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Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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sicher sein. Vermutlich würde er Nefrets Kommentare genauso amüsant finden.
    »Ein verzeihlicher Irrtum, jedenfalls«, schloss ich. »Wir wollen nicht mehr davon anfangen.«
    »Eine bemerkenswerte junge Frau«, befand Emerson. Düster setzte er hinzu: »Schätze, die werden wir nicht mehr los.«
    »Bis auf Weiteres nicht«, bekräftigte ich. »Und wir können uns nicht einmal beklagen, schließlich verdanken wir ihr sehr viel. Wir haben uns gehörig in ihr getäuscht. Sie hat die ganze Sache allein initiiert.«
    »Mit ein paar Ratschlägen von Ismail Pascha«, versetzte Ramses. »Sieh mich nicht so durchdringend an, Mutter. Ich will ihre Intelligenz und ihren Mut ja gar nicht leugnen, aber ich möchte wetten, dass sie umgehend zu ihrem Busenfreund gerannt ist, nachdem sie mich – äh – meine wohlgeratene Wenigkeit in die Zelle gesperrt hatten, und ihm ihr Herz ausgeschüttet hat. Das war das Startsignal für ihn, ihr irgendwelche Flöhe in den Kopf zu setzen, denn das kann keiner so gut wie er. Ich höre seinen Sermon schon fast, ihr nicht? ›Die Grausamkeiten des Krieges … zu jung zu sterben … dein Vater wurde gegen seinen Willen gezwungen, einen galanten Widersacher auszulöschen … im Grunde seines Herzens wäre er dankbar, wenn ihm diese grausige Pflicht erspart bliebe …‹«
    »Sie scheint mir eine romantische junge Person zu sein«, wandte ich ein. »Und klug genug, um an alles zu denken, mit, das mag ja sein, ein paar gedanklichen Anstößen von Sethos. Vermutlich hatte er das Haus ausgekundschaftet, einschließlich der Zellen – ›nur für den Fall‹. Genau wie ich glaubt er, potenzielle Gefahren zu ahnen. Sonst hätte er sich nicht die Mühe gemacht, sie zu überzeugen, mit ihm zu fliehen, um die Person aufzusuchen, die solchen Eindruck auf ihr schwärmerisches Herz gemacht hat.«
    »Aber Mutter«, protestierte Ramses. »Sie war gelangweilt und nervös und sauer auf ihren Vater, weil er sie nach Gaza geschleift hat, und fasziniert von Sethos. Mehr bedurfte es gewiss nicht.«
    »Hhm«, murmelte ich. »Zugegeben, ihre Motive interessieren mich weniger als seine. Warum hat er es getan? Bestimmt nicht, um eine in Bedrängnis geratene Halbwüchsige zu retten.«
    »Nicht Sethos«, grummelte Emerson – der töricht genug gewesen wäre, um genau das zu tun. »Irgendwie will er sie gegen ihren Vater ausspielen. Es wäre verflucht peinlich für Sahin Bey – pardon, Sahin Pascha – zuzugeben, dass die eigene Tochter zum Feind übergelaufen ist. Was würde er nicht alles dafür geben, sie zurückzubekommen?«
    »Einen solchen Plan kann ich nicht befürworten«, erklärte ich. »Ich werde keine junge Frau gegen ihren Willen zu irgendetwas zwingen, egal, was man mir im Gegenzug dafür anbietet.«
    »Nicht einmal für Sethos?« Ramses’ Blick war auf die Zigarette gerichtet, die er soeben anzündete.
    »Ach du gute Güte«, seufzte ich.
11. Kapitel
    Die Nacht verstrich ohne Zwischenfall, aber dennoch etwas problematisch. Ich war darauf bedacht, das Mädchen in meiner Nähe zu wissen. Man hatte sie Hals über Kopf aus ihrer vertrauten Umgebung gerissen, und wir waren Fremde für sie; eine mütterliche Vertrauensperson würde sie trösten – und am Fortlaufen hindern, falls sie ihre Einstellung änderte. Emerson versuchte mich zu überzeugen, ich solle meine Einstellung ändern; er fand meine Neigung, Schwierigkeiten zu wittern, die nie eintraten, verflucht unangenehm (Originalton Emerson). Da er sich nicht durchsetzen konnte, stapfte er ziemlich aufgebracht in eines der angrenzenden kleinen Schlafzimmer.
    Esin entpuppte sich als unruhige Zimmernachbarin, sie atmete geräuschvoll durch die Nase und wälzte sich unaufhörlich im Bett. Gleichwohl sah ich den Silberstreif am Horizont: Das Wachliegen ließ mir reichlich Zeit für meine Überlegungen. Die Situation war noch konfuser als zuvor, die Irrungen und Wirrungen mannigfaltig. Wenn wir nicht Vorkehrungen für unsere Abreise trafen, könnte Cartright uns unter Hausarrest stellen oder uns zum Aufbruch nötigen – zu unserem eigenen Besten, wie er beteuern würde. Ich traute ihm nicht über den Weg und glaubte ihm auch kein Wort. Weiß der Himmel, was Sethos als Nächstes vorhatte. Ich jedenfalls hatte ihn nie als Verräter eingestuft, und ich glaubte es auch jetzt nicht, obwohl mir seine wahren Motive ein Rätsel waren. Indes hatte er nicht übertrieben, als er von der Schlinge um seinen Hals sprach; ein Überläufer ist automatisch verdächtig, und

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