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Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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wollen umgehend nach Kairo zurückkehren. Ich werde die nötigen Reisevorkehrungen treffen.«
    »Das erledigen wir schon selber«, schaltete sich Emerson ein. »Wenn wir so weit sind.«
    Die Endgültigkeit seines Tons und die feindseligen Blicke, mit denen sämtliche Anwesenden Cartright maßen, hätten ihn eines Besseren belehren müssen. Keiner hatte ihm einen Whisky angeboten, geschweige denn einen Stuhl. Und doch blieb er, nervös von einem Fuß auf den anderen tretend.
    »Sehen Sie, alter Junge«, tönte er. »Dies hier ist außerdienstlich, wissen Sie – also, Sie haben Ihre Sache wirklich gut gemacht! Chetwode war klug genug einzuräumen, dass Sie Ihr Leben riskiert haben, um ihm die Flucht zu ermöglichen – und sich dann aus türkischer Gefangenschaft zu befreien und ihre Linien zu durchbrechen … Es war – es war verflucht phänomenal!«
    »Na ja, Sie kennen die Türken«, versetzte Ramses. »Nachlässiges Lumpenpack.«
    »Trotzdem, ich – äh –« Militärdisziplin oder ein verbaler Fauxpas ließen ihn schlagartig verstummen. Er straffte sich und salutierte zackig. Ramses nickte nur, seine Mundwinkel verkniffen.
    »Wie absurd diese Militäroffiziere sind«, seufzte ich, nachdem Cartright steif hinausmarschiert war und Selim die Tür zugeknallt hatte.
    »Unterschätz ihn nicht«, meinte Ramses leise.
    »Ich bestimmt nicht«, sagte Emerson. »Er wollte auskundschaften, wie lange wir noch hier bleiben wollen. Vielleicht hätte ich einen Vorwand für einen weiteren Aufenthalt nennen sollen, aber mir ist spontan keiner eingefallen; hier würde man nicht unbedingt seinen Urlaub verbringen wollen, und die archäologischen Relikte reißen einen auch nicht vom Hocker.«
    »Gute Güte«, schnaubte ich ärgerlich. »Meinst du, er misstraut uns noch immer? Was für eine Beleidigung!«
    Lachend erhob sich Ramses und nahm mir mein leeres Glas aus der Hand. »Du solltest es als Kompliment werten, Mutter. ›Misstrauen‹ ist vielleicht übertrieben, aber ein guter Geheimdienstoffizier geht kein Risiko ein bei Leuten, deren Verhalten – wie soll ich sagen? – unberechenbar ist. Das stellt uns vor ein kleines Problem. Wenn wir nicht in ein oder zwei Tagen abreisen, wird er mutmaßen, dass wir heimlich etwas planen, und uns beobachten lassen. Ich jedenfalls würde so vorgehen.«
    »Ganz recht«, bekräftigte Emerson. »Hölle und Verdammnis! Dann bleibt uns nicht mehr viel Zeit. Wir können nur hoffen, dass mein – äh – Sethos bald reagiert. Da du gerade stehst, Ramses, gieß mir doch bitte noch einen Whisky ein. Wann gibt es Abendessen, Selim? Dieses herzerfrischende kleine Intermezzo hat mich hungrig gemacht.«
    »Ich weiß nicht. Ich habe den ganzen Nachmittag neben der Tür gewacht, und der Koch –«
    »Ja, ja, mein Junge, ist schon recht. Sieh mal nach, was du für uns tun kannst, hm? Du brauchst nicht Wache zu halten, wir werden heute Abend keine weiteren Besucher haben.«
    Darin täuschte er sich. Kurz nachdem Selim sich getrollt hatte, schlurfte der betagte Portier herein, um einen weiteren Händler anzukündigen. Er wolle einen Teppich verkaufen, einen sehr schönen Teppich, einen Seidenteppich, einen – »Sag ihm, er soll verschwinden«, knurrte Emerson. »Wir brauchen keinen Teppich.«
    Der Mann verbeugte sich und huschte hinaus. Indes war er zu langsam und unfähig, den Teppichverkäufer abzuwimmeln. Der Bursche war ihm bereits gefolgt.
    Er war ein stattlicher Mann mit ergrautem Bart und zusammengekniffenen Augen. Die Teppichrolle hatte er geschultert. Er packte die Tür, warf sie dem Portier vor der Nase zu, legte den Teppich auf den Boden, fasste ein Ende und zog.
    Ein prächtiges Muster in Burgunderrot und Azurblau und Gold bot sich unseren Blicken, gefolgt von einer herausrollenden menschlichen Gestalt – einer weiblichen Gestalt, in einem ziemlich geschmacklosen und sehr zerknitterten Kleid aus bonbonrosafarbener Seide. Hustend und japsend rieb sie sich mit schmutzigen Fingern die Augen.
    »Beim Allmächtigen«, entfuhr es meinem Sohn gepresst.
    Ich war zu perplex, um darauf zu reagieren, und die anderen nicht minder. Freilich fasste ich mich als Erste. Ich spähte von der jungen Frau, die bis auf die Ausdünstungen eines nach Kamel stinkenden Teppichs unversehrt schien, zu dem Händler, der mich herausfordernd maß.
    »Du bist zurückgekehrt, was?«, erkundigte ich mich überflüssigerweise.
    »Ja, aber diesmal nicht von den Toten«, erwiderte Sethos. »Ich habe euch ein kleines Geschenk

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