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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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gelohnt?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Bitte, überzeug dich doch selbst.«
    »Sobald du mir dein Wort gegeben hast, dass du mir morgen früh als Erstes beim Umzug helfen wirst.«
    »Selbstverständlich, wenn dir das so viel bedeutet.«
    Ein anderer Mann hätte scherzhaft Bezug zu Lysistrata genommen, die ihrem Gatten ihre Gunst verwehrt hatte, bis er ihren Forderungen nachgab. Seine bereitwillige Unterstützung brachte sie völlig aus dem Konzept. »Es ist nur so, dass … Sie beobachtet mich ständig. Ich spüre ihren Blick auf mir ruhen. Genau wie Kadija und Fatima. Sie fragen sich, ob ich …«
    Das war die Kümmernis, die sie noch immer nicht verarbeitet hatte, das Wort, das sie nicht äußern konnte, die Schuld, die nicht von ihr weichen wollte. Wäre sie nicht so eigensinnig und stolz gewesen, hätten sie jetzt das Kind, das sie sich so sehr gewünscht hatten. Sie hatte sich geschworen, nie wieder davon anzufangen, aber das brauchte sie auch nicht. Er wusste um ihre Seelenqualen.
    »Wie oft muss ich es noch sagen?«, begehrte er auf, seine Stimme schneidend vor Zorn – nicht auf sie, sondern wegen ihr. »Es war nicht dein Fehler. Gütiger Himmel, Nefret, du bist Ärztin; du weißt, dass manches aus unerklärlichen Gründen schief gehen kann. Es besteht absolut keine Eile, mein Schatz. Und überhaupt bin ich viel zu egoistisch, um dich augenblicklich mit jemandem teilen zu wollen.«
    Zu gerührt, um zu antworten, umarmte sie ihn, worauf er ausführte: »Einschließlich Mutter. Oder Vater. Oder Sennia. Oder Fatima und Kadija und Daoud und Selim und aller anderen. Sie sind anhänglich wie die Kletten, stimmt’s? Verflixt, du hast Recht. Ich kann mich dir nicht voll und ganz widmen, wenn sie in der Nähe sind.«
    Seit ihrer ersten gemeinsamen Nacht hatten sie sich nicht mehr so stürmisch und zärtlich geliebt. Nefret ließ in Gedanken jedes Wort, jede Geste Revue passieren. So fand er sie bei seiner Rückkehr, ihre Hände locker um ihre Taille geschlungen.
    Später, während des Nachmittagstees auf dem Oberdeck, sagte er: »Ich vermute, wir werden heute Abend nicht zusammen mit der Familie essen.«
    »Du vermutest richtig. Mutter und Vater dinieren im Shepheard’s.«
    »Mit wem?«
    »Ich glaube nicht, dass sie mit jemandem verabredet sind. Es handelt sich um Mutters alljährliche RechercheExkursion, um den neuesten Klatsch aufzuschnappen und um zu sehen, wer in der Stadt ist. Ich habe ihre freundliche Einladung, sie zu begleiten, abgelehnt, aber ich dachte, auch wir beide könnten ausgehen – irgendwohin, wo wir uns nicht in Schale werfen oder befürchten müssen, dass wir irgendeinen Bekannten treffen. Zu Bassam, vielleicht.«
    Es wäre ein Ding der Unmöglichkeit gewesen, einen Ort in Kairo zu finden, wo die Familie Emerson nicht bekannt war, doch er verstand, was sie meinte. Ihre ägyptischen Bekannten waren zurückhaltender – vielleicht auch eingeschüchterter – als die großspurigen, klatschsüchtigen Mitglieder der angloägyptischen Gemeinschaft. Im letzten Jahr war er für diesen Zirkel eine Persona non grata gewesen, weil er sich als unumstößlicher Pazifist zu erkennen gegeben hatte. Er sagte sich immer wieder, dass ihn die Meinung dieser Leute nicht kümmerte, dennoch hatte es ihn verletzt, allerorten geschnitten, schief angesehen und brüskiert zu werden.
    Er verdrängte die üblen Erinnerungen und lächelte seine Frau an. »Bassam’s, das ist es.«
    Bassam’s wurde im Baedeker nicht erwähnt. Es entsprach nicht den englischen Reinlichkeitsstandards, andererseits hatte Ramses schon immer vermutet, dass die Küchen der europäisch ausgerichteten Restaurants einer näheren Überprüfung ebenso wenig standgehalten hätten. Die Menükarte, die nur in Bassams Kopf existierte und nach seinem Gutdünken variierte, setzte sich in erster Linie aus ägyptischen Gerichten zusammen. Er war Chef, Oberkellner, Besitzer und, falls erforderlich, Rausschmeißer. Dieser Fall trat nur selten ein, da keine alkoholischen Getränke ausgeschenkt wurden und Drogen verboten waren, dennoch verirrte sich der eine oder andere englische Soldat oder Haschischkonsument in sein Lokal.
    Er entdeckte sie sogleich und strebte zu ihnen, um sie zu begrüßen, die aufgerollten Ärmel seiner Robe enthüllten seine nackten, sehnigen Arme, seine Schürze eine bunte Mischung von Essensspritzern. Wenn man Bassams Schürze studierte, konnte man die Speisenauswahl fast erraten. Offensichtlich wurden an diesem Abend reichlich Tomaten

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