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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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mit mir treffen, sodass ich Ihnen alles erklären kann?
    Ihre Margaret

    Margaret, in der Tat, dachte ich, nachdem ich diese letzte Epistel überflogen hatte. Unsere Briefe waren mit der Schnelligkeit von Gewehrkugeln hin und her geschossen; ich beantwortete ihre, sobald sie eintrafen, und sie verfuhr ebenso mit meinen. Offenbar hatte sie sich seit der Zeit nicht geändert, da sie zum ersten Mal meinen Zorn geschürt hatte, indem sie uns zunächst gnadenlos verfolgt hatte, in der Hoffnung auf eine gute Geschichte, und sich letztlich in meinen Ehemann verliebt hatte. Sie tarnte sich allen Ernstes als Hausmädchen, um eine Stellung in unserem Haus zu bekommen, und während dieser Episode war sie, wie jede Frau, Emersons zahllosen Vorzügen verfallen. Bedienstete hören alles und sehen vieles, da man ihnen kaum Beachtung beimisst. Zumindest war man das nicht gewohnt. Inzwischen bin ich es.
    War sie noch immer in ihn verliebt? Sie war eine überaus entschlossene Frau und nur wenige Männer können Emerson das Wasser reichen. Ich war nicht im Mindesten besorgt, dass er sich zu ihr hingezogen fühlte. Erst als sich ihm die Wahrheit förmlich aufdrängte, begriff der naive Mann die Tiefe ihrer Zuneigung, und das hatte ihn entsetzlich schockiert. Umso mehr Grund, dachte ich, ihm einen weiteren Schock zu ersparen. Ich verfasste eine knappe, eindeutig abschlägige Antwort und wies Ali, den Portier, an, diese per Boten ins Semiramis zu schicken, wo Miss Minton logierte.
    Tags darauf tauchte sie in Gizeh auf.
    In jenem Winter hielten sich nur wenige Touristen in Ägypten auf. Bewohner aus den Staaten der Zentralmächte waren verständlicherweise ungeliebte Gäste, ohnehin waren die meisten Franzosen und Engländer tief in das fatale Kriegsgeschehen verstrickt und viele Amerikaner hatten aufgrund der Bedrohung durch Unterseeboote von Auslandsreisen Abstand genommen. Auf der verzweifelten Suche nach Arbeit und Bakschisch umschwärmten die Fremdenführer die eintreffenden Touristen wie die Fliegen. Es war ein durchdringender, bettelnder Singsang, der mich aufmerksam machte; ich blickte von dem Geröll auf, das ich gerade untersuchte, um einen Trupp dieser Burschen zu erspähen, die auf mich zuströmten. Erst aus der Nähe gewahrte ich die Gestalt, die sie umzingelten. Ich sprang in der Hoffnung auf, sie abzuwimmeln, bevor sie zu Emerson stoßen konnte, der sich unten im Grabschacht aufhielt. Als sie mich sahen, zogen sich die Führer sicherheitshalber zurück, Miss Minton indes strebte ungerührt auf mich zu.
    »Guten Morgen, Mrs Emerson.« Sie streckte ihre Hand aus.
    Statt diese zu nehmen, maß ich sie von Kopf bis Fuß und vice versa, dabei bemerkte ich, dass ihr Schneiderkostüm etwas lockerer saß, als die Mode diktierte, und dass ihre geknöpften Stiefel praktische, flache Absätze hatten. Sie war schlank wie eh und je und ihr schwarzes Haar ohne jede Spur von Grau; dennoch wurden die Zeichen der Zeit in ihren Augenwinkeln und rings um ihre Mundpartie sichtbar.
    Jemanden schweigend anzustarren ist häufig der beste Weg, um einen ungebetenen Gast zu verunsichern. Bei Margaret Minton zeigte es keine Wirkung. Ihr Lächeln wurde lediglich breiter. »Sie hätten wissen müssen, dass Sie mich nicht so leicht loswerden würden.«
    »Was wollen Sie?«
    »Das habe ich Ihnen bereits mitgeteilt. Ein privates Gespräch.«
    »Das werden Sie hier nicht bekommen«, gab ich zurück. »Also gut, ich werde am nächsten Freitag den Tee mit Ihnen einnehmen.«
    »Wirklich? Oder ist das nur ein Trick?« Sie nahm ihre Kopfbedeckung ab, einen modischen Panamahut mit geschwungener Krempe und rotem Band, und schob eine vorwitzige schwarze Locke zurück. »Da ich nun einmal hier bin, würde ich gern einen Blick auf Ihre Exkavation werfen. Mittlerweile interessiere ich mich sehr für die Ägyptologie, wissen Sie.«
    Ich erwog mehrere Taktiken, sie gewaltsam zu entfernen. Keine schien mir praktikabel. »Ich fürchte, das ist unmöglich«, sagte ich frostig. »Mein Gatte duldet nicht, dass Touristen seine Arbeit stören. Gehen Sie und besichtigen Sie die Pyramiden.«
    Sie hatte den Zeitpunkt ihres Kommens geschickt gewählt. Ich war im Begriff gewesen, meine Arbeit zu unterbrechen und die anderen zum Lunch aufzufordern. Während wir einander fixierten wie zwei Hunde einen Knochen, tauchte Nefret aus der Grabkammer auf. »Bist du bereit für das Mittagessen, Mutter?«, rief sie. »Komm und gesell dich zu uns.«
    Sie hatte Miss Minton für eine Touristin

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