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Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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hatten wir entschieden, dass es sicherer für die Männer sei, sich von oben heranzupirschen, statt den glatten Felsen zu erklettern. Sie würden den Toten hinunterlassen und dann sich selber.
    Der erste Teil verlief planmäßig. Sein weißes Taschentuch auf sein Gesicht gepresst, verfolgte Cyrus tief besorgt jede Bewegung der winzigen Gestalten hoch oben auf der Klippe. Er liebte Katherines Kinder über alles, und Bertie hatte diese Zuneigung erwidert, indem er Cyrus’ Namen annahm. »Haben sie etwas dabei, um ihre Gesichter zu bedecken?«, wollte er wissen, seine Stimme von dem Taschentuch gedämpft. »Und Handschuhe? Und –«
    »Daoud weiß, was er zu tun hat«, wiederholte Ramses. Auch er verfolgte das Ganze mit sorgenvoller Miene. Jumana schien das alles kaum zu berühren; sie hatte sich auf einen Felsblock gesetzt, stillte ihren Durst und summte leise.
    Bertie stieg als Erster hinab, und ich stellte erleichtert fest, dass er von Daoud hinuntergelassen wurde und nicht, wie Ramses, mit den Händen am Seil nachfasste. Er verschwand in der Schlucht, darauf folgte Hassan, der ein gefaltetes Stück Segeltuch und eine Seilrolle bei sich trug.
    Ich vermute, es dauerte nicht mehr als zehn Minuten, bis sie ihre Mission erledigt hatten, doch mir erschien es wesentlich länger. Das Erste, was ich sah, war der blütenweiße Turban von Hassan. Ziemlich hektisch packte er das Seil und glitt zu Boden.
    »Hölle und Verdammnis«, brüllte Emerson, und seine Stimme hallte von den Klippen wider. »Hast du ihn allein dort oben gelassen?«
    »Ist schon in Ordnung«, rief Bertie. »Passt auf.«
    Das in Segeltuch gewickelte Bündel wurde abgesenkt, schwankte und prallte mehrfach heftig gegen das Gestein. Der Gestank war wirklich grauenvoll, aber nicht einmal Cyrus wich zurück. Er ließ Bertie nicht aus den Augen, der breitbeinig dort oben stand und Seil nachließ. Ramses’ Einschätzung war korrekt; dafür hatte er genug Kraft. Das Bündel war nicht sehr groß.
    Es klatschte so schwungvoll auf den geröllbedeckten Untergrund, dass ich es lieber nicht beschreibe, und Bertie begann unmittelbar mit dem Abstieg. Ramses zog sein Messer, zerschnitt das Seil und hätte den Leichnam für Bertie aus dem Weg geräumt, wäre Selim ihm nicht zuvorgekommen. Hassan half ihm sogleich, das Bündel auf die provisorische Pritsche zu heben und fortzutragen. »Gut gemacht!«, sagte ich, den ersten tiefen Atemzug nach mehreren Minuten nehmend. »Gott sei Dank haben wir das hinter uns gebracht. Und jetzt lass uns … Nefret?
    Nefret, wo willst du hin?«
    Sie war Selim und Hassan gefolgt und stoppte die beiden, weit genug weg, sodass der entsetzliche Gestank nicht mehr zu uns drang.
    »Hölle und Verdammnis«, wetterte Emerson. »Sie ist doch nicht … Sie will doch sicher nicht …«
    Die Männer setzten die Trage zu Boden. Emerson stieß einen noch wüsteren Fluch aus und schickte sich an, zu ihnen zu stürmen.
    »Nein, Vater«, sagte Ramses.
    »Aber – hat sie dir gesagt, dass sie – willst du sie nicht aufhalten?«
    Ramses schüttelte den Kopf. »Sie hat mir nichts gesagt, aber ich habe damit gerechnet, und nein, ich werde sie nicht aufhalten. Ich habe lange genug den herrischen Ehemann gespielt. Ich hätte es nicht tun sollen. Es ist ihre Entscheidung und ihr gutes Recht. Bitte, misch dich nicht ein.« Er gesellte sich zu Nefret, beobachtete ihr Tun, die Hände in den Hosentaschen vergraben. Sie sah zu ihm auf und sagte rasch etwas, bevor sie sich wieder ihrer grässlichen Aufgabe widmete. »Was macht er da?«, wollte Emerson wissen.
    »Einfach bei ihr sein«, klärte ich ihn auf. »Die Unannehmlichkeiten auf die ihm einzig mögliche Weise mit ihr teilen. Es ist wirklich ganz reizend, Emerson.«
    »Reizend, eine solche Erfahrung«, knurrte Emerson.
    »Ach verflucht, ich kann auch nicht mehr tun. Ich werde mich zu ihnen gesellen und –«
    »Nein, Emerson, das wirst du nicht. Wie wär’s mit einem Happen zu essen, während wir warten? Bertie, Sie haben Ihre Sache wirklich gut gemacht. Möchten Sie ein Käsesandwich?«
    Bertie hatte das Tuch entfernt, das seinen Mund und seine Nase bedeckte. »Gute Güte, Mrs Emerson, ich … Na ja, gern, wenn es Ihnen nichts ausmacht, aber sie – Nefret – es ist wirklich ein entsetzlicher Fund, wissen Sie, und der Anblick von Speisen –«
    »Kümmern Sie sich nicht um Nefret«, sagte ich.
    Cyrus schüttelte nur den Kopf. Er kannte Nefret länger als Bertie.
    Obschon ich Leichen in allen Stadien der Verwesung

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