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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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schon seit Stunden.«
    »Mitkommen, wohin?«, fragte Ramses, der Nefrets anderen Arm nicht losließ. »Was ist denn los?«
    »Oh, stellt keine Fragen, beeilt euch lieber. Ich musste ihn zurücklassen – ich glaube nicht, dass er sich bewegen kann, und wenn doch, dann wird er …«
    Ein Gefühl entsetzlicher Vorahnung übermannte Ramses. Seine Finger lockerten den Griff um Nefrets Arm. Auch sie brauchte nicht zu fragen, wer »er« war. »Natürlich kommen wir mit«, erklärte sie mit nüchterner, beschwichtigender Medizinerstimme. »Wo ist er?«
    Er lag reglos auf dem Boden unter einer der Palmen. Äste und Zweige filterten das Mondlicht aus; Schatten verzerrten sein Gesicht, dennoch bestand kein Zweifel an seiner Identität.
    »Ich kann nichts erkennen.« Nefret ließ sich auf die Knie sinken. »Es ist zu dunkel. Ist er verletzt?«
    »Ich glaube nicht.« Margaret lehnte sich gegen einen Baumstamm. »Er ist krank. Zunächst war es Schüttelfrost, er zitterte am ganzen Körper und seine Zähne klapperten, aber er konnte noch gehen und ich brachte ihn bis hierher, aber er wollte die Dahabije nicht betreten, und als ich an Bord ging, erklärte man mir, dass ihr heute Abend ausgegangen seid, und als ich zurückkam, befand er sich bereits in diesem Zustand und …«
    »Schlag sie«, sagte Nefret knapp. »Sie ist hysterisch.«
    »Schlag du sie doch. Ich bin nicht unbedingt erpicht darauf, Frauen zu schlagen.«
    »Freut mich, das zu hören.« Margaret nahm einen tiefen Atemzug. »Ich bin nicht hysterisch, ich habe nur versucht, Ihnen alles auf einmal zu erzählen. Was fehlt ihm denn, Nefret?«
    »Der verfluchte Bart stört«, murmelte Nefret. »Wie zum Teufel soll ich eine Diagnose stellen, wenn ich ihn nicht sehen kann und fast sein ganzes Gesicht mit Haaren bedeckt ist? Momentan zittert er nicht, seine Haut fühlt sich trocken und heiß an und er ist völlig apathisch. Es könnte sein … Kommt, wir bringen ihn auf das Boot.«
    »In Ordnung«, sagte Ramses resigniert. »Nefret, geh schon voraus und schaff die Mannschaft aus dem Weg.«
    Sie gehorchte ohne Zögern oder Rückfragen. Ramses hob seinen Onkel auf und nahm ihn auf eine Schulter.
    Die Gangway war heruntergelassen und der Mann, der für gewöhnlich Wache hielt, nicht auf Posten. So weit, so gut, überlegte Ramses. Als er in den Gang zu den Schlafkajüten abbog, vernahm er Nefrets Stimme im Salon. Sie plauderte ausgelassen in Arabisch, vermutlich mit Nasir. Keine der Kabinen war bewohnt, mit Ausnahme der ihren; er hatte die freie Auswahl. Er entschied sich für die nächstgelegene, schlüpfte hinein, legte den bewusstlosen Mann auf das Bett und rieb sich den Nacken. Sethos war zwar nicht so hünenhaft wie Emerson, aber dennoch von kräftiger Statur und in seinem augenblicklichen Zustand schwer wie ein nasser Sack.
    Margaret war ihm gefolgt. »Was kann ich tun?«, erkundigte sie sich.
    »Die Vorhänge zuziehen.« Als sie das getan hatte, hatte er die Öllampe aufgespürt und entzündet.
    Nefret stieß bald darauf zu ihnen, bewaffnet mit ihrem Arztkoffer. Sie hatte sich nicht die Zeit genommen, sich umzuziehen, und ihre Abendrobe stand in krassem Widerspruch zu ihrer schroffen, sachlichen Art. »Ich brauche Wasser!«, befahl sie. »Margaret, setzen Sie sich dorthin und kommen Sie mir nicht in die Quere.«
    Als Ramses aus dem Bad zurückkehrte, sah sie auf. »Er hat hohes Fieber, sein Puls geht zu schnell. Heb ihn an, Ramses. Wir müssen dafür sorgen, dass er diese Pillen schluckt.«
    »Was ist das?«, fragte Margaret.
    »Chinin. Ich glaube, er hat Malaria.«
    »Sie glauben? Können Sie es nicht mit Bestimmtheit sagen?«
    »Aber gewiss doch«, entgegnete Nefret süffisant. »Geben sie mir ein Mikroskop, ein paar Glasplättchen und die entsprechenden Chemikalien und ich werde Ihnen eine exakte Diagnose geben – immer vorausgesetzt, dass ich mich nach meinem Seminar in Tropenmedizin noch daran erinnere, wie die verdammten Parasiten aussehen. Verflucht, es läuft alles in seinen Bart. Warten Sie.«
    Ihre Finger glitten unter eine Ecke des Barts und rissen diesen gnadenlos herunter. Ihr Patient reagierte mit leisem Gejammer, dem sich ein unüberhörbarer Kommentar anschloss. »Diese verdammten Frauen.«
    »Mach den Mund auf!«, befahl Nefret. »Und jetzt schlucken. Gut gemacht. Er darf sich wieder hinlegen, Ramses.«
    Ramses ließ ihn vorsichtig auf das Kissen zurücksinken. Mit seinen geschlossenen Augen und dem jetzt entspannten Mund war die Ähnlichkeit mit seinem

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