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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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recht merkwürdig, findest du nicht?«, fragte ich, als mein detektivischer Spürsinn über meinen vorübergehenden Brechreiz triumphierte. »Ein im Sand vergrabener Leichnam müsste doch eigentlich vor Insekten geschützt sein und würde eher austrocknen als verwesen.«
    Emerson schaute nicht auf. Er hatte den Sand von dem Gesicht gekehrt und arbeitete sich weiter vor. »Fliegen, die es in Ägypten in großer Zahl gibt, setzen sich fast augenblicklich auf einen reglosen Körper. Ich würde mutmaßen, dass die Leiche längere Zeit nicht vergraben war, sodass sich eine emsige Insektenpopulation darin entwickeln konnte.«
    »Du musst nicht ins Detail gehen, Emerson.«
    »Die Leichenstarre ist – aber wem sage ich das – eingetreten und wieder gewichen«, fuhr mein Gatte fort. »Hmmm. Die Wirkung der Austrocknung in Verbindung mit der Verwesung ist durchaus faszinierend. Schade, dass Nefret nicht hier ist, ihr würde es gefallen. Bist du sicher, dass du es dir nicht genauer ansehen möchtest, Peabody?«
    »Das ist sehr aufmerksam von dir, mein Lieber, aber ich denke nicht.«
    »Ist wohl zu viel für dich, was?« Emerson schmunzelte. »Keinerlei Hinweis auf Tierbisse, was bedeutet, dass der Mörder ihn nicht im Freien hat liegen lassen.«
    »Dann stimmst du mit mir überein, dass es Mord war.«
    »Er ist bestimmt nicht aus freien Stücken hergekommen, hat sich ein Loch gegraben, hineingelegt und sich in den Sand eingebuddelt«, meinte Emerson scharf. »Aber warum zum Teufel sollte ein Mörder die Leiche seines Opfers hier verschachern, statt sie in der Wüste zu vergraben oder in den Fluss zu werfen?«
    »Weil er wollte, dass wir sie finden.«
    Emerson nickte. »Er liegt schon eine ganze Weile hier.« Dann fuhr er fort, vorsichtig um die sterblichen Überreste zu graben. »Ich frage mich, was sie mit ihm gemacht … Ah. Hier ist es – ein größeres Stück Segeltuch. Ich wusste doch, dass sie ihn in irgendwas einwickeln mussten, um den Transport zu vereinfachen und um sicherzustellen, dass er unterwegs nicht verloren ging. Wie aufmerksam von ihnen, dass sie ihn auspackten, bevor sie ihn vergruben, auf diese Weise kann der glückliche Entdecker wenigstens die volle Wirkung genießen.« Er erhob sich.
    Der Leichnam war inzwischen völlig freigelegt. Er war in die zerlumpten und entsetzlich schmutzigen Überreste einer Baumwollgalabija gehüllt. Ich erspare mir eine nähere Beschreibung seines Gesichts und seiner Hände.
    »Lassen wir ihn hier herausschaffen«, meinte Emerson schroff. »Sag Ibrahim, er soll eine provisorische Trage zusammenbauen.«
    »Ich glaube nicht, dass Mr Russell das gutheißen würde, Emerson. Veränderungen am Schauplatz des Verbrechens vorzunehmen …«
    »Zur Hölle mit Russell. Seine Geheimdienstleute sind hirnrissige Idioten. Ich lasse nicht zu, dass sie in meinem Grab herumtrampeln. Allerdings«, lenkte Emerson ein und tastete nach seinem Kinngrübchen, »werden wir ein paar Fotos machen. Selim!«
    »Ich bin hier, Vater der Flüche«, sagte Selim vorwurfsvoll.
    »Ich will dich nicht hier, ich will, dass du die Kamera holst.«
    Während ich Emersons methodisches Vorgehen beobachtete und einige kleine Vorschläge meinerseits anbrachte, sagte ich mir, dass es unser gutes Recht sei, unsere Nachforschungen fortzusetzen. An einem Ort wie diesem hatten Exkavationstechniken Vorrang und außerdem hatten wir beide beträchtliche Erfahrung im Umgang mit Morden aller Art.
    Selim machte eine Reihe von Fotos, aus unterschiedlichen Blickwinkeln, von dem Leichnam und den einzelnen Körperteilen. Im Schein unserer Taschenlampen erinnerten das provisorische Grab und sein Bewohner an eine Szene aus einer Horrorgeschichte. Die flackernden Schatten erzeugten den Eindruck von Bewegung. Emerson, der auf solche Dinge für gewöhnlich eher unsensibel reagiert, wandte sich brüsk ab. Ich setzte mich auf einen Mauervorsprung und aß ein Sandwich, das vom Mittagessen übrig geblieben war, denn wir hatten die Teezeit verpasst. Fast bedauerte ich dies, als Emerson und Selim die Holztrage anhoben, die sie unter den Leichnam geschoben hatten. Der Kopf rollte zur Seite und der Kiefer klappte nach unten, öffnete den Mund zu einem stummen Schrei.
    »Alles in Ordnung mit dir, Peabody?«, erkundigte sich mein Gatte.
    »Ich habe mich an einem Stückchen Gurke verschluckt«, erwiderte ich hustend. »Lassen sich Rückschlüsse ziehen, wie er gestorben ist?«
    »Zweifellos.« Emerson wischte sich die Hände an der Hose. (Ich nahm

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