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Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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sich rasch über den felsigen Grund nach Süden bewegte. Vielleicht bildete er sich das nur ein, aber das war momentan seine geringste Sorge.
    Ein Blick in den Stollen bewies ihm, dass ihre Vermutung richtig gewesen war. Der Schacht war etwa einen Meter hoch gefüllt mit Geröll – nicht etwa Sandverwehungen oder natürlicher Steinschlag, sondern frisch abgeschlagene Gesteinsbrocken. Unweit der Öffnung lagen eine grob gezimmerte Holzleiter und ein beschädigter Korb. Selim warf sich auf den Boden, griff in die Tiefe und fing an zu wühlen. »Sie sind darunter! Sie leben noch, sie bewegen sich! Beeilt euch – Daoud –«
    »Warte.« Ramses duckte sich, um den Wurfgeschossen zu entgehen, die Selim hektisch über seine Schulter katapultierte. »Da ist der Korb, den Jamil vermutlich benutzt hat. Überlass es Daoud.«
    »Ja«, sagte Daoud gelassen. »Es besteht keine Eile. Schau mal.« Ramses sah, was Daoud in seiner unerschütterlichen Besonnenheit erkannt hatte. Jemand grub sich allmählich von unten vor.
    Sie konnten nichts weiter tun als Daouds Korb immer wieder zu leeren. Ramses verdrängte die Überlegung, ihm in dem Stollen zur Hand zu gehen, da dort aufgrund der Enge nur einer effektiv arbeiten konnte. Es dauerte nicht lange, auch wenn es den besorgten Beobachtern wie eine Ewigkeit vorkam, bis eine Biegung in dem Schacht sichtbar wurde – der Durchgang zu der Kammer.
    Er war bis obenhin mit Geröll gefüllt.
    Ramses konnte sich nicht mehr beherrschen. »Vater!«, brüllte er aus Leibeskräften. »Mutter, um Himmels willen –«
    Daoud hörte auf zu graben. In der Stille vernahm Ramses die Geräuschkulisse fieberhafter Aktivitäten hinter dieser grässlichen Blockade. Ein gezackter Spalt klaffte auf, ungefähr fünf Zentimeter tief, und eine gespenstisch verzerrte, ausgesprochen erzürnte Stimme meldete sich zu Wort.
    »Ramses, bist du das? Ich hoffe, du hast ihn nicht entkommen lassen. Ist Daoud bei dir? Er wird den gesamten Schacht räumen müssen, dieses verfluchte Geröll rieselt ständig in den Durchgang.«
    Sobald Ramses den ersten befreiten Atemzug genommen hatte – nach Stunden, wie ihm schien-, überzeugte er seine wortreich argumentierende Mutter, tiefer in den Durchgang zurückzuweichen. Sie fuhr fort, Anweisungen und Fragen hochzubrüllen, und sie brüllten zurück – ein ziemlich sinnloses Unterfangen, da Daoud mit neuer Energie ans Werk ging und das Krachen und Knirschen des Gesteins alles andere übertönte. Ramses brüllte gemeinsam mit den anderen. Er war über die Maßen erleichtert gewesen, als er die Stimme seiner Mutter und ein gedämpftes Fluchen seines Vaters gehört hatte. Sie waren schon häufiger in Schwierigkeiten gewesen, und er hatte sich immer um sie gesorgt, aber aus irgendeinem unerfindlichen Grund war ihm nie recht klar geworden, wie sehr er sie liebte und brauchte. Genau das, was ihn gelegentlich aufbrachte, würde ihm am meisten fehlen: das unerschütterliche Selbstvertrauen seiner Mutter und ihre schauderhaften Aphorismen, die Besserwisserei und Launenhaftigkeit seines Vaters. Nach all den Abenteuern, die sie mit der üblichen Bravur gemeistert hatten, wäre es eine grässliche Ironie des Schicksals, wenn sie an diesem widerwärtigen Bürschchen scheitern würden (Schlimmeres wagte er sich erst gar nicht auszumalen).
    Ich werde schon genauso abergläubisch wie Mutter, schalt er sich im Stillen. Es ist nicht eingetreten und es wird nicht eintreten.
    Die kaum verständlichen Ausführungen seiner Mutter gaben ihnen entsprechende Informationen, womit sie kostbare Zeit gewannen. Einige ihrer Begleiter verschwanden und kamen mit genug Holz zurück, um eine Trage und eine Schiene für Emersons Arm zu konstruieren. Fackeln erhellten die hereinbrechende Dunkelheit, und ein zu enthusiastischer Helfer bekam einen Korb voll Geröll vors Kinn, als er sich über den Schacht beugte und überflüssige Ratschläge hinunterbrüllte.
    Sobald die Fläche freigelegt war, sprang Ramses hinunter und kroch in den Gang. Dieser war etwa halbhoch mit Steinen gefüllt. Seine Mutter hatte nicht tatenlos herumgesessen und ihrer Rettung geharrt; sie hatte von unten hoch geschleudert, was Jamil oben hineinkippte. Sie hatte nicht mit ihm mithalten können. Etwas schnürte Ramses die Kehle zusammen. Er eilte zu der rechteckigen Öffnung am Ende des Ganges, die schwach erleuchtet war. Mit einem Blick hatte er die Situation erfasst; im Licht der nachlassenden Taschenlampe gewahrte er einen Stapel Decken, auf

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