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Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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würde, und entsprechend reagieren.«
    »Wo wollt ihr sie suchen?«, erkundigte sich Cyrus.
    »Ihr wisst doch gar nicht, wo sie hingegangen sind.«
    »Yusuf«, erwiderte Ramses knapp. »Wenn er etwas weiß, kriege ich es aus ihm heraus.«
    Selim erhob sich. »Daoud und ich werden mitkommen.«
    »Dieser verdammte Fuß!«, platzte Bertie heraus. »Sieh mal, er ist fast verheilt, ich kann euch begleiten.«
    »Diesmal nicht.« Ramses’ Hand ruhte für Augenblicke auf Berties Schulter. »Wir brauchen nicht noch mehr Verstärkung –«
    »Nein«, bekräftigte Daoud, seine muskelbepackten Arme verschränkend.
    Ramses nickte zustimmend. »Cyrus, Sie bleiben besser hier. Jumana, du kommst mit.«
    Sie fixierte ihn, ihre Augen groß und dunkel. »Du denkst, ich weiß etwas und habe es dir nicht gesagt? Das ist nicht wahr!«
    »Ich habe nichts dergleichen behauptet«, versetzte Ramses. »Lasst uns gehen«, entschied Nefret. »Wir verschwenden nur Zeit mit diesem Gerede!«
    Sie nahmen den direkten Weg, vorbei an dem Tempel und über die Hügel, die das Dorf nach Süden hin säumten. Die meisten Bewohner hielten ihr Mittagsschläfchen, doch noch während sie auf Yusufs Haus zustrebten, hatten ein paar aufgeweckte Burschen sie entdeckt und rannten voraus, um Yusuf zu informieren.
    Er lag auf dem Diwan im Hauptraum, in eine Decke gehüllt, obschon der Tag warm war. Es war das erste Mal seit ihrer Ankunft, dass Ramses den alten Mann sah. Er hatte sich erschreckend verändert. Die früher prallen Wangen hingen schlaff herunter, seine knochigen Hände hielten den Rand der Decke umklammert. Er fuhr zusammen, als sie alle in den Raum drängten. Ramses konnte ihm das nicht verdenken; sie waren eine Furcht einflößende Horde: er und Nefret, Daoud, gewaltig wie ein Monolith, Selims Miene maskenhaft starr.
    Nefret entwich ein leiser Laut, eine Mischung aus Bestürzung und Erstaunen, sie schlüpfte an den anderen vorbei und beugte sich über den alten Mann. »Salam aleikum, Onkel Yusuf. Tut mir Leid, dass wir nicht eher kommen konnten. Aber wir wussten ja nicht, dass du so krank bist.«
    Ihre sanfte, einfühlsame Stimme verblüffte die anderen und beruhigte Yusuf. »Mir geht es schon besser, Nur Misur«, keuchte er.
    Ramses bedeutete Selim, Ruhe zu bewahren. Er durfte einen schwer gebeutelten Zeitgenossen wie Yusuf nicht drängen. Nefrets Methoden waren vermutlich ohnehin besser, um ihn zu gewinnen. Er blickte sich nach Jumana um. Sie stand hinter Daoud, dessen hünenhafte Statur alles bis auf ihre kleinen Stiefel verdeckte.
    »Hat die Sitt Hakim dafür gesorgt, dass du dich besser fühlst, Onkel Yusuf?«, wollte Nefret wissen. »Was hat sie dir gegeben?«
    »Die Sitt Hakim? Sie war nicht hier. Keiner ist hier gewesen.« Selbstmitleid und Unmut verliehen seiner leidenden Stimme Schärfe. »Keiner von euch war hier, um sich nach mir zu erkundigen.«
    »Es tut uns Leid, Onkelchen«, sagte Nefret. »Aber die Sitt Hakim war hier, heute Morgen. Du hast ihr eine Mitteilung geschickt, dass sie kommen soll.«
    »Ich habe ihr nichts geschickt«, murrte Yusuf. »Warum sollte ich? Ihr hättet kommen sollen, ohne dass ich darum bitten muss.«
    Selim bewegte sich unmerklich, und wieder bedeutete Ramses ihm, Ruhe zu bewahren. Yusuf s Verärgerung –
    seine berechtigte Verärgerung, das musste Ramses zugeben – war echt. Es hatte auch keinen Sinn zu lügen, denn es gab Dutzende von Zeugen, die die älteren Emersons gesehen hätten, wenn sie bei ihm gewesen wären. Von der Tür her drang eine schroffe Stimme: »Er sagt die Wahrheit, Bruder der Dämonen. Die Sitt ist nicht hier gewesen.«
    Es war Yusufs älteste Frau, ihr Ton vorwurfsvoll, ihr Gesicht von Alters- und Zornesfalten gezeichnet. Sie deutete auf Daoud. »Verschwinde, Daoud, und nimm sie mit, dieses schamlose Geschöpf. Warum seid ihr alle gekommen, wie Scharfrichter, um einen kranken, alten Mann zu quälen?«
    Daoud drehte sich schwerfällig um, und Jumana kreischte auf. Der Blick ihres Vaters ruhte kurz auf ihr und schweifte dann ab.
    »Es tut mir aufrichtig Leid«, räumte Ramses ein. »Wir suchen meinen Vater und meine Mutter, vielleicht sind sie in Schwierigkeiten. Stimmt es, dass Yusuf keine Nachricht geschickt hat – dass sie nicht hier waren?«
    »Es stimmt«, versetzte die Alte. »Du kannst jeden fragen.«
    »Wollen wir jetzt gehen?«, fragte Daoud nervös. Laut Selim fürchtete sein hünenhafter Onkel nur zwei Dinge:
    den Unmut des Vaters der Flüche und eine zänkische alte

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