schuhwerk, das Nefret statt der seidenen Abendschuhe gewählt hatte. Sie hatten Bertie wie eine Mumie eingepackt und in einen Sessel gedrückt, doch er schlug die Decken beiseite und erhob sich, als Nefret den Raum betrat. Sie setzte sich hastig, damit er ihrem Beispiel folgte.
    »Nun, und was hat Ihre Familie jetzt vor?«, erkundigte sich Cyrus, während Diener den Tee servierten. »Warum fragen Sie das?«, antwortete Ramses mit einer Gegenfrage. »Ist irgendetwas vorgefallen während Ihres Aufenthalts in Kairo?«
    »Nein, nein. Nicht dass ich wüsste. Aber sie hatten es verflucht eilig, uns aus Kairo zu vertreiben.«
    »Vermutlich hatten sie Angst, dass Sie sich aufmachen würden, um die Senussi zu bekämpfen«, bemerkte Nefret.
    Cyrus genoss ihren Scherz, blieb aber dennoch ernst. »Nun, ich hätte nichts dagegen, helfend einzugreifen. Allmählich langweile ich mich. Besteht wenigstens die Chance, ein paar Grabräuber dingfest zu machen?«
    Katherine protestierte leise und Nefret lachte. »Tut mir Leid, Cyrus. Es gab einige Zwischenfälle, aber das war zu erwarten, weil die Überwachung zu lax ist. Alain Kuentz hat einen der Dorfbewohner bei der Durchsuchung eines Felsengrabs in der Nähe von Deir el-Bahari erwischt, aber es war leer.«
    »Kuentz ist in Luxor? Ein netter junger Bursche. Wir müssen ihn unbedingt einmal zum Abendessen einladen.« Nachdenklich zupfte Cyrus an seinem Ziegenbärtchen. »Vielleicht weiß der von ihm auf frischer Tat Ertappte noch von weiteren Gräbern.«
    »Schlag dir das aus dem Kopf, Cyrus«, erwiderte seine Gattin entschieden. »Ich will nicht, dass du Jagd auf irgendwelche Diebe machst. Wenn du Langeweile hast, dann heure ein paar Männer an und spüre selber Gräber auf.«
    »Beabsichtigen Sie, diesen Winter in Theben zu graben?«, erkundigte sich Ramses.
    »Ich habe daran gedacht«, räumte Cyrus ein. »Die Frage ist nur, wo? Carnarvon hat die Konzession für das Tal …«
    Sie diskutierten die unterschiedlichen Möglichkeiten, bis das Essen angekündigt wurde, und Katherine sagte: »Keine weiteren Fachsimpeleien heute Abend, wenn ich bitten darf. Bertie und ich kommen sonst gar nicht zu Wort.«
    »Oh, das macht mir nichts aus«, erwiderte Bertie rasch. »Ich würde selber gern Hand anlegen, sobald ich mich wieder besser fühle. Äh … gehörte die junge Frau am Bahnhof zu euren Leuten, Ramses?«
    »Nein. Nun … ja, vermutlich doch. In gewisser Weise.«
    Nefret warf ihm einen belustigten Blick zu und klärte den jungen Mann auf.
    »Ich erinnere mich an sie«, bemerkte Katherine. »Miss Pinch meinte, sie sei eine ihrer besten Schülerinnen, aber leider habe das Mädchen keine Zukunft. Es erstaunt mich, dass Yusuf sie noch nicht unter die Haube gebracht hat.«
    »Sie versucht, sich eine eigene Zukunft aufzubauen«, wandte Nefret ein. »Sie hätten sie hören müssen, Katherine. Sie beharrte darauf, dass sie ein ebenso guter Rais sein könnte wie Jamil.«
    »So hat sie es nicht formuliert«, korrigierte Ramses. »Sie sagte, sie sei besser. Das wäre auch nicht weiter schwierig. Jamil ist faul und ohne jedes Interesse. Kommen Sie nur nicht auf die Idee, ihn einzustellen, Cyrus.«
    Cyrus grinste. »Ich habe Ihrem Gesicht angesehen, was Sie von ihm halten. Vielleicht nehme ich besser das Mädchen.«
    »Machen Sie sich nicht lustig über sie«, warf Nefret ein, worauf Cyrus und Ramses die Stirn runzelten. »Warum kann man sie nicht zur Ägyptologin ausbilden, genau wie David? Wären Sie bereit zu helfen, Katherine?«
    »Selbstverständlich ist sie das«, ereiferte sich Bertie. »Nicht wahr, Mutter? Ich meine, nur weil sie ein Mädchen ist …«
    Seine Mutter maß ihn forschend, worauf er verunsichert stockte. »Sie war ein hübsches Kind«, überlegte Katherine. »Ich nehme an, dass sie sich zu einer attraktiven jungen Frau entwickelt hat.«
    »Sie ist eine Wucht«, begeisterte sich Cyrus.
    Katherines Blick schweifte zu ihrem Gatten. »Du hast sie gesehen?«
    »Ich wusste nicht, wer sie ist, aber sie ist mir aufgefallen. Sie wäre keinem Mann entgangen.«
    Nefret hielt es für ratsam, das Thema zu wechseln. »Wie geht es Anna? Ich glaube, Mutter erwähnte, dass sie ihre Schwesternausbildung abgeschlossen hat.«
    Noch vor Beendigung des Nachtmahls zeigte Bertie Anzeichen von Erschöpfung, und Ramses erbot sich, ihn nach oben zu begleiten, ein Angebot, das Bertie

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