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Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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bei weitem manierlicher als mein Gatte, fing an, sich Hände und Arme mit Sand zu scheuern.
    »Wenn das Grab leer war, was habt ihr dann die ganze Zeit dort oben gemacht?«, erkundigte sich Nefret, Ramses ein feuchtes Taschentuch reichend.
    »Vermessen und Notizen gemacht.« Er wischte sich den Mund, bevor er fortfuhr: »Vater hat ein paar Kleinigkeiten mitgebracht.«
    Weiterhin auf dem Boden kauernd, untersuchte Emerson den von ihm gesammelten Krimskrams, darunter eine Scherbe von einem Tongefäß, Goldstaub und einige Schmuckfragmente, wie Perlen und Intarsien und Kettenglieder. Tief versunken in den Anblick dieser wenig beflügelnden Artefakte zuckte er nicht einmal zusammen, als ich meine Flasche Alkohol entkorkte und die Flüssigkeit auf seinen geschundenen Rücken träufelte. Ich glaube ernsthaft, dass ich Emerson eine seiner Extremitäten amputieren könnte, ohne dass er irgendwas merkte, wenn er etwas archäologisch Interessantes entdeckt hat.
    »Wir hatten einige Schwierigkeiten, in den abschüssigen Stollen vorzudringen«, führte Ramses aus. »Er war mit Steinen versperrt, und die Grabräuber haben nur so viele entfernt, dass sie sich hindurchquetschen konnten. Für Vater war es eine ziemliche Tortur.«
    »Und für dich«, warf Nefret ein. »Wenigstens warst du so vernünftig, deine Jacke zu tragen.«
    »Ich hatte Schreibmaterialien und eine Taschenlampe in meiner Jacke«, erwiderte Ramses. Er fischte einen zerknüllten Papierwust aus seiner Jackentasche.
    »Du kannst deine Notizen heute Abend detailliert zu Papier bringen«, befand Emerson ohne aufzublicken. »Verflucht, Peabody, was machst du da eigentlich?«
    »Deine Brust ist auch voller Kratzer«, krittelte ich. »Lehn dich zurück.«
    »Kein Stück brauchbares organisches Material«, grummelte Emerson. »Holz, Mumienumhüllungen, Knochen – Autsch.«
    »Ich bezweifle, dass wir die Sarkophage oder die Mumien hätten retten können«, wandte Ramses ein.
    »Wir hätten es versuchen können«, brummte Emerson. »Zur Hölle mit diesen Bastarden! Wer weiß, wie viele historische Daten ihrem Vandalismus zum Opfer gefallen sind!«
    »Was geschehen ist, ist geschehen, und Hadern und Klagen lässt viele verzagen«, sinnierte ich laut.
    »Nein, das ist es verflucht noch mal nicht«, schnaubte Emerson. »Lass mich mit deinen Aphorismen in Ruhe.«
    »Was ist deiner Meinung nach –«
    »Mutter«, sagte Nefret sanft, aber bestimmt, »du und Vater könnt euch den ganzen Heimweg über Aphorismen streiten, wenn ihr mögt. Ich denke, wir sollten umkehren.«
    »Ein ausgesprochen konstruktiver Vorschlag, mein Schatz«, bekräftigte ich. Mir war klar, dass sie darauf drängte, Ramses nach Hause zu bringen, wo sie seine Schürfwunden im Gesicht und an den Händen säubern und desinfizieren könnte. »Emerson, gib mir meine Pistole wieder.«
    »Nur über meine Leiche, Peabody. Wenn geschossen werden muss, dann erledige ich das.«
    Nichts dergleichen wurde erforderlich, obwohl wir auf dem Rückweg Augen und Ohren offen hielten. Sobald die Sonne sank, wurden die Schatten länger und spendeten ein wenig Erleichterung von der Hitze, indes war ich mir unangenehm bewusst, dass sich ein möglicher Verfolger besser verbergen könnte. Gleichwohl erreichten wir die Stelle, wo unsere Pferde warteten, ohne jeden Zwischenfall, und wir nahmen die Straße nach Hause. Daoud ging neben Jumana, ununterbrochen auf sie einredend, um sie aufzumuntern. Genau wie wir war Selim nicht so nachsichtig mit dem Mädchen.
    »Sie weiß, wo er ist«, murrte er. »Wir müssen sie dazu bringen, es uns zu sagen.«
    »Lass ihr ein bisschen Zeit«, riet Emerson.
    Selims Augen waren hart wie Obsidian. »Jamil hat die Familie in Verruf gebracht. Es ist eine Sache der Ehre.«
    Ach herrje, herrjemine, dachte ich bei mir – Probleme über Probleme! Männer haben überaus eigentümliche Ehrvorstellungen und noch komischere Ideen, was sie diesbezüglich tun können. Inoffiziell war Selim das Oberhaupt der Familie, genau wie sein Vater vor ihm. Yusuf war zu alt und wankelmütig für diese Rolle, die eigentlich ihm zustand. Wenn Selim für die Familie sprach und sie waren einer Meinung … Das waren sie natürlich. Die Männer jedenfalls.
    »Selim, wir wissen nicht, ob es Jamil war«, gab ich zu bedenken. »In der Tat wissen wir nicht einmal, dass er irgendeine kriminelle Handlung begangen hat, einmal abgesehen von einigen Grabplünderungen. Ich bezweifle, dass irgendein Gericht ihn dafür belangen würde.

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