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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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fehlt.«
    Emerson entriss ihm den Gegenstand und unterzog ihn einer näheren Überprüfung. »Verflucht, vermutlich hast du Recht«, schnaubte er.
    »Emerson«, zischte ich.
    »Äh-hm«, räusperte sich Emerson. »Das ist eines der Wörter, die du nicht wiederholen sollst, Sennia.«
    »Meinst du ›verflucht‹?«, flötete Sennia. »Ich weiß.«
    »Zeig mir den Mann, der dir das gegeben hat.«
    »Er hat es mir nicht gegeben, ich habe es gefunden«, gab Sennia ungehalten zurück. »Er hat mir nur gesagt, wo ich graben sollte.«
    »Zeig es uns«, sagte Ramses. »Bitte.«
    »Sei ehrlich, es gefällt dir.« Sennia strahlte Ramses an. Kinder sind beileibe nicht so unbedarft, wie wir denken. Sie hörte den Unterschied zwischen den üblichen höflichen Dankesfloskeln und seinem gesteigerten Interesse genau heraus. »Ist es bedeutsam? Möchtest du es haben? Ich werde es dir schenken und noch mehr davon suchen, wenn du magst.«
    »Nein, kleine Taube, du hast es gefunden und es gehört dir. Wenn du willst, werde ich es für dich aufheben. Und jetzt zeig mir, wo es war.«
    Wir gingen alle mit, denn dieses rätselhafte Objekt hatte unsere Fantasie beflügelt. Emerson bei der Hand nehmend, führte Sennia unsere Karawane zu einem Geröllhaufen südwestlich unserer Grabreihe. Einige dieser Hügel waren sechs bis zehn Meter hoch – Gesteinsformationen aus dem Schutt früherer Exkavationen. An einen davon erinnerte ich mich noch recht gut; dort hatte sich im Jahr zuvor ein grässlicher Unfall ereignet.
    »Sie haben sie doch nicht etwa dort hinaufklettern lassen?«, wollte ich von Gargery wissen, der bislang nicht zu Wort gekommen war.
    »Nein, Madam, und es hat mich weiß Gott Nerven gekostet, sie daran zu hindern«, versetzte Gargery eingeschnappt. »Madam, der Bursche, der ihr geholfen hat, das Ding zu finden, war nur einer der Wärter; er hat sie nicht angerührt und er war sehr höflich, Madam, soweit ich ihn verstehen konnte. Er lächelte und verbeugte sich in einem fort, Madam. Sie sagten doch selber, ich solle nicht so grob zu den Burschen sein, wenn sie nur …«
    »Ja, ja, Gargery, das ist richtig. Es ist nichts passiert. Es ist nur recht merkwürdig.«
    »Er wollte ihr ein kleines Geschenk machen«, beharrte Gargery. »Und ihr den Spaß lassen, es selber zu finden.«
    »Sie glauben, dass er es dort vergraben hatte?«
    »So muss es sich verhalten, Madam. Es befand sich in Bodennähe, sodass sie es ohne Klettern erreichen konnte, und war auch nur wenige Zentimeter tief vergraben. Genau dort, Madam.«
    Wir hatten den Fuß des Hügels erreicht und Sennia gestikulierte ebenfalls. »Seht ihr, da stecken noch andere Sachen«, erklärte sie. »Zumeist Steinbrocken und langweilige Tonscherben.«
    Diese Aussage war korrekt. Die meisten Exkavatoren sieben ihr Geröll nicht. Nachdenklich maß Emerson besagte Seite des Hügels. »Ganz recht«, murmelte er. »Das hier ist wesentlich interessanter, oder?«
    »Wegen der Schrift«, ereiferte sich Sennia. »Ich wusste, dass es ein bedeutsamer Fund ist! Ist er bedeutsam?«
    »Ja«, erwiderte Ramses. »Und ziemlich ungewöhnlich. Ich habe ähnliche Votivstelen gesehen, aber die meisten stammten aus Theben. Meinst du, du könntest den netten Herrn finden, der dir das gegeben … äh … der dir gezeigt hat, wo du graben sollst?«
    Wir fanden den netten Herrn nicht, obwohl Emerson sich eine gute halbe Stunde darum bemühte. Die Beschreibung von Sennia und Gargery hätte auf die meisten Wärter gepasst – Turban, Rauschebart, Galabija und Sandalen.
Aus Manuskript H
    Erst am Freitag nach ihrer Ankunft gelang es Nefret, ihr Gepäck auf die Amelia zu bringen. Fatima hatte die Dahabije einwandfrei sauber gehalten und für sie vorbereitet, aber irgendwie hatte sich der Zeitpunkt des Umzugs immer wieder verschoben. Sie hatte die gut gemeinten Ratschläge abgelehnt, ihre Zimmer im Haus wohnlicher zu gestalten, und – nachdem sie ihren Standpunkt deutlich gemacht hatte – auch alle weiteren wohlmeinenden Angebote, wie die Unterstützung beim Möbelrücken, Bilderaufhängen und Büchersortieren auf der Dahabije. Sie wollte es selber tun und die Räume, die von den verschiedenen Familienmitgliedern bewohnt worden waren, in ihre Räume, ihr Zuhause umgestalten.
    Obgleich es sich um den Ruhetag ihrer Arbeiter handelte, waren Ramses und sein Vater schon am Morgen nach Gizeh aufgebrochen. Typisch Mann – sie verabscheuten den Wirbel und die allgemeine Verwirrung, die ein Umzug auslöste. Sie hatte ihn

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