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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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hervor, denn ein kleines Gewitter reinigt die Luft.« Bei ihren Schwiegereltern schien das zu funktionieren, gleichwohl hatte Ramses nicht das aufbrausende Temperament seines Vaters geerbt.
    Nefret hatte angenommen, dass sie umgehend zum Boot zurückkehren würden, wo sie die verblüffende Überlegung diskutieren könnten, die er aufgeworfen hatte. Diese würde zu weiteren Überlegungen, Verknüpfungen, Theorien führen; aber statt mit ihr darüber zu reden, brachte ihr Gatte den Rest des Tages damit zu, methodisch das Tal zu erforschen und Jumana, die wie ein aufgezogener Spielzeughund hinter ihm hertrottete, Notizen zu diktieren. Sie besuchten das andere Königsgrab, worauf Ramses sich über dessen schlechten Zustand ausließ und auf die kleinen Affen auf dem Wandrelief deutete, die dem Tal seinen Namen gegeben hatten. Als er sich schließlich zum Aufbruch anschickte, war ihr Kopf voll unbeantworteter Fragen, dass sie meinte, er müsse platzen.
    Sie trennten sich von Jumana, als der Weg nach Gurneh von der Hauptstraße abzweigte, die zur Anlegestelle der Fähre führte. Jamil, der die Pferde mitnehmen sollte, trottete hinter ihnen her.
    »Sie macht sich gut«, sagte Ramses leise. »Ein Jammer, dass ich Jamil nicht wegschicken kann, er ist eher eine Last als eine Hilfe, aber ich fürchte, Yusuf wäre sonst tief gekränkt.«
    »Vermutlich ja. Ramses, wie kommst du darauf, dass Sethos …«
    »Darüber reden wir später.«
    »Aber …«
    »Später.«
    An diesem Punkt, überlegte Nefret, hätte ihre Schwiegermutter ihre Verärgerung geäußert – nachdrücklich – und auf eine Weiterführung der Diskussion beharrt und dann hätten sie und Emerson sich fröhlich angeschrien und die Sache wäre geklärt gewesen. Bei Ramses hätte das niemals funktioniert. Also senkte sie den Kopf und schwieg.
    Als er sie in ihrem gemeinsamen Schlafzimmer aufsuchte, hatte sie gebadet und sich umgezogen.
    »Ich musste noch auf Jamil warten«, erklärte er überflüssigerweise. »Was dagegen, wenn ich mich ein bisschen frisch mache, ehe wir miteinander reden? Ich beeile mich.«
    Er knöpfte sein Hemd auf und warf es in Richtung Stuhl, dann setzte er sich, um seine Stiefel aufzuschnüren. Als er sich vorbeugte, sah sie die verblassten Narben auf seinen Schultern und auf seinem Rücken. Dank der Anwendung einer »magischen« Heilsalbe, die Kadija herstellte, waren die Wunden gut verheilt und kaum noch sichtbar, aber Nefret wusste, wo sie waren. Es war morbide und selbstzerfleischend, dass sie sich für diese Verletzungen die Schuld gab; ihr unbeabsichtigter Fauxpas konnte den Ausgang jener grässlichen Geschichte in keiner Weise beeinflusst haben. Das redete sie sich ständig ein. Eines Tages würde sie es vielleicht auch glauben.
    »Der Tee ist fertig!«, rief sie und verschwand, bevor er die Tränen in ihren Augen bemerkte.
    Sie ließ es an dem armen, jungen Nasir aus, den sie zur Eile anspornte, sodass das Teetablett fertig war, bevor Ramses hinaufkam.
    »Schon wieder Gurkensandwiches?«, erkundigte er sich und ließ sich nieder.
    »Das scheint hier ein ungeschriebenes Gesetz. Deine Mutter hat damit angefangen, und ich bringe Maaman nicht dazu, etwas anderes zu servieren. Nicht einmal Käse!«
    »Macht nichts.«
    Sie goss den Tee ein. Als sie ihm seine Tasse reichte, sah sie, dass er sie beobachtete, sein Blick strahlend und fest, seine Lippen unmerklich lächelnd.
    »Du machst es absichtlich, stimmt’s?«, bohrte sie.
    »Du bist unwiderstehlich, wenn du wütend bist.« Er fing an zu lachen und hob im Scherz eine Hand zur Verteidigung. »Ich dachte, das würde dich aufrütteln. Nein, Ehrenwort, ich mache es nicht absichtlich. Ich meine, wir sollten die Diskussion, die zweifelsohne ein komplexes und kontroverses Thema berührt, führen …«
    »Wenn wir Ruhe haben und voraussichtlich nicht gestört werden«, unterbrach Nefret ihn. »In Ordnung, ich habe den ganzen Nachmittag darüber nachgedacht, also lass mich anfangen. Du denkst, Sethos ist zurückgekehrt, nicht wahr? Ramses, das ist unmöglich. Ich habe die Schussverletzung gesehen. Das Projektil muss in die Lunge eingedrungen sein.«
    »Manche haben solche Verletzungen jedoch überlebt, oder?«
    »Manche sogar Schlimmeres«, räumte Nefret ein. »Diese so genannten Wunder können geschehen. Nun, setzen wir voraus, dass er einen guten Chirurgen hatte, der das Wunder möglich machte. Ich schicke ebenfalls voraus, dass es eine hervorragende Taktik gewesen wäre, alle in dem Glauben zu

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