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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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keinesfalls bestätigt werden, trotzdem war es belustigend zu hören, wie sie Wortwahl und Betonung ihres Helden imitierte. Sie war zweisprachig, beherrschte Englisch und Arabisch gleichermaßen gut, und in ihren überheblicheren Momenten weckte sie schöne (und weniger schöne) Erinnerungen an den kleinen Jungen, der zu dem Spitznamen Ramses gelangt war, weil – so sein Vater – er dunkelhäutig wie ein Ägypter und arrogant wie ein Pharao war.
    »Porridge ist gut für dich«, erwiderte ich unnachgiebig.
    »Ich möchte nicht noch einmal hören, dass du dein gesundes Frühstück verschmähst oder Basima Widerworte gibst.« »Ich habe keine Widerworte gegeben. Ich wäre niemals unhöflich zu Basima. Ich habe nur darauf hingewiesen …«
    »Genug«, entfuhr es mir, als Basima nickte und ihren Zögling einfältig anstrahlte. Sie und die anderen Bediensteten, einschließlich Gargery, hätten sich von Sennia bei lebendigem Leibe häuten lassen, wenn ihr danach gewesen wäre.
    Wir beendeten die Lektion ohne jede Störung; als wir fertig waren, hatte Sennia jedoch noch eine weitere Beschwerde anzumelden. »Ich finde Klein Ben und Klein Polly sehr langweilig, Tante Amelia. Können wir nicht ein interessanteres Buch lesen?«
    »Du findest zu viele Dinge langweilig«, sagte ich (obwohl ich insgeheim ebenso gelangweilt war von Klein Ben und Klein Polly – ganz zu schweigen von dem Hund).
    »Manchmal muss man auch Langeweile ertragen können, um Bildung und Manieren zu erwerben.«
    Sennia, die diese Argumentation schon kannte, blieb unbeeindruckt. »Es wird Zeit für meinen HieroglyphenUnterricht. Wo ist Ramses?«
    »In seinem Versteck«, hätte die korrekte Antwort gelautet, die ich allerdings nicht gab. Er würde erst wieder auftauchen, wenn der Sturm sich gelegt hatte. Je eher ich es hinter mich brachte, umso besser.
    »Komm und setz dich zu mir«, schlug ich vor. »Wir müssen ein ernstes Gespräch führen.«
    Als ich eine Viertelstunde später den Raum verließ, kam ich mir wie ein Schurke und Menschenschinder vor.
    Sennia lag auf dem Kaminvorleger neben dem Kater, ihr Gesicht in den Armen vergraben, ihr Körper von heftigem Schluchzen geschüttelt. Horus leckte ihr Haar und fauchte mich an. Auch bei Basima hatte ich verspielt; sie wagte es zwar nicht, sich einzumischen, doch die Blicke, die sie mir zuwarf, sprachen Bände.
    Emerson erwartete mich auf dem Treppenabsatz. »Wie ist es gelaufen?«
    »Deine Frage verblüfft mich. Das ganze Haus muss ihre Reaktion mitbekommen haben.«
    Emerson fuhr sich mit dem Ärmel über seine feuchte Stirn. Im Haus war es nicht sonderlich warm; es waren die Nerven, die seinen Schweißausbruch hervorriefen.
    »Aber ein paar Minuten war es still«, meinte er vorsichtig. »Du hast sie überzeugt?«
    »Ich habe ihr unsere Entscheidung mitgeteilt«, korrigierte ich. »Du nimmst doch nicht etwa an, dass ich mich von einem Kind überfahren ließe?«
    Ende Oktober segelten wir von Southampton. Horus teilte die Kabine mit Basima und Sennia.
2. Kapitel
    Die Reise verlief ohne Zwischenfälle militärischer Natur, förderte aber eine Überraschung zutage. Als wir bereits zwei Tage auf See waren, tauchte Gargery urplötzlich auf. Der Zeitpunkt war gut gewählt – er hatte gewartet, bis Emerson einige Tassen Kaffee getrunken hatte und wir unseren morgendlichen Spaziergang auf dem Promenadendeck absolvierten. Zweifellos hoffte er, dass die Anwesenheit von einigen Dutzend Zeugen meinen Gatten zur Beherrschung zwingen werde. Das war ein Fehlschluss. Emerson blieb abrupt stehen, als er die vertraute, sich ihm nähernde Gestalt gewahrte. Gargery richtete sich zu seiner vollen Länge von 1,60 Meter auf, salutierte zackig und bekam noch heraus: »Melde mich gehorsamst zum Dienst«, ehe Emerson ihn am Kragen packte und schüttelte.
    Es war der Anblick von Sennias entsetztem Gesicht, der Emerson nach nur wenigen, üblen Verwünschungen innehalten ließ. »Verflucht!«, tobte er. »Was sollte das bezwecken, Sie Unhold? Wie können Sie es wagen, mir den Gehorsam zu verweigern?«
    »Die Leute starren schon hierher, Emerson«, räumte ich ein.
    »Tu ihm nicht weh!«, kreischte Sennia und umarmte Gargery.
    Da Emerson ihn weiterhin am Kragen gepackt hielt und Sennia ihm beinahe das Zwerchfell zerquetschte, brachte Gargery aus Atemnot keinen Ton heraus; gleichwohl entging mir nicht, dass unser Butler sehr selbstzufrieden wirkte.
    Ramses und Nefret waren uns mit einem gewissen Sicherheitsabstand gefolgt. Jetzt

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