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Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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ihn an Armen und Beinen fest – rekapitulierte er seine Optionen. Jetzt sah er keine Chance mehr.
    Der Offizier maß seine Männer mit zornigem Blick. »Sechs gegen einen, und dann noch ein Glückstreffer, um ihn in die Knie zu zwingen. Fesselt seine Hände, meine mutigen Mitstreiter, sonst entkommt er euch noch.«
    Eher unwahrscheinlich, dachte Ramses im Stillen. Durch den Treffer am Kopf war ihm leicht schwindlig, Blut rann über sein Gesicht. Nachdem sie ihm die Hände auf den Rücken gebunden hatten, schlang einer der Soldaten ein Seil um seinen Hals und befestigte dieses am Sattel ihres Anführers. Fabelhaft. Ein Ausgleiten auf den Obstschalen, die die Straße verunreinigten, und er würde stranguliert, gewürgt, bis der Offizier der Sache ein Ende machte. Das einzig Positive an dieser ansonsten makabren Situation war, dass Chetwode nirgends in Sicht war.
    Die glutheiße Sonne brannte unbarmherzig auf den verlassenen Platz. Nein – nicht ganz verlassen. Die Zuschauer waren geflüchtet, und die Leibgarde hatte die Würdenträger wohl in Sicherheit gebracht, doch von der anderen Seite des Platzes näherte sich gemächlich ein Reiter. Ramses blinzelte, in der Hoffnung, dass seine Augen ihn trogen, und wusste doch, dass dies nicht der Fall war. Er hatte geglaubt, dass seine Situation verfahrener nicht sein könne. Er hatte sich getäuscht.
    Der Reiter hatte nur einen Begleiter, ein Diener, der ihm in respektvollem Abstand folgte. Sein Pferd war fantastisch – ein Vollbluthengst, Schweif und Mähne mit leuchtenden Bändern geschmückt. Auch er eine beeindruckende Erscheinung: ein großer, stattlicher Mann mit markanten Zügen und gepflegtem grauem Bart. Seine Gewänder waren aus Seide und vorn auf seinem Turban schimmerten Rubine und Smaragde, gekrönt von einer Pfauenfeder. Sogar seine Peitsche hatte einen juwelenbesetzten, emaillierten Knauf. Er schloss zu Ramses auf und erwiderte das respektvolle Salutieren des Offiziers mit einer beiläufigen Geste seiner Hand.
    »Was ist das?«, fragte er auf Türkisch.
    »Wie Sie sehen, Sahin Pascha, haben wir den Attentäter gestellt.«
    Aha, jetzt ist er also ein Pascha, überlegte Ramses. Was machte der Chef des türkischen Geheimdienstes in Gaza? Seine erste und – wie er gehofft hatte – letzte Begegnung mit diesem ehrenwerten Herrn hatte zum Scheitern von Sahins Mission geführt; kaum verwunderlich, wenn dieser einen Groll gegen den Mann hegte, der dafür maßgeblich verantwortlich zeichnete. Ramses konnte nur hoffen, dass der Türke ihn nicht wiedererkannte. Er war barhäuptig, seine Kopfbedeckung hatte er während der Handgreiflichkeiten verloren, und in seinen schmutzigen, zerrissenen Sachen, bärtig und abgekämpft, hatte er wenig Ähnlichkeit mit dem Mann, den Sahin kannte – zugegeben abgekämpft, aber glatt rasiert und in europäischer Kleidung. Er krümmte sich, senkte den Kopf.
    »Wir bringen ihn zu Seiner Exzellenz, dem Kaimakam«, fuhr der Offizier fort.
    »Zum Gouverneur? Wieso?«
    »Wieso? Nun, weil – nun, weil er ein Attentäter ist! Einer dieser Fanatiker, die gegen unsere hervorragende Gesetzgebung rebellieren würden, die –«
    »Nein«, erwiderte Sahin. Der Knauf seiner Peitsche bohrte sich unter Ramses’ Kinn und zwang dessen Kopf hoch. Sekundenlang maß der Türke ihn nachdenklich. Dann beugte er sich vor und riss ihm mit einer gezielten Handbewegung den Bart herunter, einschließlich diverser Zentimeter Haut. Ramses straffte sich und traf auf den forschenden Blick des Türken. Jetzt gab es kein Vertun mehr.
    »Nun«, sagte Sahin Pascha gönnerhaft lächelnd. »Ich werde Ihren Gefangenen übernehmen, Bimbashi.«
    »Aber, Eure Exzellenz –«
    »Er ist ein englischer Spion. Und die Spionage ist mein Gebiet, Bimbashi. Wollen Sie meine Autorität in Frage stellen?« Er winkte seinem Diener, der absaß und das Seil vom Sattel des Offiziers losband.
    Dem Offizier behagte das gar nicht. Eine schroffe Dienstverweigerung wollte er nicht riskieren, stattdessen wagte er schwachen Protest. »Sie werden einen Begleiter benötigen, Eure Exzellenz. Er kämpft wie ein Dämon. Es bedurfte sechs meiner Männer, um ihn –«
    »Nicht nötig«, sagte Sahin leichthin. Er hob den Arm und ließ die Peitsche durch die Luft surren.
10. Kapitel
Aus Manuskript H (Fortsetzung)
    Es war ein überaus angenehmer Traum. Er lag auf einem weichen, zart duftenden Untergrund. Über ihm ein goldener Baldachin – gelbe Seide, golden schimmernd im flirrenden Sonnenlicht. Er

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