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Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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seine aufgeschürften Hände hoch, sobald der Tiefschlaf seine Muskulatur löste. Traumbilder schwirrten ihm durch den Kopf: Nefret, immer und immer wieder, ihre blauen Augen zärtlich besorgt oder zornesfunkelnd – auf ihn gerichtet, weil er dumm genug gewesen war, in diese Falle zu tappen. Es war eine Falle gewesen; man hatte ihn belogen und kaltblütig benutzt, nur um diesen völlig harmlos wirkenden Attentäter in Gaza einzuschleusen. Cartright und seine Vorgesetzten mussten gewusst haben, dass die Chancen gut standen, dass sie beide gefasst oder getötet werden würden, wenn Chetwode seine Befehle ausführte … Die Falle, ein Käfig so groß wie ein Salon, ausgeschlagen mit goldener Damastseide, welche die rostigen Riegel nicht kaschieren konnte; weiche Kissen unter ihm, und ein Mädchen in seinen Armen, ein Mädchen mit langen schwarzen Haaren, die sich um seine Hände schlangen und sich in Ketten verwandelten.
    Als er die Augen öffnete, dachte er einen Moment lang, dass er weiterhin träumte. Das Gesicht – dicht vor dem seinen – war eine frappierende Mischung aus Sahins markanter Physiognomie und den ebenmäßigen Zügen einer betörend schönen Frau. Aber der Schmerz in seinen Händen war real, genau wie die Taschenlampe, deren Lichtkegel wild hin und her schwankte, bis sie diese neben ihn auf die Bank legte. Er straffte sich, wollte etwas sagen. Sie presste ihre Hand auf seine Lippen.
    »Schweig und schrei nicht«, flüsterte sie auf Englisch. »Ich werde dir helfen zu fliehen.«
    Ihre Hand war weich und warm und duftend, ihr schwarzes Haar zu einem Knoten hoch gesteckt, aus dem sich einzelne Strähnen gelöst hatten, die ihr in die Stirn fielen. Ihre Nase war ein Erbe ihres Vaters, groß und geschwungen, genau wie ihre Lippen, die jetzt indes bebten und, wie er feststellte, sorgfältig geschminkt waren. An ihrer Identität bestand kein Zweifel. War das wieder ein Trick von Sahin – eine Version des Katz-und-Maus-Spiels, das Hoffnung auf eine Flucht nährte, bevor sie verpuffte, mit seiner Tochter als sichtbarer Alternative zu einer weiteren Gefangenschaft?
    Ihre Handfläche und ihre Finger glitten langsam über seinen Mund. »Warum?«, fragte er leise.
    »Stell keine Fragen!« Aus ihrer Stimme klang die Anspannung. Sie straffte sich, und er sah, dass sie einen alles verhüllenden schwarzen Tob über einem recht gewagten rosa Kleid im europäischen Stil trug.
    Sie brauchte eine Weile, um die Handschellen zu öffnen. Unter ihrer Parfümwolke erahnte Ramses die Furcht, die ihre Hände zittern ließ und ihr Schweißperlen auf die Stirn trieb.
    Schließlich lösten sich die Eisenklemmen. In der Dunkelheit hatte er jedes Zeitgefühl verloren, doch er musste schon seit Stunden hier sein. Langsam senkte er seine schmerzenden Arme und dehnte seine Hände. Sie kniete, bearbeitete seine Fußschellen. Er beugte sich vor und schob ihre Hände fort. »Ich mach das schon. Leuchte mir mit der Taschenlampe. Wie funktioniert es?«
    »Du musst ziehen … hier …« Ein zitternder Finger deutete auf die Stelle. »Und gleichzeitig schieben. Sie sind eingerostet …«
    Die Ketten klirrten, und er fluchte leise. Sie machten einfach zu viel Lärm und stahlen ihm die Zeit. Es war so verflucht still hier unten. Hatte Sahin keine Wache zurückgelassen? Vielleicht war es letztlich doch kein Trick. Falls ihr Vater dies in Szene gesetzt hatte, so spielte sie ihre Furcht überzeugend. Sobald er sich befreit hatte, drückte sie ihm ein Bündel in den Arm.
    »Zieh das an. Beeil dich!«
    Vermutlich stammte der Kaftan aus Sahins Besitz. Er war aus feinster Wolle und bei weitem zu kostspielig für jemanden, der nicht auffallen wollte, aber da ihm keine Wahl blieb, zog er ihn an und wickelte den Wollschal um Kopf und Gesicht. Der letzte Gegenstand in dem Bündel war ein Messer. Sie hatte an alles gedacht – außer an einen Gürtel. Er riss einen Streifen aus dem Kaftansaum, band diesen um seine Taille und steckte das Messer in die provisorische Schärpe.
    Sie ließ ihn zur Tür vorausgehen, blieb aber so dicht hinter ihm, dass er ihren aufgewühlten Atem hörte. Die Tür war nur angelehnt. Ramses ließ rasch die Taschenlampe kreisen – er rechnete schon fast damit, Sahins grinsende Visage oder einen schwer bewaffneten Wächter zu sehen-, doch der Gang war leer.
    »In diese Richtung.« Ihr zitternder Arm deutete über seine Schulter.
    »Ich weiß. Ist noch jemand in den anderen Zellen?«
    »Was weiß ich! Beeil dich!«
    Sie schubste

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