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Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Eingangsbogen hockend, kritzelte Chetwode eifrig im Mondlicht – offenbar auf ein gefaltetes Stück Papier. »Was zum Henker machst du da?«
    »Notizen. Ich konnte nicht alle Abzeichen von den Männern zuordnen, aber wenn ich sie beschreibe, bekommen unsere Leute brauchbare Anhaltspunkte über die Einheiten –«
    »Iss es.«
    »Was?«
    »Vernichte dieses verdammte Papier!« Chetwode starrte ihn verständnislos an. Ramses erhob sich. »Wenn man dich aufgreift und dies bei dir findet, bist du ein toter Mann. Wenigstens wünschst du dir dann nichts sehnlicher. Welche anderen belastenden Dinge trägst du bei dir?«
    Er entriss Chetwode das Papier. Hastig, seine Augen schreckgeweitet, fischte der Junge einen Brustbeutel aus seiner Dschellaba. Dieser enthielt Papier, Bleistifte, eine kleine Taschenlampe und einen winzigen Flakon mit zwei weißen Kapseln.
    »Herrgott, ich hätte dich vor unserem Aufbruch filzen sollen«, knurrte Ramses, als er das Papier zerriss und auf den frisch gespitzten Bleistiften herumtrampelte. »Was ist in der Flasche? Zyankali, zweifelsohne. Der Geheimdienst liebt Zyankali.«
    »Aber wenn man uns schnappt –«
    »Dann reden wir uns besser mit einer glaubhaften Geschichte heraus, aber das ist illusorisch, wenn wir britische Schreibutensilien spazieren führen. Was diese …« Er zerquetschte die harmlos anmutenden Kapseln unter seiner Ferse. »Wie hast du dir das eigentlich vorgestellt? Wolltest du den Foltermeister des Gouverneurs bitten, für eine Minute aufzuhören, unterdes wühlst du in deinem Brustbeutel nach dem Fläschchen, öffnest es und stopfst dir die Pillen in den Mund?«
    Chetwode ließ den Kopf hängen. »Es klingt grotesk, wie du es formulierst. Sie haben mir gesagt –«
    »Ja, ja, schon gut. Sieh mal, es gibt mehrere Methoden, wie wir die Sache hätten angehen können, einschließlich des idiotischen Vorschlags von deinem Onkel, dass wir türkische Uniformen anziehen und in ihr Hauptquartier marschieren sollen, um Informationen einzufordern.«
    »Ich sehe nicht, warum –«
    »Dann werde ich dir erklären, warum.« Ramses riss der Geduldsfaden. »Es ist ein Wunder, dass man dich noch nicht aufgegriffen hat. Wenn ich geschnappt und verhört würde, würden sie vermutlich nichts Schlimmeres mit mir anstellen, als mich in die Schützengräben zu stecken, von wo aus ich rasch entkommen könnte. Schnappen sie dich, braucht ein erfahrener Offizier nicht mehr als zehn Sekunden, um dich als Engländer zu identifizieren. Es ist nicht nur dein Akzent, sondern auch deine Haltung, deine Bewegungen und … einfach alles an dir!«
    Chetwode senkte den Kopf. »Ich wusste nicht, dass ich so schlimm bin.«
    »Das seid ihr alle. Du kannst nichts dafür«, fügte er beschwichtigend hinzu. »Um als Einheimischer durchzugehen, muss man hier leben und über Jahre in ihrer Sprache denken. Das ist der sicherste Weg, und ich versuche, die Risiken zu minimieren. Du hast deine Sache bisher gut gemacht, aber du wirst meine Anweisungen befolgen und dir deine Notizen aus dem Kopf schlagen müssen.«
    »Wie du? All das« – er deutete auf die Papierfetzen – »war reine Zeitverschwendung, nicht wahr? Du hast alles mental gespeichert.«
    Wieder diese Heldenverehrung. Sie war fast noch schlimmer als seine Blitzversuche in konstruktivem Denken. Aber nicht so gefährlich. Ramses zuckte die Schultern. »Reine Übungssache.«
    »Ein bisschen spät für mich, jetzt damit anzufangen, schätze ich.« Zerknirscht grinsend sah er auf. »Tut mir echt Leid. Ab jetzt mache ich alles, was du sagst.«
    »Dann schlaf jetzt.«
    Chetwode vermochte selbst im Schlaf keine Ruhe zu geben. Er schnarchte. Seine Hände unter dem Kopf verschränkt, lag Ramses wach und war versucht, ihn zu schütteln, doch seine Gutmütigkeit siegte. Sollte der Bursche doch schlafen. Er wünschte, er könnte es auch. Die nächtlichen Geräusche waren anders als daheim; seine Nerven rotierten bei jedem Rascheln im Gebüsch. Da Schlafen unmöglich war, ging er wieder und wieder die Gespräche durch, die er an jenem Tag geführt hatte, zerpflückte sie auf der Suche nach Hinweisen, die ihm vielleicht entgangen waren.
    Er döste kurz ein, aber nicht lange, wegen Chetwodes Schnarchen und der ungewohnten Geräusche. Bei Tagesanbruch weckte er seinen Gefährten. Chetwode war ungewöhnlich schweigsam – er grübelte oder schmollte, vielleicht hatte er auch kalte Füße bekommen, was Ramses ihm nicht hätte verdenken können.
    Unvermittelt sagte Chetwode:

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