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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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kleinen Sekretär im Salon. Nichts war übersehen worden: Papier und Umschläge, Schreibmaterialien und Löschpapier. Ich ließ mich in den bequemen Sessel sinken und nahm mir ein Blatt Papier.
    »Befragung aller weiteren verdächtigen Archäologen« lautete der erste Referenzpunkt. Trotz Emersons Spötteleien war ich mir sicher, dass ich Recht behalten würde mit meiner Behauptung, dass ein Ägyptologe des Rätsels Lösung sei. Ich kannte sie alle, hatte mich aber noch nie vorher in der Situation befunden, sie als potenzielle Mörder und Missetäter zu betrachten. Ich wollte diejenigen befragen, die am Vorabend nicht zugegen gewesen waren.
    Unter dieser Überschrift notierte ich: Alibis. Ich bezweifelte, dass das zu irgendetwas führen würde; nur in Romanen gelingt es Detektiven, den verdächtigen Personen nachprüfbare Aussagen zu entlocken. Die Erinnerung trügt häufig und Zeugen sind – vor allem bei nächtlichen Aktivitäten – oft dünn gesät. Dennoch war es den Versuch wert und eine »Zeitliche Abfolge der Übergriffe« erschien mir sinnvoll. Ich setzte diese Anmerkung unter »Alibis«.
    Meine zweite Überschrift lautete: »Das Grab finden«. Zwei Methoden boten sich von selbst an, einmal abgesehen von der nächstliegenden, den Halunken zu schnappen und ihn zu einem Geständnis zu zwingen. Yusuf und die anderen Familienmitglieder in Gurneh wussten vielleicht etwas. Ich nahm nicht an, dass sie uns vorsätzlich Informationen verschwiegen, aber vielleicht hielten sie sie für unwichtig. Emerson und Selim eigneten sich am besten, um diesbezüglich Fragen zu stellen. Die andere Methode wäre die, dass wir das Grab selber suchten. Das war kein gar so hoffnungsloses Unterfangen, wie es vielleicht anmutet, da eine logische Analyse die Anzahl der möglichen Stellen eingegrenzt hatte. Darüber hinaus hatte der Halunke vielleicht Spuren hinterlassen, die unserem sachverständigen Auge auffielen. Ein weiterer Vorteil dieser Vorgehensweise bestand darin, dass, wenn wir tatsächlich in die Nähe der fraglichen Gruft gelangen sollten, unser Gegner geneigt sein könnte, uns anzugreifen.
    An diesem Punkt angelangt, vernahm ich das Rascheln von Leinenbettlaken sowie einen ungehörigen Fluch aus dem Nebenzimmer und Emerson tauchte abrupt im Türrahmen auf.
    »Also da bist du!«, rief er.
    »Wo sollte ich denn deiner Ansicht nach sein?« »Bei dir weiß man das nie.« Emerson lehnte sich an den Türpfosten und rieb sich die Augen. Morgens ist er nie in Bestform, weder körperlich noch geistig, aber selbst sein augenblicklicher Zustand der Schlaftrunkenheit – das Haar zerzaust, die Augen halb geschlossen, das Kinn stopplig – konnte nicht von seinem blendenden Aussehen ablenken. Da wir uns nicht der Annehmlichkeiten unseres eigenen Hauses erfreuten, hatte er sich einverstanden erklärt, ein Minimum an Nachtwäsche zu tragen – eine Schlafanzughose, um genau zu sein. Mit bewundernden Blicken maß ich seine trainierte Schulter- und Brustmuskulatur.
    Allerdings hatte ich noch ein Hühnchen mit ihm zu rupfen. Meine Bemühungen in der vorangegangenen Nacht, ein Gespräch mit ihm zu führen, waren gescheitert. Ich hatte ihm lediglich ein müdes Knurren entlocken können.
    »Da du wach bist, werde ich nach dem Tee läuten«, bemerkte ich. »Ich könnte eine Tasse gebrauchen; ich arbeite schon seit über einer halben Stunde.«
    Emerson stolperte durch das Zimmer und lehnte sich über meine Schulter. »Wieder eine deiner verfluchten Listen«, stellte er fest. »Das Grab finden? Gütiger Himmel, bei dir klingt es so simpel wie Böden schrubben oder …«
    An diesem Punkt wurde indes die Salontür geöffnet – der Service im Schloss ist stets erstklassig – und Emerson zog sich leise zeternd zurück. »Dein Morgenmantel hängt im Schrank!«, rief ich ihm nach.
    Bei seiner Rückkehr trug er ihn und sein Gesicht hatte sich etwas aufgehellt. »Ich hasse es, wenn du dich einfach fortstiehlst«, grummelte er. »Wenn ich nach dir taste und du bist nicht da …«
    »Trink deinen Tee«, wies ich ihn an. Das hätte einer Beschwichtigung gleichkommen können, klang aber eher nach Kritik.
    Eine Tasse dieses göttlichen Getränks, angereichert mit Unmengen von Zucker, stellte Emerson wieder her. Mit spitzen Fingern fischte er meine Liste vom Schreibtisch und überflog sie. »Ich finde keinerlei Erwähnung deiner bevorzugten Methoden zur Identifizierung eines Widersachers«, stellte er fest. »Irgendeinen Unterpunkt wie ›Warten auf

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