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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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ist. Dennoch stieß mein Versuch, Emerson für eine nähere Untersuchung zu begeistern, auf erbitterten Widerstand.
    »Was erhoffst du dir davon? Dieses verdammte Monument ist von Dutzenden von Leuten erforscht worden – von Tausenden, wenn du alle verfluchten Touristen einschließt. Jeder Gang ist Zentimeter für Zentimeter gesichtet und aufgezeichnet worden und unsere stümperhaften Vorgänger haben sich sogar einen Weg in die Säulenhalle über der Königskammer gesprengt.«
    »Ich war schon seit Jahren nicht mehr dort oben, Emerson. Ich würde sie mir gern noch einmal anschauen.«
    »Zum Teufel, Peabody!«, brüllte Emerson. »Ich kann es nicht verantworten, dass du in irgendwelchen Pyramiden herumstromerst, und schon gar nicht in dem fraglichen Teil jener Pyramide. Wie zum Teufel ist es dir überhaupt gelungen, die Leitern zu bewältigen, mit diesen ganzen Petticoats und Rüschen und …«
    »Nachdem ich inzwischen Hosen trage, wäre es wesentlich einfacher. Dein Bemühen, mich in dieser Saison davon abzuhalten, ist überaus egoistisch. Ich nenne es deshalb ›Bemühen‹, weil du sehr wohl weißt, dass …«
    »Ich weiß, ich weiß.« Wir waren in Emersons Arbeitszimmer und stellten seine Notizbücher und weitere Dinge zusammen, die wir an jenem Exkavationstag benötigen würden. Er fasste mich bei den Schultern und drehte mich zu sich um. »Wir haben erst eine Saison hier verbracht und schon langweilen dich die Mastaben. Sie sind dir zu offen und haben keine tiefen, finsteren unterirdischen Gänge. Ich wage gar nicht darüber nachzudenken, warum dich Derartiges so ungeheuer fasziniert. Ich schlage vor, du bietest mir deine unschätzbare Unterstützung an und hilfst mir bei der Freilegung einiger Mastaben. Ich bin kein Unmensch; vier oder fünf würden mich zufrieden stellen. Danach … danach werden wir weitersehen.«
    »Das ist überaus nett von dir.«
    »War das ironisch gemeint, Peabody? Hmhm. Mein Schatz, ich spreche hier nicht als dein getreuer Gatte, sondern als dein dienstlicher Vorgesetzter. Bin ich nun der Direktor dieser Expedition oder nicht?«
    »Ja, aber selbstverständlich bist du das.«
    »Dann gib mir einen Kuss.«
    »Das ist eine ausgesprochen dienstwidrige Anweisung.«
    »Wir sind noch nicht im Dienst.« Emerson nahm mich in die Arme.
    Schließlich ließ ihn das Stimmengewirr vor seiner Arbeitszimmertür in seinem Tun innehalten. »Nun, dann sputen wir uns besser. Kommt Sennia heute wieder mit?«
    Während der beiden letzten Tage hatte ich Sennia und Gargery gestattet, uns zu begleiten. Die Kleine war überglücklich, wenn sie Archäologin spielen durfte, Inschriften zu kopieren versuchte oder Ramses’ Assistentin mimte, während er ihr Abmessungen und Details nannte. Wenn sie des Herumsitzens überdrüssig geworden war, tollte sie über das Plateau und suchte Tonscherben und Knochen. Gargery, der sie auf Schritt und Tritt begleitete, lehnte die Knochensammelei entschieden ab, die er als morbide und unhygienisch empfand. Indes vermochte er daran nichts zu ändern, da wir anderen Gebeine für überaus aussagekräftige Fundstücke hielten.
    Bald darauf machten wir uns auf den Weg, da man – wie Ramses bemerkte – schon eine ganze Weile auf uns gewartet hatte. Die schönen Araberpferde, ein Geschenk unseres Freundes Scheich Mohammed an Ramses und David, hatten Nachwuchs bekommen; inzwischen waren sie zu sechst, darunter Nefrets Stute Moonlight und der prachtvolle Hengst Risha, der Patriarch der kleinen Herde. Wir hatten einen trägen, gutmütigen Esel für Sennia gemietet und einen weiteren für Gargery. Diese Vorkehrung war auf den Protest der beiden Betroffenen gestoßen. Sennia wollte wissen, warum Ramses sie nicht auf Risha mitnehmen könne, und Gargery erklärte, er gehe lieber zu Fuß.
    »Unfug«, schnaubte Emerson. »Wenn Sie sich nicht anpassen können, Gargery, dann werden Sie nach England zurückkehren müssen. Sie haben doch bereits auf einem Eselrücken gesessen.«
    Gargery machte ein langes Gesicht. Er hatte auf einem Esel gesessen und es verabscheut, dennoch wäre er, wie Emerson darlegte – schmunzelnd über sein plattes Wortspiel –, ein Esel, wenn er es nicht wieder täte. Er überließ es mir, Sennia zu überzeugen, was ich auch tat. Ich bediente mich der Argumentation, dass Gargery keinerlei Gesellschaft hätte, wenn sie sich Ramses anschließen würde, und falls sie Horus mitnehmen wolle, so müsse er sie in einem an ihrem Sattel befestigten Korb begleiten. Horus mochte

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