Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin
Kopfbedeckung.
»Kann ich dich kurz sprechen, Vater«, rief Ramses. »Was zum Henker treibt Bertie da oben?«
»Seine Beobachtungen fortsetzen, nehme ich an. Kann ich –«
»Aber sicher, mein Junge, aber sicher. Hat es mit die ser neuen Sektion zu tun?«
»Nein, Sir, mit den Albions. Ich würde deine Pläne ja liebend gern unterstützen, wenn du mich freundlicherweise einweihen würdest.«
Emersons Blick schweifte vorsichtig von einer Seite zur anderen, ringsum und hinter sich. »Versprichst du mir, dass du deiner Mutter nichts davon erzählen wirst?«
»Ich werde es versuchen. Aber du weißt, wie sie –«
»Ja, ja, ist mir schon klar. Aber beim Zeus, diesmal denke ich, bin ich ihr wirklich einen Schritt voraus.
Komm, hier entlang, wo sie uns nicht belauschen kann.« Seine Mutter stand ungefähr sechzig Meter von ihnen entfernt, dennoch ließ Ramses sich von seinem Vater mitzerren. »Also, Sir?«
Emerson nahm seine Pfeife aus der Tasche. »Ich fand es merkwürdig, dass die Albions sich ausgerechnet für diesen Abschnitt des Tals entschieden haben. Es besteht absolut keine Veranlassung, dort oder sonst wo mit einem bedeutenden Fund zu rechnen. Es sei denn, irgendjemand hätte ihnen einen Tipp gegeben.«
Er entzündete ein Streichholz und paffte. »Einen Hinweis, wie beispielsweise das Fragment eines Wandgemäldes?«, fragte Ramses. »Khonsu, er ist ein Gott und hat menschliche Hände.«
»Wie viele andere Gottheiten auch«, wandte Emerson ein. »Aber die Albions haben – mit Ausnahme von Sebastians angelesenem, theoretischem Wissen – kaum Erfahrung, und im Moment wissen sie nicht einmal, wo sie suchen sollen.«
»Nach Jamils Grab?«
»Ich sehe, der Gedanke ist dir nicht neu. Wie bist du darauf gekommen?«
»Ich mag die Albions nicht«, gestand Ramses. »Keinen von ihnen.«
»Freut mich zu sehen, dass du so ganz allmählich deinen Instinkten vertraust«, meinte sein Vater anerkennend. »Wie Mutter sagen würde –« Er stockte, da Emerson die Stirn runzelte. »Ich mag ihr Verhalten gegenüber Jumana nicht«, führte Ramses aus. »Ihre Haltung gegenüber den Ägyptern ist typisch für ihre gesellschaftliche Stellung und Herkunft – mit anderen Worten: intolerant und voreingenommen. Nach seinem Anfangsfiasko bemüht sich Sebastian, besonders höflich zu Jumana zu sein. Nefret glaubt, dass sie sich bei uns beliebt machen wollen, aber es könnte auch einen anderen Grund haben.«
Sein Vater nickte. »Weiter, mein Junge.«
»Man sollte es einmal unter einem anderen Aspekt betrachten. Jamil bekam von irgendwem finanzielle Unterstützung. Wir tippten auf Yusuf, aber da waren interessanterweise diese Lebensmittel europäischen Ursprungs unter seinen Vorräten. Die Albions haben dich gebeten, sie mit ein paar Grabräubern bekannt zu machen. Ich glaube nicht, dass das ein Scherz war. Sie hatten in Gurneh herumgefragt, und Albion erwähnte, dass ›Mohammed‹ sie an jemanden verwiesen habe. Was, wenn dieser Jemand Jamil war?«
»Mohassibs Vorname ist Mohammed«, warf Emerson ein.
»Es hätte Mohassib oder Mohammed Hassan gewesen sein können – oder einer von den vielen anderen Mohammeds. Allerdings sind die beiden am wahrscheinlichsten. Beide haben mit Jamil gesprochen, beide hatten Angst vor ihm. Und ihn mit einem reichen Gönner bekannt zu machen, war der beste Weg, ihn versöhnlich zu stimmen. Leider fand Jamil den Tod, bevor er den Fundort des Grabes preisgeben konnte. Die Albions wittern die Chance, dass er sich Jumana anvertraut haben könnte. Eine abwegige Chance, aber immerhin.«
»Und Jamil versprach ihnen im Gegenzug für ihre Unterstützung, dass er ihnen die Artefakte aus dem Grab verkaufen würde, sobald er es freigelegt hätte. Exakt meine Überlegungen.«
»Wie ich Albion kenne, wollte er mehr als bloße Ver sprechungen«, gab Ramses zu bedenken.
»Der Punkt geht an dich«, lobte Emerson. »Ja, er wollte einen Beweis für den Fund und – vielleicht einen kleinen Vorschuss? Etwas so Hübsches wie den Kosmetiktiegel?«
»Möglich. Das ist alles hypothetisch, und wir können nicht … Vater, nein!«
»Was können wir nicht?« Emerson machte sich an seiner Pfeife zu schaffen. Zu spät, sein Mienenspiel hatte ihn verraten.
»Ihre Zimmer durchsuchen. Gib’s zu, Vater, daran hattest du doch gedacht, oder?«
»Du doch auch, sonst hättest du mich nicht so rasch durchschaut.«
Seine Logik war messerscharf, sein Grinsen verschwö rerisch, Ramses indes bemühte sich, ernst zu bleiben. »So
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