Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
wiederholten Hüstelns und Schlurfens von Gargery, der an der Tür lauschte. Sie wussten, dass wir einen Leichnam entdeckt hatten – die Nachricht hatte sich einmal mehr wie ein Lauffeuer verbreitet –, aber bislang hielten sie den Toten für einen Fremden. Ich war entschlossen, es dabei zu belassen.
    Am anderen Morgen befand sich Gargery in einem Zustand äußerster Erregung. Er sei erfreut, dass wir eine Leiche aufgespürt hätten; seit unserer Ankunft habe er insgeheim darauf gehofft. Nicht dass er ein gefühlloser oder roher Mensch wäre, aber wie er bereits einmal bemerkt habe: »Wenn schon ein Mord geschehen muss, Madam, dann könnten ebenso gut wir in den Genuss kommen.« Sein Wunsch hatte sich erfüllt, gleichwohl versuchten wir egoistisch, ihm den Genuss zu verwehren. Glücklicherweise befand sich in der Morgenpost der sehnsüchtig erwartete Brief von Nefret, der vorübergehend für Zerstreuung sorgte.
    Er rüttelte Emerson auch aus seinem üblichen Zustand frühmorgendlicher Versunkenheit auf. Gargerys Bemühungen, den Brief über seine Schulter hinweg zu lesen, fanden indes keinen Anklang.
    »Sie schreibt, dass sie wohlauf und glücklich sind«, berichtete ich meinem frustrierten Butler. »Der Rest betrifft archäologische Dinge, die Sie nicht interessieren dürften.«
    »Ich weiß nicht, wieso Sie das annehmen, Madam«, erwiderte Gargery steif. »Wir alle nehmen regen Anteil an diesem Grab, dem Sie sich so lange und intensiv gewidmet haben.«
    »Tetisheri? Nun, davon steht nichts in dem Brief. Sie waren gerade erst in Luxor eingetroffen.«
    »Irgendetwas für Miss Sennia, Madam?«
    »Sie lassen sie selbstverständlich grüßen. Emerson, was um alles in der Welt ist denn los?«
    »Sie wird mehr erwarten als das, Madam. Sie wird …«
    »Hölle und Verdammnis!«, brüllte Emerson.
    »… einen persönlichen Brief erwarten«, schloss Gargery. »Tut mir Leid, aber sie …«
    »Ich hatte ein Gefühl – eine grässliche Vorahnung …« »Emerson!«, schrie ich.
    »Du brauchst nicht zu schreien, Peabody!«
    »Miss Sennia wird …«
    »Gargery!«
    »Mein Gehör ist völlig in Ordnung, Madam.«
    Beide starrten mich an, aber wenigstens hatte ich sie zum Schweigen gebracht. Ich beschloss, mir Gargery zuerst vorzuknöpfen. »Sie haben keinen Brief für Miss Sennia beigelegt, damit wird sie sich abfinden müssen.«
    Emerson untersuchte seine Tasse. »Mehr Kaffee, Gargery.«
    »Sind Sie sicher, Sir?«
    »Ja, ganz sicher. Was für eine idiotische Frage.«
    Gargery schenkte Emerson noch etwas Kaffee nach. »Es liegt mir fern, Sie und Madam zur Eile anzuhalten, Sir, aber ich muss in Kürze aufbrechen und Miss Sennia zur Schule bringen.«
    »Ach ja, richtig«, murmelte Emerson zerstreut und widmete sich wieder Nefrets Brief. Schließlich dämmerte ihm Gargerys Einwurf. Stirnrunzelnd blickte er auf. »Seit wann halten Sie es für nötig zu bestimmen, wann ich mein Frühstück zu beenden habe? Gehen Sie.«
    Gargery wirkte betreten. Nach einer Unterredung mit mir hatten er und Fatima sich auf einen Kompromiss geeinigt. Sie wollten, jeweils im Wochenrhythmus abwechselnd, das Frühstück und das Abendessen servieren. (Diese Vereinbarung beinhaltete auch für beide das Recht, an der Tür zu lauschen.) Er hatte sein Wort gegeben und stand dazu, gleichwohl war er nicht willens, auch nur eine Minute der ihm zugestandenen Zeit zu versäumen. Nachdem er mit der Kaffeekanne aus dem Zimmer gestapft war, drehte ich mich zu meinem Gatten.
    »Nun, mein geliebter Emerson, wo liegt das Problem?«, erkundigte ich mich mitfühlend. »Erzähl mir von deinen Vorahnungen.«
    Emersons Augen verengten sich zu saphirfarbenen Schlitzen. »Ich habe keine Vorahnungen und ich glaube nicht an deine – das habe ich nie und das werde ich auch nie tun!«
    »Aber noch vor einer Minute hast du gesagt …«
    »Habe ich das? Nein, bestimmt nicht. Und wenn, dann habe ich es nicht so gemeint.« Emerson schnappte sich den Stapel ungeöffneter Briefe und ging sie durch. »Nichts von Russell«, brummte er.
    »So rasch können wir kaum damit rechnen. Lass uns das nicht hier erörtern. Bist du mit dem Frühstück fertig?«
    »Ich möchte noch eine weitere Tasse Kaffee.« Emersons forschender Blick schweifte über den Tisch, fand aber nicht das gesuchte Objekt. »Wo zum Teufel ist die Kaffeekanne?«
    »Gargery hat sie mitgenommen«, klärte ich ihn auf. »Aus reiner Bosheit, vermute ich. Ich fürchte, du hattest Recht, als du … Ah, Fatima. Ich danke dir. Der

Weitere Kostenlose Bücher