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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Professor bat gerade um einen weiteren Kaffee.«
    Sie wollte uns von allem nachlegen, aber wir lehnten ab. Dennoch verweilte sie. »Ist ein Brief von Nur Misur eingetroffen?«
    »Ja. Sie hat ihn gleich nach ihrer Ankunft in Luxor abgeschickt. Sie sind wohlauf und glücklich. Wenn du magst, kannst du ihn lesen und den anderen davon berichten.«
    Ihr Gesicht glühte vor Freude. »Danke, Sitt Hakim. Gibt es weitere Neuigkeiten?«
    »Hier ist ein Brief von Katherine Vandergelt.« Emerson warf ihn mir zu. »Möchtest du warten, während wir ihn lesen, Fatima?«
    Die Ironie war bei der herzensguten Frau fehl am Platz. »Ja, Vater der Flüche, bitte.«
    »Endlich einmal eine gute Nachricht!«, entfuhr es mir. »Bertie hat Lungenentzündung …«
    »Also wirklich, Amelia!«, entrüstete sich Emerson. »Deine Angewohnheit, immer das Positive an den Dingen zu sehen, geht allmählich zu weit. Was ist denn gut an einer Lungenentzündung? Sicher, sie ist Wundbrand oder Wundstarrkrampf vorzuziehen, aber …«
    »Würdest du bitte erlauben, dass ich meinen Satz zu Ende führe, Emerson? In der Tat«, räumte ich ein, »habe ich mich missverständlich ausgedrückt. Er hatte eine Lungenentzündung und jetzt geht es ihm wieder besser, doch der Arzt meint, dass ein warmes, trockenes Klima seiner Genesung förderlich sein wird. Katherine und Cyrus bringen ihn mit nach Ägypten. Sie werden nächste Woche hier sein.«
    »Ah«, sagte Emerson. Sicherlich hatte ich ihn mit meiner Neuigkeit überfahren, gleichwohl hatte ich nicht erwartet, dass er zugeben würde, wie sehr er die Vandergelts vermisste. Seine erfreute Miene war Eingeständnis genug.
    Fatima war wesentlich überschwänglicher. »Das ist sehr schön, Sitt. Werden sie bei uns wohnen?«
    »Ich hoffe, wir können sie überreden, für eine Weile bei uns zu bleiben, aber Katherine hat angedeutet, dass sie mit Bertie nach Luxor fahren wollen. Wie du weißt, ist das Klima dort wesentlich milder. Sie hat uns gebeten, dafür zu sorgen, dass die Valley of the Kings für sie vorbereitet wird.«
    »Ich werde mit dem Reinemachen anfangen«, erklärte Fatima.
    »Wir können uns ebenso gut auf den Weg machen«, brummte Emerson. »In diesem Haus hat man überhaupt keine Privatsphäre. Peabody, ich warne dich: Sollte draußen einer dieser verfluchten Journalisten herumlungern, werfe ich ihn in den Fluss.«
    »Die Zeitungen können nicht so rasch Wind davon bekommen haben. Außerdem interessieren sie sich nicht für den Tod irgendeines unbekannten Ägypters.«
    Wie ich das Offensichtliche übersehen konnte, ist mir schleierhaft. Wie oft hatten wir uns und unsere Aktivitäten in der Vergangenheit schon in reißerischen Zeitungsberichten wiedergefunden? Sollte der Leser mit jener Vergangenheit nicht vertraut sein, werde ich diese eher rhetorische Frage beantworten.
    Sehr oft.
    Die ägyptische Altertumsforschung fasziniert die breite Öffentlichkeit. Das ist verständlich. Ich hätte auch keine Einwände gegen eine sachliche, exakte Schilderung unserer Exkavationen gehabt, aber – rein zufällig – waren wir nun einmal in mehrere Todesfälle mit scheinbar mysteriösem Beigeschmack verwickelt gewesen, und genau diese Kriminalfälle regten die schmutzige Fantasie der Presse an. Kevin O’Connell von der Daily Yell war der erste und schlimmste Übeltäter gewesen; er war es auch, der den »Fluch des Pharao« erfand, und dieser Begriff – ich meine »Fluch« und nicht »Pharao« – verfolgte uns Jahre lang. Allerdings war Kevin ein Freund der Familie geworden und hatte seine Rhetorik entsprechend gemäßigt, aber es hatte eine Weile gedauert, da unsere Kriminalfälle beileibe keine normalen Mörder, Diebe und Fälscher umfassten.
    Was ich übersehen hatte, war die Tatsache, dass Miss Minton in Kairo war und auf einen Vorwand sann, um uns zu treffen; sie hätte sich dem schlimmsten Sensationsjournalismus verschrieben, nur um Kapital daraus zu schlagen. Als wir in Gizeh ankamen, war sie bereits dort. Notizbuch und Bleistift gezückt, stellte sie Selim zur Rede. Sie stand mit dem Rücken zu uns; Selims Rücken war an die Wand der Mastaba gepresst. Er war so weit wie eben möglich zurückgewichen und konnte weder vor noch zurück, denn sie hielt ihn regelrecht in Schach. Darin war sie schon immer hervorragend gewesen.
    Emerson brüllte lautstark und rannte los. Miss Minton drehte sich um und lächelte frostig. Darauf hätte Selim flüchten können, aber ich muss ihn loben: Er wich nicht von der Stelle,

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