Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
halten. Da er so gut wie jeden Bettler, jeden Dieb und jeden Händler in Kairo kennt, entdeckte er eine Vielzahl, und seine alles übertö nenden Begrüßungsfloskeln wurden entsprechend erwidert. »Salam alaikum, Vater der Flüche! Marhaba!« Unsere Prozession bahnte sich den Weg durch die Stadt, über die Brücke und entlang der Straße nach Gizeh zu dem Haus, das wir nun schon seit mehreren Ausgrabungssaisons bewohnten. Froh um das Wissen, dass unsere geschätzten Freunde gewiss alles für unsere Ankunft vorbereitet hatten, inhalierte ich die trockene, warme Luft und nahm gierig die Bilder und Klänge in mich auf, die mir so lieb und vertraut waren. Nicht einmal der von den Pferde- und Eselhufen aufgewirbelte Staub konnte meine Freude trüben. Ich war wieder in Ägypten, der Heimat meines Herzens. Welche aufregenden Enthüllungen erwarteten mich in dieser Saison? Ich war mir sicher, dass die Grabstätten des alten Gizeh unentdeckte Schätze bargen. Und mit etwas Glück würden wir vielleicht auf eine Bande von Grabräubern oder sogar auf einen Mörder stoßen.
    Eine weitere Gruppe von Freunden erwartete uns im Innenhof des Hauses. Sennia wurde sogleich von Daouds Frau Kadija geherzt, die zu zurückhaltend war, als dass sie mit zum Bahnhof gekommen wäre. Wir alle hatten diese überaus große und würdige Frau schätzen gelernt, die die dunkelbraune Haut ihrer nubischen Mutter geerbt hatte. Sie und Nefret standen sich sehr nahe; nachdem Kadija Sennia liebevoll umarmt hatte, reichte sie das Kind an die anderen weiter, die nur darauf warteten, die Kleine zu begrüßen, und wandte sich an Nefret.
    »Du erblühst wie eine Blume, Nur Misur«, murmelte sie, während sie Nefret umarmte. »Ist es Glück oder etwas anderes, was das Leuchten in deinen Augen bewirkt?«
    Ich hatte mich selber gewundert. Sie waren seit acht Monaten verheiratet – nicht dass ich darüber Buch führte –, und man hätte annehmen können, dass bis zu diesem Zeitpunkt … Natürlich hätte ich nie gewagt, direkt zu fragen, von daher dürfen Sie mir glauben, dass ich gespannt auf Nefrets Reaktion wartete. Unseligerweise tauchte in ebendiesem Augenblick Fatima auf, um mich zu informieren, dass sie alle unsere Lieblingsspeisen vorbereitet habe und dass das Essen kalt werde, wenn wir uns nicht sofort zu Tisch begaben. Ich bat um einen kurzen Aufschub, um den Schmutz von der Reise zu entfernen, und dieser wurde gewährt. Wie von mir erwartet, befanden sich unsere Zimmer in tadellosem Zustand. »Sie hat wieder Rosenblätter in das Waschwasser gestreut«, bemerkte Emerson resigniert.

    Obwohl es schwierig gewesen wäre, Fatimas Haushaltsführung zu kritisieren, gab es immer einige Dinge, die vor Beginn unserer Exkavation abgesprochen werden mussten. Das Haus besaß nicht den Charme anderer von uns bewohnter Lokalitäten – ich trauerte immer noch unserem Wohnsitz in Luxor nach, den ich nach eigenen Vorstellungen hatte bauen lassen –, dennoch war es groß und gemütlich, mit zahllosen Balkonen und einem Flachdach, das wir als Freiluftsalon benutzten. Wir hatten uns zu Eigen gemacht, dort den Tee einzunehmen, wann immer die Witterung es erlaubte, und wir genossen den Blick über die Stadt und die Pyramiden von Gizeh und den farbenprächtigen Sonnenuntergang.
    Allerdings fanden gewisse Familienmitglieder das Haus nicht gemütlich genug. Nefret hatte mich bereits gefragt, ob sie und Ramses auf unsere Dahabije umziehen könnten, die am Touristendock nahe dem Haus vor Anker lag. Ich sah keinen plausiblen Einwand zu diesem Vorhaben; im Laufe der Jahre hatte das Hausboot vielen Familienmitgliedern als Unterkunft gedient, und obwohl es für uns alle zu beengt gewesen wäre, hatte es Platz genug für zwei – vor allem für zwei, die sich nahe standen. Als Nefret das Thema erneut ansprach – am Morgen nach unserer Ankunft –, versicherte ich ihr unumwunden, dass ich alles tun würde, um ihnen den Umzug zu erleichtern.
    Emerson war der größte Stolperstein. Er widersetzt sich stets der »Zeitverschwendung« in Sachen Haushalt. Als ich ihn kennen lernte, lebte er recht komfortabel – nach seinen Standards zu urteilen – in einer leeren Grabkapelle, und es kostete mich entsprechend viel Zeit (und noch mehr Überredungskunst), ihm seine Vorliebe für Zelte gegenüber Häusern und eine Katzenwäsche im Nil gegenüber einem gepflegten Badezimmer auszutreiben. Am Tag nach unserem Eintreffen hatte er uns bereits nach Gizeh gelotst.
    In der vorangegangenen Saison

Weitere Kostenlose Bücher