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Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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schützen, wie er meinte.«
    »Aber wie hat er denn –«
    Nefret bedeutete Ramses zu schweigen. »Wie gut kennst du Ismail Pascha?«, erkundigte sie sich.
    »Ich habe oft mit ihm geredet. Er ist Engländer, müsst ihr wissen. Ich habe gern mit ihm geplaudert; er hat mich wie einen Menschen behandelt und nicht wie eine Frau, und ich konnte mein Englisch verbessern. Er hat gesagt, ich sei ein kluges Mädchen.« Sie trank ihren Tee aus und lehnte sich zurück.
    »Es überrascht mich, dass dein Vater gebilligt hat, dass du mit anderen Männern sprichst«, meinte Nefret gedehnt.
    »Er konnte gar nicht anders.« Ihre dunklen Augen blitzten auf. »In Konstantinopel arbeiten inzwischen viele Frauen – wegen des Krieges. Ich habe beim Roten Kreuz ausgeholfen und Verbandpäckchen gewickelt. Es war herrlich! Wir haben über vernünftige Dinge geredet, über Bücher und was in den Zeitungen stand, und viele neue Ideen diskutiert. Und wir trugen Mieder und kurze Kleider!«
    »Ich habe davon gehört«, bekräftigte Nefret. »Hat die Regierung nicht ein Dekret erlassen, dass die muslimischen Frauen längere Röcke tragen, auf Mieder verzichten und dichtere Schleier anlegen sollten?«
    »Sie mussten alles zurücknehmen«, sagte diese junge Amazone selbstgefällig. »Wir haben dafür gesorgt. Die Mädchen bei der Telefongesellschaft und bei der Post drohten mit Streik, und die Damen sagten, sie würden nicht mehr für das Rote Kreuz arbeiten. Und mein Vater befand, ich würde mich in schlechter Gesellschaft bewegen, und deshalb musste ich mit ihm nach Gaza reisen, und dort war es sterbenslangweilig. Er versuchte, mich in den Harem zu sperren, aber von dort bin ich ständig ausgerückt; es war lustig, mich vor den Männern zu verbergen und Plätze zu erkunden, wo mich keiner vermutete.«
    »Die Keller«, murmelte Ramses, sichtlich gerührt. Er hatte sie unterschätzt, wie wir alle.
    Emerson hatte sprachlos gelauscht. Jetzt räusperte er sich und fragte: »Was ist mit Ihrem Vater, Kindchen? Er wird sich Sorgen machen. Haben Sie ihm eine Nachricht hinterlassen?«
    »Nein, warum sollte ich? Er kümmert sich nicht um mich, ich bin nicht mehr als sein Eigentum. Ich habe in England gelebt; ich kehre nicht zurück zu Schleier und Harem und zu der Unmündigkeit der Frau. Als Ismail Pascha mir erzählte, dass mein Vater einen englischen Spion aufgegriffen habe, wollte ich ihn sehen, deshalb habe ich mich in der Empfangshalle versteckt, in der Hoffnung, sie würden ihn dorthin bringen – und so war es auch! Mein Vater wies sie an, seine schmutzige Kleidung zu entfernen, damit die Sitzkissen keine Flecken bekämen, und als sie ihn entkleideten, sah ich, dass du sehr wohlgeraten bist.«
    Nefret bekam einen Hustenkrampf. »Freut mich, dass du das lustig findest«, meinte Ramses säuerlich.
    »Es ist nicht lustig«, widersprach das Mädchen. »Es ist tragisch und sehr romantisch. Ich wusste nicht, wer du bist, und als mein Vater sagte, er würde mich dir zur Frau geben, war ich glücklich, weil du so männlich und so mutig bist, und dann – dann hast du gesagt, dass du schon verheiratet bist, und mir brach es das Herz, weil ich wusste, dass ein englischer Gentleman nie untreu sein würde – «
    »Jetzt ist es aber genug«, sagte Ramses zu seiner Frau, die mit beiden Händen ihren Mund bedeckte, um nicht laut loszuprusten.
    »Ganz recht«, sagte ich, um Fassung bemüht. Die Konversation war doch sehr eigenwillig gewesen. »Nefret, zeig der – äh – jungen Dame das Bad und gib ihr ein paar frische Sachen. Dieser Teppich ist ja völlig verdreckt.«
    »Besprecht nichts Wichtiges, solange ich nicht zurück bin«, bemerkte Nefret.
    Das Mädchen stand auf. »Bist du immer noch böse mit mir?«, fragte sie Ramses.
    »Gütiger Himmel, nein. Ich – äh – ich verdanke dir sehr viel.
    Mehr als mir selber bewusst war.« Strahlend erwiderte sie sein Lächeln.
    »Du schuldest mir nichts. Ich werde die Erinnerung an diesen Kuss wie einen Schatz hüten, auch wenn ich dich nie ganz für mich haben kann.«
    Nachdem Nefret das Mädchen hinausbegleitet hatte, verweilten wir anderen in brütendem Schweigen über unsere neuerlichen Eindrücke. Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass wir allmählich mit zu vielen eigenwilligen jungen Frauen konfrontiert wurden. Kritisch fixierte ich meinen Sohn.
    »Der Kuss war vielleicht ein Fehler.«
    »Er schien mir das kleinere Übel, Mutter.«
    Ich denke, er wollte mich foppen. Bei Ramses kann man sich da nie

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