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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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beteuerte Gargery. »Insbesondere, da Mr David zurückbleibt und die kleine Miss mitkommt.«
    »Oh … äh … pah«, stammelte Emerson mit einem vorsichtigen Blick zu Sennia. Sie beobachtete ihn wie ein kleiner Schutzdrachen. Er zwang sich zu einem schiefen, skeptischen Grinsen. »Hmhm.«
    »Das wäre geklärt«, räumte Nefret ein. »Komm, Ramses, wir haben unsere Meile rund um das Deck noch nicht absolviert. Kommst du mit, Sennia?«
    »Ich bleibe bei Gargery.« Sie fasste seine Hand.
    Und das tat sie auch, von morgens bis abends und für den Rest der Reise. Emerson brauchte einige Tage, um wieder in ihre Gunst zu gelangen.
    »Verflucht«, bemerkte er finster. »Ich traue mich nicht einmal mehr, den Burschen schief anzugucken.«
    »Sie sucht alle zu schützen, die sie mag, Emerson. Sie würde dich genauso vehement verteidigen, wenn jemand nicht nett zu dir wäre.«
    »Meinst du wirklich?« Emerson dachte über diese Vorstellung nach.
    »Ich weigere mich, einen Streit mit dir anzufangen, nur damit Sennia dich verteidigen kann. Sie kommt darüber hinweg; sei einfach höflicher zu Gargery.«
    »Zum Teufel«, knurrte mein Gatte.

    Alexandria hat mich nie interessiert. Es hat keine nennenswerten Pharaonengräber und die Stadt scheint eine Verschmelzung der schlimmsten europäischen und östlichen Unsitten und strahlt wenig von dem Charme der dunklen, alten Gassen Kairos aus. In diesem Jahr lag der Hafen voller Schiffe, unter ihnen erschreckend viele Lazarettdampfer. Alexandria war das Zentrum der Operationen für die Gallipoli-Kampagne gewesen; die tapferen Burschen aus Australien und Neuseeland waren von dort aus losgesegelt, hoch motiviert und mit dem Versprechen auf eine baldige Rückkehr. Sie waren nur allzu rasch zurückgekehrt. So viele waren verwundet, dass die Krankenhäuser sie nicht alle aufnehmen konnten; die Flagge des Roten Kreuzes flatterte über vielen Villen und Häusern in und außerhalb der Stadt. Es war eine Erleichterung, als wir den Zug nach Kairo bestiegen, denn einzig der Gedanke, dass wir unsere Gefühle vor dem Kind verbergen mussten, hielt uns von düsteren Prognosen und Debatten ab.
    Gleichwohl lenkte uns die Rückkehr nach Ägypten von betrüblicheren Themen ab, und als wir in den Hauptbahnhof von Kairo einfuhren, erwartete uns bereits eine aufgeregte, lachende Menge – Mitglieder der Familie, die seit vielen Jahren für und mit uns arbeitete. Abdullah, unser Rais und geschätzter Freund, war inzwischen verstorben, doch seine Kinder, Enkelkinder, Neffen, Nichten und Cousins bildeten eine eng verwobene Gemeinschaft. Sobald der Zug zum Halten kam, zerrten uns eifrige Hände aus dem Abteil und wir waren sogleich umzingelt. Fatima, Abdullahs Schwiegertochter und unsere ägyptische Haushälterin, riss Sennia aus Basimas Armen; Selim, Abdullahs jüngster Sohn, der seinen Vater als Rais ersetzt hatte, bombardierte Emerson mit Fragen zu der diesjährigen Arbeit; Daoud, der die anderen um Haupteslänge überragte, wollte das Neueste von seiner über alles geschätzten Lia und dem Baby erfahren; Ali und Yussuf, Ibrahim und Mahmud umarmten uns reihum alle. Darauf begleiteten sie uns im Triumphzug zu den wartenden Kutschen.
    Sobald wir saßen, fing Emerson an zu meutern. »Zur Hölle mit diesen verfluchten Droschken, sie sind viel zu langsam. Warum hat Selim das Automobil nicht mitgebracht?«
    Ich hatte Selim gebeten, es nicht zu tun. Emerson hätte darauf beharrt, zu fahren, und sein Verständnis von der Bedienung eines Automobils läuft darauf hinaus, geradewegs sein Ziel anzusteuern, ohne vom Gas zu gehen oder auszuweichen. Und das ist keine empfehlenswerte Methode bei langsamen Karren und Kamelen – beides ist auf den Kairoer Straßen in großer Anzahl vorhanden.
    Statt darauf hinzuweisen, bemerkte ich mit dem von mir in vielen Ehejahren entwickelten Taktgefühl: »Ich nehme an, er wollte unsere Ankunft zu einem spektakulären Ereignis machen. Du siehst doch, wie hübsch die Kutschen geschmückt sind.«
    »Spektakel ist der treffende Begriff«, knurrte mein Gatte, warf sich in eine Ecke und verschränkte die Arme. »Sennia gefällt es.« Ich sah mich zu der Kutsche um, die uns folgte. Leuchtend rote Troddel baumelten am Zaumzeug der Pferde, Glöckchen klirrten. Ich gewahrte, dass Sennia wie ein Tennisball umherhüpfte und Gargery versuchte, sie festzuhalten.
    Sobald wir ein kurzes Stück zurückgelegt hatten, vergaß Emerson seinen Unmut und fing an, in der Menge nach alten Bekannten Ausschau zu

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