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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Senussi haben die Grenze überquert, und wir haben nicht genug Männer, um sie zurückzudrängen. Ich würde gern ein bisschen Aktion sehen.«
    »Nein, das würden sie nicht«, wandte Emerson sein. »Wie dem auch sei, Sie haben ohnehin nicht die Spur einer Chance, nach Marsa Matruh zu kommen. Wenn Sie es auf eigene Faust probierten, würde man Sie zur Umkehr zwingen, noch ehe Sie das Delta verlassen hätten, und das Kriegsministerium würde keiner Frau gestatten, zu den Gefechtslinien vorzudringen.«
    »Sie lassen überhaupt keinen Journalisten in dieses Gebiet.« Miss Mintons Augen blitzten zornig auf. »Nur vier Korrespondenten besitzen eine Lizenz des Kriegsministeriums; überflüssig zu erwähnen, dass ich nicht dazugehöre. Nun gut. Über kurz oder lang werden sie den Rest der armen Teufel von Gallipoli ohnehin evakuieren; ich hoffe, dass ich dann einige interviewen kann. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Kampagne von Anfang an katastrophal geplant war. Die unzureichende medizinische Versorgung ist ein Skandal, den das Kriegsministerium zu vertuschen sucht.«
    Mein warnender Blick streifte Nefret. Dazu bestand kein Anlass; obwohl ihre angespannte Miene ihr Interesse an und ihre Übereinstimmung mit Miss Mintons Stellungnahme bewies, schwieg sie beharrlich. Das liebenswerte Mädchen hatte aus bitterer Erfahrung gelernt, was es heißt, Diskretion zu üben, und sie hatte eine Menge gehört über die Unaufrichtigkeit von Journalisten.
    »Sie scheinen über inoffizielle Informationsquellen zu verfügen, hinsichtlich gewisser Dinge, die nicht allgemein bekannt sind.« Damit erhoffte ich mir, Miss Minton zu einer Indiskretion zu provozieren.
    Ich hätte es besser wissen müssen. Sie zuckte mit den Achseln und nahm einen weiteren Schluck Wasser. »Alle Journalisten verlassen sich auf solche Quellen und irgendeiner lässt sich immer bestechen. Aber ich muss gehen. Es war mir ein großes Vergnügen, Sie alle wiederzusehen und Ihre reizende Frau kennen zu lernen, Ramses … falls ich Sie aus alter Gewohnheit weiterhin so nennen darf.«
    »Für Sie war es Herr Ramses«, entgegnete mein Sohn kühl. »Als Sie in unserem Haushalt beschäftigt waren.«
    Sie schenkte ihm ein strahlendes, unerschütterliches Lächeln. »Touché – Mr Emerson. Wie ich sehe, ziehen Sie das offene Wort noch immer vor. Gut. Ich auch.«
    Zu meiner Verblüffung, denn ich hatte damit gerechnet, dass sie ihren Aufbruch in die Länge ziehen würde, strebte sie davon.
    Der Boden war uneben. Überall lagen Geröll und Steinsplitter. Dennoch war es meiner Ansicht nach kein Zufall, dass sie exakt in dem Moment stolperte und das Gleichgewicht verlor, als sie Ramses passierte.
    Er streckte eine Hand aus, um sie festzuhalten, und war sichtlich bestürzt, als er sich in enger Umarmung wiederfand. Ihre Arme im Klammergriff um seinen Hals gelegt und ihren Körper an seinen geschmiegt, blickte sie lächelnd zu ihm auf. »Ich danke Ihnen. Wie rasch Sie doch reagiert haben! Sie haben mich vor einem üblen Sturz bewahrt.«
    »Schrammen an Knien und Händen, nichts weiter«, bemerkte Ramses, der sich wieder gefasst hatte. Es ist äußerst schwierig, ihn längerfristig aus der Ruhe zu bringen. »Können Sie allein gehen oder soll ich einen der Dragomanen rufen, dass er Ihnen in Ihre Kutsche hilft?«
    »Nein, das wird nicht nötig sein.« Rasch entzog sie sich ihm. »Ich hoffe, Sie haben sich Ihren Arm nicht erneut verletzt, als Sie mich auffingen. Was ist damit geschehen?«
    »Unfälle sind bei Ausgrabungen an der Tagesordnung«, meinte Ramses ausweichend.
    »Ah.« Miss Minton zupfte an ihrer Bluse und steckte sie in den Rockbund. »Also dann, auf Wiedersehen. Ich sehe Sie morgen, Mrs Emerson. Fünf Uhr im Semiramis?«
    »Was sollte das Ganze?«, fragte Emerson, sobald die drahtige kleine Gestalt davonstolzierte – es gibt wahrhaft keine andere Umschreibung für den Gang dieser Frau, wenn sie mit sich selbst zufrieden war. Ich erinnerte mich nur zu gut daran.
    Das fragte ich mich auch. Ihr Stolpern war kein Versehen gewesen und ihre Umarmung reines Kalkül. Gleichwohl war es kein romantischer Vorstoß gewesen. Sie war viel zu klug und gerissen, um zu einem solchen Trick zu greifen, wenn sie die Aufmerksamkeit eines Mannes auf sich ziehen wollte, zumal dessen Ehefrau kaum einen halben Meter entfernt gestanden hatte. Wenn es nichts anderes bezweckt hatte, so hatte es zumindest meine Neugier geweckt und mich überzeugt, dass ich ihre »Einladung« besser annahm.
4.

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