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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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verarbeitet.
    Nachdem er ihnen vorgeworfen hatte, dass sie ihn nicht vorab über ihr Kommen informiert hätten, und sich dann erkundigte, warum die älteren Emersons nicht mitgekommen seien, wies er ihnen einen Tisch in exponierter Lage zu, wo sie nicht nur von den anderen Gästen, sondern auch von Passanten bemerkt wurden. »Die Katzendame, ist sie nicht mitgekommen?«, erkundigte er sich, während er einen Stuhl mit seiner Schürze abwischte.
    »Sie hatte eine andere Verabredung«, erwiderte Nefret.
    Bassam nickte. Seine höfliche Frage hatte Seshat gegolten, die gelegentlich mit ihren Besitzern gespeist hatte. Die Katzen der Emersons genossen einen gewissen Ruf in Kairo. Groß und kräftig und von einer verwirrenden Ähnlichkeit glichen sie weder den verwöhnten Schmusetieren in den Harems noch den schlanken, wilden Straßenstreunern. Selbst Ramses fand sie irgendwie unheimlich.
    Sie genossen ein exzellentes Mahl – mit einer Menge Tomaten – und entspannten bei türkischem Kaffee und einer Nargileh. Die anderen Gäste übergingen Nefrets Genuss der Wasserpfeife, so wie sie sie überhaupt nicht zu bemerken schienen – als einzigen weiblichen Gast. Die Ägypter hatten sich daran gewöhnt, dass Nefret an Orten auftauchte, wo man am allerwenigsten mit ihr rechnete. Genau wie ihre Schwiegermutter, die über Jahre hinweg nichts anderes getan hatte, zählte sie zu der besonderen Kategorie von Frauen, die offensichtlich denselben Respekt erwarteten wie die Männer.
    Er hätte nicht zu sagen vermocht, was ihn in Alarmbereitschaft versetzte. Es hätte eine verräterische Bewegung an der Tür sein können, wo der Vorhang zurückgeschoben worden war, um dem rauchgeschwängerten Raum Frischluft zuzuführen. Es hätte jener eigentümliche sechste Sinn sein können, das Gefühl, dass ihn jemand beobachtete. Seine Nackenhaare richteten sich auf, doch als er demonstrativ zur Tür blickte, war niemand da.
    Nefret reichte ihm das Mundstück der Wasserpfeife. »Was ist denn?«, fragte sie leise.
    »Ach nichts.« Nach einem Blick in ihre forschenden blauen Augen sah er ein, dass sie eine ehrliche Antwort verdient hatte. »Nichts, was ich beschwören könnte. Bist du bereit zum Aufbruch?«
    Die Nachtluft, obschon durchdrungen von den undefinierbaren Gerüchen Kairos, war kühl und verhältnismäßig rein. Als sie den erleuchteten Eingang hinter sich gelassen hatten, lag die Straße wie ein finsterer Tunnel vor ihnen. Sie waren nur eine Viertelmeile von dem Platz entfernt, wo sie aller Voraussicht nach eine Droschke finden würden, und er kannte jede Biegung und jeden Winkel dieser Gasse, aber eine Viertelmeile kann unendlich lang sein in der Dunkelheit, wenn die Haut vor Anspannung prickelt.
    Er griff in seine Jackentasche. »Nimm die Taschenlampe, aber schalte sie noch nicht ein.«
    »In Ordnung.« Sie erwiderte sein Lächeln. Ihre Augen strahlten. Von allen Menschen im Universum war sie die Letzte, die er bei sich haben wollte, wenn Probleme auftauchten, aber sie war eine gute Verbündete – flink und furchtlos und unbeeindruckt von törichter Verklärung. Er musste sie nicht darauf hinweisen, dass sie sich keinesfalls an ihn klammern durfte. Nein, sie war durchaus nicht der klammernde Typ. Keiner von ihnen trug eine Waffe. Er verwünschte sich für sein Gottvertrauen, aber wer hätte schon damit gerechnet, dass sie so bald in Schwierigkeiten geraten könnten? Es war da und lauerte in der Dunkelheit; er spürte es wie eine Messerspitze, die sich in seine Haut bohrte.
    Nefret gewahrte es ebenfalls – oder war es, so überlegte sie, nur ihr intensives Gespür für seine Stimmung? Sie ließ sich von ihm führen; er kannte die Gassen von Kairo besser als sie, und wenn Gefahr nahte, konnte sie ebenso gut von hinten wie von vorn drohen. Ihre Hand leicht auf seine Schulter gelegt, folgte sie ihm lautlos, wachsam auf ein Geräusch, eine Bewegung achtend.
    Er hörte es noch vor ihr. Er drehte sich auf dem Absatz um und zog sie hinter sich, drückte sie mit einem Arm so hart wie Stahl gegen das Mauerwerk. Leise fluchend schaltete sie die Taschenlampe ein.
    Was sie dann sah, hätte beinahe dazu geführt, dass sie sie fallen ließ. Das Gesicht war das eines Ungeheuers oder eines Dämons, das einzig Sichtbare ein funkelndes Augenpaar, unmenschlich und riesig wie das eines gewaltigen Insekts. Der Lichtkegel glitt über die Klinge eines Messers – es musste ein Messer sein, auch wenn sie die Hand nicht ausmachen konnte, die es umklammert

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