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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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darauf half Katherine Bertie ins Bett, und Cyrus machte ihr den Vorschlag, ob sie sich nicht ebenfalls zurückziehen wolle. Ich wollte William schon einen taktvollen Hinweis zuraunen, als er irgendetwas von Müdigkeit murmelte und verschwand. Sie waren kaum aus dem Raum, als sich sämtliche Blicke auf mich richteten, manche neugierig forschend, andere – Cyrus’ – in feierlicher Erwartung.
    »Diesmal kommen Sie mir nicht davon, Amelia«, bemerkte er. »Wenn es sein muss, bleibe ich die ganze Nacht hier sitzen.«
    »Also haben Sie davon gehört«, seufzte Emerson.
    »Über Emmeline? Gewiss doch. Ich bin todernst geblieben, Leute, habe nichts abgestritten oder zugegeben. Ich denke, ich habe es verdient, die ganze Geschichte zu erfahren. Wer ist die geheimnisvolle Dame?«
    »Es ist keine Dame«, entgegnete ich, unfähig, einen Anflug von Humor zu unterdrücken. »Es ist der Meisterverbrecher.«
    Cyrus’ Kiefer klappte nach unten und Emerson stieß einen unterdrückten Fluch aus. Nefrets Gesicht verzog sich zu einem Grinsen. Ramses schwieg.
    »Na, na, Emerson, hör auf zu fluchen«, schalt ich. »Ich habe sogleich erkannt, dass uns keine Wahl bleibt, als Cyrus reinen Wein einzuschenken. Warum auch nicht? Er ist unser treuester Verbündeter und unser bester Freund.«
    Cyrus entwich ein gepresstes Hüsteln, er räusperte sich. »Danke, Amelia. Ich … äh … ich dachte, ich hätte mich an eure Kapriolen gewöhnt, aber diesmal bleibt mir die Luft weg. Leute, warum bietet ihr eurem schlimmsten Widersacher Schutz? Oder haltet ihr ihn gefangen? Warum? Heiliger Strohsack, und ich dachte, der Bursche wäre tot.«
    »Ramses wird alles erklären«, murmelte ich.
    Dieser begehrte heftig auf und funkelte mich zornig an. Mir schien es nur gerecht, dass er und Nefret die entsprechenden Ausführungen machten, schließlich hatten sie die Maskerade initiiert. Dennoch ließ ich ihm eine kurze Atempause, indem ich bemerkte: »Cyrus, ich glaube, statt eines Brandys würde ich lieber einen Whisky Soda nehmen, wenn Sie so nett sein wollen.«
    Darauf begann Ramses mit seiner Schilderung, der ich genauso interessiert lauschte wie Cyrus, denn ich war neugierig zu erfahren, wie Ramses gewisse Dinge umgehen würde, die nicht einmal Cyrus offenbart werden konnten: langer Rede kurzer Sinn – Sethos’ verwandtschaftliche Beziehung mit Emerson, eine reine Familienangelegenheit, und seine Karriere als Geheimagent, eine vertrauliche Regierungssache.
    Ich muss gestehen, dass Ramses mir – nach einem eher kläglichen Start – alle Ehre machte. Seine Erwähnung eines »verschollenen Grabes« faszinierte Cyrus so sehr, dass seine Kritikfähigkeit eingeschränkt war, und unser Freund akzeptierte bereitwillig Ramses’ Erklärung, dass er Sethos zu Hilfe geeilt sei, weil er, gewissermaßen, das kleinere von zwei Übeln sei.
    »Sein Rivale ist absolut skrupellos – ein brutaler Mörder«, führte Ramses aus. »Und ich bin sicher, ich brauche euch nicht an die zahllosen Situationen zu erinnern, in denen Sethos sein Leben riskierte, um die Dame zu beschützen, die er tief verehrt …«
    Er begann, jene Situationen aufzuzählen, unnötig ausschweifend und in einer Prosa, die an Miss Mintons überströmend romantische Passagen erinnerte. Oha, dachte ich, während Emerson nervös an seinem Pfeifenmundstück kaute und mein Sohn scheinheilig dreinblickte, es musste ja so kommen. Zweifellos zahlte Ramses mir mit dem größten Vergnügen heim, dass ich ihn in Verlegenheit gebracht hatte. Unsere Beziehung schien eine interessante Entwicklung zu nehmen.
    Ramses berichtete die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit über Miss Mintons Beteiligung, die zur Zufriedenheit aller erklärte, wie Sethos auf die Amelia gelangt war. Er schloss mit einer Entschuldigung, dass er Cyrus in die Sache hineingezogen habe, was Letzterer, mit strahlenden Augen wie ein abenteuerlustiger Draufgänger, mit einer wegwerfenden Geste abtat.
    »Verstehe. Mussten diese Halunken von der Amelia und Ihrer Dame ablenken. Ihn von Bord zu schaffen wäre keine üble Idee, aber Sie sollten vielleicht besser dafür sorgen, dass sich das Gerücht verbreitet, dass Sie keinen Gast mehr haben. Wie wäre es, wenn ich allen erzählte, dass die arme alte Emmeline nichts mehr mit diesem unhygienischen, schmutzigen Land zu tun haben will? Dass sie ihre Siebensachen gepackt und schleunigst das Weite gesucht hat? Ich könnte Sie morgen zum Zug bringen, Amelia, und Sie brüderlich

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